SIE

So hat noch keine mit mir getan !
An meinen Händen fasst’ sie mich an,
und sagte, sie wollt’ mir was schenken.
Sie zog mich sanft mit sich hinfort,
wir knieten beisammen am stillen Ort -;
des’ muss ich immer gedenken.

So hat noch keine mich angeschaut !
Mit solchen Augen, so klar und traut,
sah sie auf den Grund meiner Seele.
Ich spürte Herz zum Herzen gesellt;
zur Braut erblühte mir da die Welt,
der ich mich anvermähle.

So hat noch keine mich ernst befragt !
So hab’ ich keiner Antwort gesagt.
Sie teilte mit mir die Gedanken,
sie forschte nach meinem Sinn und Sein;
wir wuchsen uns in die Seelen hinein,
wie zwei verschlungene Ranken.

So hat noch keine mich je geküsst !
Nach manches Sommers verlorner Frist
flog ich und sank ich ihr selig zu.
Sie hat meine Liebe gut erkannt;
„mein Liebster“ hat sie mich genannt -,
sie schenkte mir glückliche Ruh.