„Auch diese Armenierkinder haben den Krieg nicht gewollt
 
(Türkei 1915)
 
ARMENIERGRÄUEL
 
Was tat der Mensch dem Menschen an,
zahllos sind die Gräuel-Berichte -;
Blut träuft sturzbachweise sicher
aus einjeder Volks-Geschichte.
 
Schlachten, Kriege, Metzeleien
verunzieren alle Phasen
menschlicher Entwicklungsstände,
wie wir aus Annalen lasen.
 
Grauenhaft, doch nachvollziehbar
ist das Morden in den Kämpfen,
wenn die Völker-Konkurrenzen
beben in des Schicksals Krämpfen.
 
Ringt ein Volk um Lebensräume,
geht es um ein Völker-Leben,
ist das Metzeln zu verstehen,
aus dem Überlebens-Streben.
 
Doch nur widerlich und eklig
ist der Mord im Glaubens-Eifern,
werden Menschen hingeschlachtet,
von des andren Glaubens Greifern.
 
Die Armenier war’n den Türken
nur verhasst des Glaubens wegen,
das allein schien Grund genug,
sie als Nachbarn wegzufegen.
 
Massen hat man hingemordet,
deshalb, weil sie Christen waren,
verkünden doch des Islams Lehren   
Hass auf alle fremden Scharen.
 
Der Völkermord an den Armeniern fand unter der Verantwortung der sog. „Jungtürken“ bzw. der vom „Komitee für Einheit und Fortschritt“ gebildeten Regierung der Türkei statt, einer chauvinistischen politischen Erneuerungsbewegung. Bei den Massakern und Todesmärschen, die hauptsächlich in den Jahren 1915 und 1916 stattfanden, kamen je nach Schätzung zwischen 300.000 und mehr als 1,5 Millionen Menschen zu Tode. Die Schätzungen zur Zahl der Armenier die während der Verfolgungen in den beiden vorangegangenen Jahrzehnten getötet wurden, variieren zwischen 80.000 und 300.000 Menschen.
 
Die türkischen „Armeniergräuel“ in Weltkrieg I. hat im Jahre 2015 den BRD-Bundestag zum 100-jährigen Gedenktag an diese Vertreibungen und Vernichtungen beschäftigt. Untaten die bis dahin so gut wie unbeachtet blieben, wurden zum Tagesthema. Völlig unsinnig und geradezu haarsträubend unhistorisch ist diese Debatte von linkslastigen Medien so geführt worden, als trüge das „Deutsche Reich“, welches damals mit der „Osmanischen Pforte“ verbündet war, eine Mitschuld an den Massenmorden. Wer solche Verantwortlichkeiten konstruiert, sollte daran erinnert werden, dass an den Massenmorden an der deutsch-sudetischen Bevölkerung, nach dem Waffenstillstand von Weltkrieg II., im April 1945, die Westalliierten ebenso - und mehr - schuldig wären, welche den Hinschlachtungen von Zehntausenden deutscher Frauen und Kinder, im nachbarschaftlichen Grenzbereich der amerikanischen Zone, tatenlos - oder sogar wohlwollend - zusahen ? Warum schwiegen die US-Besatzungsbehörden zu den Mordorgien an zehntausenden Zivilisten ? Dieser Massenmord an Deutschen wurde ermöglicht durch die Wehrlosmachung der Deutschen, einhergehend mit der Oberhoheit alliierter Besatzungsmächte. Nein, die „Armeniergräuel“ von 1915/16 sind ein ausschließlich türkisches Thema. Die deutschen Offiziere verhielten sich tadellos, sie glaubten zunächst den jungtürkischen Argumentationsmustern, hinter den Deportationen stünden allein militärische Notwendigkeiten. Das entsprach ihrer militärischen Haltung als Hilfskräfte für die verbündete türkische Kriegsführung. In einer militärischen Betrachtung heißt es: „Als im April 1915 ein armenischer Aufstand in Van ausbrach - von dem bis heute unklar ist, ob er von osmanischen militärischen oder paramilitärischen Einheiten provoziert wurde - bedrohte dies das militärische Hinterland an einer empfindsamen Stelle nahe der russisch-osmanischen Front. Die militärische Gesamtlage des Osmanischen Reiches war im Frühsommer 1915 durchaus prekär.“ Dass aber die im Veranlassungsgebiet militärisch unbedarften Armenier einen Aufstand gegen die hochgerüstete Türkei gepant hätten ist nicht glaubhaft. Grundsätzlich akzeptierte der deutsche Berater „Freiherr von der Goltz“ nur militärische Rechtfertigungen im Kampf gegen Unruhen in der Zivilbevölkerung.
 
Als die grausam verfolgten Armenier und syrischen Christen in Bergregionen geflohen waren, plante die türkische Heeresleitung eine militärische Verfolgungsexpedition. Damit wurde der Grund für die Maßnahmen offensichtlich, es ging also nicht um militärische Sicherungen, sondern um die Ausschaltung des christlichen Elements auf türkischem Boden. Die Ausschreitungen gegen Armenier waren keineswegs neu, seit Jahrzehnten gingen Türken und Kurden hassvoll und mörderisch gegen diese nichtislamische Volksgruppe vor. Herr von der Goltz hatte die Botschaft in Istanbul gebeten, ihm „Abschriften der in der Armenierfrage an die Kaiserlichen Konsulate ergangenen Weisungen mitzuteilen und ihn gleichzeitig über unsern Standpunkt in dieser Frage zu orientieren“. Die deutschen Konsuln in der Region gelangten inzwischen zu der Überzeugung, dass die Verfolgungen der Armenier nicht der militärischen Befriedung des Hinterlandes dienten, sondern der gezielten Vernichtung des armenischen Volkes. Die Not der armenischen Deportierten sah von der Goltz erst auf der Reise nach Bagdad ab November 1915. Auf dieser Fahrt erschreckte ihn, wie er schrieb; „der harmvolle Anblick der flüchtenden Armenier, die am Südfuß des Taurus angesiedelt werden sollen und bei denen natürlich, da menschliche Fürsorge bei so großen Massen nicht viel vermag, grenzenloses Elend herrscht.“ Als er an Zeytun (Süleymanlı) vorbeikam, war ein Lager mit ca. 60.000 Armeniern vorher gewaltsam aufgelöst worden, damit er hiervon nichts sehen konnte. Erst in Mossul bekam er einen echten Einblick und griff sofort ein. Mit der Bitte um sofortige Abberufung konnte er dort die Weiterdeportation von Armeniern zunächst verhindern.
 
Bilder: aus „Wehrlos hinter der Front - Leiden der Völker im Krieg“, „Societäts-Verlag / Frankfurt a. M.“, 1931, S. 130, 131