UND DOCH
 
Das Mondlicht steigt, das Mondlicht verebbt -‚
mein Herz aber blutet und blutet.
Sechs Monde vergingen im Auf und Ab -
in meinem Herz wühlt ein Dornenstab,
der die Brust mit Weh überflutet.
 
Sie schenkt mir die höchste Glückseligkeit,
doch sie gibt sie nicht mir nur allein,
einem andren ist sie versprochen -‚
ihr Verlöbnis hat sie gebrochen,
und ich kann nicht mehr ohne sie sein.
 
Zwei Männer ringen um eine Liebe,
denn Sie schnitt ihr Herz in zwei Teile.
Doch welchem reicht sie das größere Stück,
wem gewährt sie das tiefere Liebesglück,
wem sagt sie die herzlichste Zeile ?
 
Seh‘ ich ihr Bild vor dem inneren Aug‘,
dann beginnt meine Seele zu schwingen,
ihr Körper schimmert und lockt und lockt,
mein Herzschlag wird härter, mein Atem stockt
tausend Geigen beginnen zu klingen.
 
Sechs Monde wuchsen und schwanden dahin,
meine Sehnsucht ist immer gestiegen.
Ich träum‘ von ihr kindhaft und schwärmerisch,
doch der andre teilt mit ihr Bett und Tisch.
Muss der eifernden Sucht ich erliegen ?
 
Wann bin ich verdurstet nach ihrem Mund,
wann verhungert nach ihrem Lachen,
wann ist mein Feuer erkaltet und matt,
wann bin ich müde, des Wartens satt ?
Doch die Liebe wird niemals verflachen !