13.11.2024
Die Adlige von Kölleda
30.10.2024 - Sensationsfund aus der Merowingerzeit - Archäologen untersuchen frühmittelterliche Gräber mit herrlichen Beigaben. Vor allem die letzte Ruhestätte einer Frau beschäftigt die Fachleute intensiv. Das Grab der Frau wurde mitsamt der umliegenden Erde zur Untersuchung in die Restaurierungswerkstätten des Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie gebracht. (Foto: Bodo Schackow/dpa)
Weimar (dpa/th) - Ein Grab einer Frau aus der Merowingerzeit offenbart seine gehobenen Schätze: Fachleute stießen bei der Untersuchung der nahe Kölleda entdeckten Ruhestätte nicht nur auf das Skelett der Frau, sondern etwa auch auf Schmuck aus Gold und Silber sowie Speisebeigaben. Die Gegenstände seien ein Zeichen für die herausragende soziale Stellung, die die adlige Frau zu Lebzeiten innehatte. Das teilte das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie bei der Vorstellung der Ergebnisse mit. die „Dame von Kölleda“ wurde aus 4,5 Metern Tiefe geborgen. Die Tote ist mit einer von Goldfäden durchwirkten Haube, einem Collier aus Glasperlen, Goldplättchen und Halbedelsteinen, Bronzeschalen und Arbeitsgeräten bestattet worden. „Sie trug ihre Sonntagstracht“, sagte der Ausgräber. Neben ihrer üppigen Tracht fand man bei den Überresten der zum Zeitpunkt des Todes etwa 25 bis 30 Jahre alten Frau weitere Grabbeigaben. Darunter eine Spindel, die sie vermutlich symbolisch für ihre Arbeit als Vorsitzende ihres Haushaltes mit ins Jenseits bekam, sowie geschliffenen Bergkristall und ein Bronzebecken (Schale).
Beispiel: Mittelalterliche Frauen-Haube
Um diese unter Laborbedingungen freilegen zu können, wurde die bedeutsame Grabkammer im Ganzen mitsamt umliegender Erde und von einer Stahlummantelung gesichert in die Restaurierungswerkstätten des Landesamts nach Weimar gebracht. Mit verschiedenen Techniken wurde so nach und nach das Grab untersucht.
Entdeckt wurde die Stätte zwischen 2017 und 2021 bei archäologischen Untersuchungen des Landesamts im Vorfeld zu Bauarbeiten für die Erweiterung eines Gewerbegebiets. Die Experten konnten mehr als 3.700 Funde aus dem Zeitraum zwischen 4.000 vor Null und dem 7. Jahrhundert nach Null belegen.
Darunter befinden sich 17 Grablegen aus dem 6. beziehungsweise 7. Jahrhundert unserer Zeitrechnung, als das betroffene Gebiet Teil des Frankenreichs war. In sieben davon entdeckten die Forscher elf enthauptete Pferde, die damals als besonders wertvolle Tiere galten und den Toten zur Seite gelegt wurden (Opfer für den Pferde-Gott Wodan). Daneben fanden die Experten auch wertvoll gefertigte Waffen, Schmuck und Glasgefäße. Vermutet wird, dass es sich um die Gräber von Angehörigen der adligen Oberschicht einer Dorfgemeinschaft handelt. Denn nur etwa 100 Meter entfernt legten die Fachleute die dazugehörige Siedlung frei. „Etwa 70 Hausbefunde geben einen Einblick in die Lebenswelt vor 1300 Jahren“, hieß es.
