DIE SCHNITTERIN

Wenn im glühenden Erntemond,
hoch am Himmel der silberne Vogt,
wachsend über den Feldern thront,
fernhin das gold’ne Getreide wogt,

dann schreiten fleißige Schnitter,
ihre Sensen sausen im frohen Sang,
sie fällen die Garben wie Ritter,
ich bin darunter im gleichen Gang.

Meine Hände tun ihre Sensenpflicht,
die Halme fallen, der Ähren schwer,
verliebte Augen gewahren es nicht,
sie sehen die Eine im heißen Begehr:

Jene Schnitterin mit goldenem Haar,
das prächtig wie der Weizen prangt,
der Schönen aus der Frauenschar,
um Stirn und blaue Augen rankt.

Oh, wär’ sie mein in dieser Frist,
schreit laut des Herzens heiße Bitt’,
wo höchste Zeit für Ernten ist - -;
ruft sie nicht wie das Korn, um Schnitt ?

Bild: Gemälde von Konstantin Alexejewitsch Vasiliev