FELSBILD-FIEBER
 
Das hat Herman Wirth in mir erweckt:
„Wo ist das geheime Felsbild versteckt,
das die große, große Erklärung bringt“,
und ob mir das zu entdecken gelingt ?
 
Es wurde zur Sucht, es war ein Rausch,
ich war gefesselt in Bogen und Bausch.
ein Geheimnis zu lüften wurde zur Gier,
also suchten, suchten und suchten wir.
 
Meine Frau, die Elke, war immer dabei,
zwar war ihr schon lästig die Plackerei,
doch schließlich hat es auch sie gefühlt,
da ist ihre Liebe zur Forschung erblüht.
 
Skandinavien und seine Felsbild-Welt,
hat uns im Eifer zusammengestellt.
Wir studierten Karten, Texte, Berichte,
vertieften uns in die Felsbild-Geschichte.
 
Als uralte Heimat begriffen wir Schweden,
wir liebten die Menschen, so wie sie reden,
ihr Wesen, ihr Umgang, die ehrliche Art -;
immer wieder ging es auf Nordland-Fahrt.
 
Hin in die Wälder der Moose und Farne,
der Blaubeeren, Pilze und Spinnen-Garne,
der Ameisen, Bremsen, der Mücken-Tiere,
jener unermüdlichen kleinen Vampire.
 
So vielerlei Fragen wollten wir klären -,
mit dem Kajak vorbei an nackten Schären,
zu Inselchen voller Schafe mit Lämmern,
wo Trojaburgen die Zeiten verdämmern.
 
Tippeln und Kraxeln durchs wilde Gelände,
über Wälder, Weiden und felsige Wände,
mit Karte und Kompass auf Felsbildsuche
und mancher Verzweiflung leisem Gefluche.
 
Doch wonnig erhebend, nie zu beschreiben,
ist das Glück, ein Ritzbild dann abzureiben.
Endlich hat man es unter Mühen gefunden,
vergessen sind die Strapazen der Stunden.
 
Es ist wie ein Triumph, ein Beutemachen,
die Seele durchwittert erlösendes Lachen,
das Bildnis ist schön aufs Papier gebannt
und man lobt den eigenen Kunstverstand.
 
Fotos: Felsbild-Abreibung bei Järrestadt / Südschweden - 04.07.1987
Das dortige bronzezeitliche Bild zeigt den Himmelsbogen über dem Weltenschiff; der Schiffsmast ist die Weltensäule.