FRÜHLING

Ich schwöre Dir, ich will Dich lieben,
bis an das Ende unsrer Zeit,
 zu Dir fühl‘ ich mich hingetrieben,
nur Du machst mir das Herz so weit.

    Du bist mein starker Frühlingswind,
Du lockst mich aus der Winterkammer,
    ich schlief im Seelenlabyrinth,
nun hör' ich Girlitz, Fink und Ammer.

Der Lenzmond fährt mir durch die Glieder,
ein Sehnen zieht durch meine Brust;
es zwitschern hundert Vogellieder,
nie war das Glück mir so bewusst.

    Die Frühlingsgöttin bist Du mir,
Du schenkst mir nie gekannte Flügel,
nach Dir, nach Dir steht mein Begier -
zerrissen sind die morschen Zügel.

Ich bin Dein treuer Schmetterling,
ich kriech' aus meiner Puppengruft
und flieg' in Deinen Blütenring -
auf allen Wiesen liegt Dein Duft.

    Und hab ich endlich Dich erreicht,
hab' Deinen Lilienkelch gefunden,
bin ich Dir wie ein Lichtschein leicht,
und Du heilst alle meine Wunden.

    Ich sauge Deinen Nektar ein,
    die Lerchen steigen in den Himmel,
wir schmiegen uns ins Glücklichsein
und über uns zieh‘n Wolkenschimmel.

Ich schwöre Dir, ich will Dich lieben,
bis an das Ende unserer Zeit,
bis alle Sinne mir zerstieben -
bis hin zur großen Dunkelheit.