SCHULD

Erschrocken bin ich aufgewacht,
der Regen trauft auf’s Fensterbrett,
ich liege wach nach Mitternacht,
schweißnass allein in meinem Bett.

Gestalten geistern um mich her,
mich schauen große Augen an,
mir werden Herz und Glieder schwer,
wie ich Vergangenes besann.

War ich zu einem Menschen hart,
hab’ die Erinnerung durchsiebt ?
Da hat ein Herz um mich gedarbt
und ich hab’ es zu schwach geliebt.

Ist das die Wahrheit, frag’ ich mich,
lüg’ ich denn selbst zu dieser Stund’ ?
Wo bist du nur, ich suche dich -,
die ganze Wahrheit sei mir kund:

Ich log sie an, hab’ sie verführt,
hab' sie doch seelenlos benutzt -,
ihr Schmerz hat nie mein Herz berührt,
hab’ damit selber mich beschmutzt !

Ich fühl’ die alte Schuld wie neu,
mein Sinn blieb damals grausam kalt.
Zu spät, zu spät kommt mir die Reu’,
sie ist nicht mehr und ich bin alt.