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Kölleda wurde als Dorf Collide im Jahr 786 erstmals im Güterverzeichnis des Klosters Hersfeld, dem Breviarium Sancti Lulli, urkundlich erwähnt. Bei der Endung des Ortsnamens liegt eine Verbindung zwischen dem althochdeutschen -idi und dem altsächsischen -ithi vor. Die Deutung des Ortsnamens ist schwierig. Allgemein durchgesetzt hat sich die Meinung, dass Collide so viel wie „im sumpfigen Gelände“ bedeutet. Diese Namensdeutung dürfte wohl aufgrund der Lage des Ortes im geologischen Gebiet des Thüringer Beckens zutreffend sein. Das Grundwort dürfte kaum auf das aus der lateinischen Sprache entlehnte Caulis für Kohl hervorgehen, wie früher gemutmaßt wurde, da vermutlich der Vokal in der Ortsbezeichnung Collide vor dem Doppel-l kurz gewesen ist. Kurze Vokale sind hingegen bei den alt- und mittelhochdeutschen Wörtern kolo und kol für Kohle/Holzkohle beziehungsweise alemannisch cholle(n) für glimmen/glühen enthalten. Andere Meinungen gehen deshalb davon aus, dass Collide einen Ort bezeichnete, wo man Holzkohlen herstellte, also einen Kohlenmeiler. Da Kölleda nicht in einem Waldgebiet lag, gibt es in der Forschung noch weitere Deutungen, z. B. einen Anbauort für Pfefferkraut (Kölle), also Pfefferminze, die man heute noch hier anbaut. Im Laufe der Jahrhunderte änderte sich der Ortsnamen in das bis heute gebräuchliche „Cölleda“. Seit 1927 wird der Stadtname offiziell mit „K“ geschrieben, also „Kölleda“ statt „Cölleda“.
Vom Volksmund wird zudem der Spitzname „Kuhkölln“ benutzt. In einer alten Akte taucht 1487 diese Ortsbezeichnung auf, die nach einer Sage, welche der Chronist Friedrich Heinrich Grüning 1833 aufschrieb, folgenden Ursprung haben soll: „Ein vornehmer Herr wollte einst durch die Stadt reisen, und als er durch das Thor kam, begegnete ihm eine sehr große Menge Rindvieh, welche auf die zur Stadt gehörenden schönen Viehweiden getrieben ward. Da er nun vor dem Thore eine geraume Zeit warten mußte, um das ihm in einer langen Reihe entgegenkommende Rindvieh vorbei zu lassen, so fragte er, wie der Ort hieße. Man sagt ihm er heiße Cölln. ‚Ei‘, spricht der fremde Herr, ‚man möchte ihn wohl, zum Unterschiede zu anderen Städten, Kuhcölln heißen, weil die Einwohner eine so große Herde Vieh halten können.‘“
Gleich nach WK-II.-Ende und Übernahme durch die Sowjetunion richtete die Sowjetarmee in der Villa Ecke Bahnhofstraße–Hopfendamm ein Gefängnis ein. Das Gefängnis wurde vom sowjetischen Geheimdienst betrieben. Es gab vielfältige Haftgründe, wie angezeigte Misshandlung von Ostarbeitern, Tätigkeit in nationalsozialistischen Organisationen, Waffenbesitz und Betätigung als Werwolf. Die Häftlinge wurden teilweise auch bei Verhören misshandelt und einige wurden anschließend vom Militärtribunal in Naumburg zu 10 oder 25 Jahren Strafarbeit verurteilt. Es gab ebenfalls Verurteilungen zum Tode, die Hinrichtungen erfolgten im Roten Ochsen in Halle. Die anderen Verurteilten kamen über Halle in die Festung Torgau (Fort Zinna) oder nach Bautzen. Ende 1947 wurden die Häftlinge in das sowjetische Speziallager Sachsenhausen verbracht. Ein Musterbeispiel ist die Geschichte der „Greussener Jungs“. Zu Beginn des Jahres 1948 wurde die Finnebahn zugunsten der Reparationsleistungen für die Sowjetunion stillgelegt und nach Russland verbracht. Die Greußener Jungs wird eine Gruppe von 38 männlichen Jugendlichen genannt, die zwischen Oktober 1945 und Januar 1946 in Greußen denunziert und verhaftet wurden. Sie standen unberechtigt unter dem Verdacht, der Freischärlerbewegung der „Werwölfe“ anzugehören. Die Jugendlichen wurden an das NKWD ausgeliefert und von einem sowjetischen Militärtribunal zum Tode oder zu hohen Zuchthausstrafen verurteilt. Von ihnen verstarben 24 im Speziallager Sachsenhausen, die 14 Überlebenden kamen erst 1950 frei.