ALEXANDER DER GROSSE
 
Er wollte sein wie der blonde Achill,
ein Löwe, gelbmähnig, ein Brander,
kein Streiten und Siegen stellten ihn still,
den Großen Alexander !
 
War Philipp sein Vater, oder Apoll ?
Wie ein Gottkönig mochte er thronen.
Wer gab die Gewalt zu Güte und Groll,
ihm und den Mazedonen ?
 
Männer der Berge von nordischer Art,
Hopliten, Hippeis, „Gefährten“,
im Willen zum Wagnis auf Waffenfahrt,
im Bunde bestens bewährten.
 
Bedrohlich dehnt' sich das Perserreich,
ein goldmächtig glänzender Riese.
Wer ihn nur führt, den tödlichen Streich,
gelangt in die Schatzparadiese.
 
Hopliten heran, die Sarissen zur Faust,
dicht geschlossen zu breiten Phalanxen,
tief gegliedert, dass es dem Feinde graust -,
grimmige Walzen im Ganzen.
 
Lanzen und Helmbüsche blinken im Licht,
da aus Dünsten die Morgen sich dehnen,
es gehen zum blutigen Gottesgericht
hell-lockige Hellenen.
 
Phalangiten im unaufhaltsamen Schritt,
im Feldzug der Rache ’gen Osten -;
ihr rastloser Führer im rasenden Ritt,
allzeit auf vorderstem Posten.
 
Titanengleich eilt er von Tat zu Tat,
wie ein Herkules einst in den Sagen,
er schafft den straffen, soldatischen Staat,
sein Weltreich zu erwagen.
 
Fern in Indien endet’ des Adlers Flug,
das Perserreich hielt er in Krallen -;
das war sein Leben -, ein einziger Zug;
erst in Babylon ist er gefallen.
 
Er war eines Mythos Inkarnation,
von Göttern -, den blauäugig, hellen,
gewalttätig ordnend seit Urzeiten schon,
in wundersam wogenden Wellen.
 
PS: Die Götter und Heroen der aus dem Norden eingewanderten Griechen, welche die Kultur der Pelasker verdrängten und überlagerten, galten als hellhaarig und blauäugig, so wie die echten Griechen, Mazedonen und Thraker auch. Ihnen wird eine gewalttätig, strenge Klarheit der ordnenden Kraft zugeschrieben (Zeus / Apollon / Herakles). Diesem Ideal folgte Alexander der Große - Sohn von König Philipp II. - im vollem Bewusstsein. Die griech. Götter und Heroen waren seine ausgesprochenen Vorbilder, denen er nacheiferte und sie möglichst noch zu übertreffen versuchte. Seine Zerstörungen wie seine Aufbauleistungen und sozialreformerischen Visionen sind sämtlich vom größten Stil getragen bzw. gleich gewaltig. Als charismatischer, schöner, edler, geistvoller, wohlgeformter, kraftstrotzender, blonder, zum Asketentum neigender, frommer Jüngling, glaubte er sich als geistiger Sohn des Zeus-Ammon, dem die Aufgabe eines Soters (Heilbringers), eines Christos zugedacht sei. Er war die mitreißende - weil vorbildgebende - Führernatur und der ideale Prototyp eines den allermeisten seiner Zeitgenossen - im leiblichen und moralischen Aspekt - überlegenen Übermenschen. Nachdenklichmachend ist, dass sein frommer, hyperreligiöser Auserwähltheitsglauben ihn schließlich „unmenschliche“ Taten begehen ließ, zu denen niedere Naturen aus niederen Motivationen bekanntlich sowieso fähig sind. 
 
Bild: Münzportraits von Alexander (356-323 v.0), König der Mazedonen und Führer des
„Korinthischen Bundes“ aller Griechen gegen den Erbfeind im Osten, das Persische Großreich.
 
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Abb. 1: Bildnis von Athene, der blonden, blauäugigen Stadtgöttin Athens - Abb. 2: Der sog. „Blonde Kopf von der Akropolis“ (Original und Nachguss) stammt von einer marmornen Jünglingsstatue - wahrscheinlich ist es eine Apollo-Darstellung - und befindet sich im „Arkropolis-Musem“ / Athen in (Inv. 689). Er wurde nordöstlich des Akropolismuseums im sog. Perserschutt gefunden. Die Figur wurde um 480 v.0 geschaffen. Die ursprüngliche blonde Haarfarbe war anhand von Farbresten erkennbar (die Augenfarbe ist rekonstruiert).