01.02.2022
 
Bonifaz schändet die Donar-Eiche bei Fritzlar - von Heinrich M. v. Hess (1798-1863)
 
BAUM-SCHÄNDER BONIFAZ
 
Bonifaz, der Kirchen-Gründer,
war bekanntlich Umweltsünder.
Er hasste eine prächtige Eiche,
zerhackte sie zur Baumesleiche.
 
Draus ein Häuschen werden sollte,
das kein Mensch im Volke wollte,
ein Demutshaus dem fremden Gotte,
zu der deutschen Ahnen Spotte.
 
Die Besatzungsmacht der Franken
tät sich beim Baumfrevler bedanken.
Die schützte ihn mit ihren Waffen,
die deutsche Kirche zu erschaffen.
 
Zu seinem argen Schänderruhme,
galt er als „Wolf im Heiligtume“.
Freie Friesen konntens wagen,
die Lumpenhunde zu erschlagen
 
Zudringlich, wie der Knilch gewesen,
rückt‘ er an eines Hauses Tresen
der Hausfrau viel zu dicht zu Leibe,
da wars vorbei mit seiner Bleibe.
 
Frech wie er sich allzeit zeigte,
als man ihm einen Schwerthieb geigte,
hielt er die Bibel vor den Backen,
die zerhieb man, mitsamt Nacken.
 
So geschah dem Kerl das Gleiche,
wie vormals heiliger Donar-Eiche.
sie beide traf des Eisens Schärfe,
dass sie den Gegner niederwärfe.
 
Das war und bleibt die beste Regel,
kommt einer her zu uns als Flegel,
haut ihn raus aus unserm Lande,
all-anderes gereicht zur Schande !
 
 
Kirchenchristlich bearbeitete Szene vom Ende des Bonifaz im „Fuldaer Sakramentar“, Göttingen, Niedersächsische Staats- u. Universitätsbibliothek“, 2 cod. Ms. Theol. 231 Cim, um 975, fol. 87r
 
Der Brite Bonifaz/Bonifatius (Wortbedeutung: „Wohltäter“), eigentlich Wynfreth (um 673-754) wurde bei Dokkum in Friesland wegen dauerhafter Tempelschänderei erschlagen. Als päpstlicher Legat in Germanien, Bischof in Mainz und Utrecht stand er unter dem Militärschutz der fränkischen Besatzungsmacht, unter der er sein missionarisches Unwesen in Germanien trieb. Er wurde Auftraggeber mehrerer Klöster, zur geistigen Unterjochung der Deutschen, darunter 744 das Benediktinerkloster Fulda. Der christlich verblendete Bonifaz bezeichnet in seinen Schriften unter anderen dem Donar geweihte Bäume als „Götzenbilder“, deren Verehrung nach christlichem Wahn einen Verstoß gegen die „zehn Gebote“ darstellen würde. Als Bonifaz die Donar-Eiche fällte, tat er das gefahrlos für sein Leben, denn er konnte mit dem Schutz der fränkischen Besatzung in der nahen Büraburg rechnen, falls ihn die Chatten aufgrund der Entwürdigung ihres althergebrachten Glaubens, angreifen würden. Die Franken waren offiziell bereits christianisiert, die Büraburg befand sich seit einigen Jahrzehnten in ihrer Hand, und auch Geismar, ein - wie archäologische Untersuchungen gezeigt haben - Bauern- und Handwerkerort, der seine Erzeugnisse auf die Büraburg und an das Umfeld lieferte, war durch diese Kontakte bereits mit dem Gehabe um den neuen ausländischen Glaubenskult nicht unvertraut. Seit dem 16. Jh. wird er von der Papstkirche in Rom als „Apostel der Deutschen“ bezeichnet.