S. Wagenknechts Buch
das ich mit Gewinn gelesen habe
 
SAHRA WAGENKNECHT
 
 Sahra, Sahra, Du bist nicht dumm,
was Du sprichst ist meist vernünftig.
In einem doch da liegst Du krumm,
bist im strengen Sinn nicht zünftig.
 
Da plätschert Dein Wortschwall hohl,
Deinem Geist unangemessen,
da spricht die Kindheit aus Dir wohl,
bist Propaganda aufgesessen.
 
Die Logik lässt Dich jäh im Stich,
willst Du den Marxismus loben,
da wird Dein Argument zum Wisch,
problemlos wird er weggeschoben.
 
Sahra, Sahra, Du bist doch klug,
trotzdem zeigst Du Geistesschwächen,
weißt ersichtlich nicht genug,
würdest sonst ganz anders sprechen.
 
Wie Du den Kommunismus preist,
versuchst, naiv ihn zu entschulden.
So wäre wohl, aus gleichem Geist,
auch die NS-Idee zu dulden.
 
Verbrechen wischst Du leicht beiseit‘,
das „rote“ Grundkonzept sei richtig.
So wirkst Du schwerlich recht gescheit,
mach‘ Dich belesen, bleibe tüchtig.
 
Karl Marx und Lenin, les' genau !
„Weltrevolution“, willst Du vertreten ?
Theorie und Praxis war‘n doch mau,
der „Diktatur von den Proleten“ !
 
 
 
Sahra Wagenknecht (1969-?) ist bekennende Marxistin und Kommunistin und Politikerin der Linkspartei. Sie ist die Tochter einer deutschen Frau und eines persischen Vaters, der als Student in der DDR war und seit dem Ablauf seiner Aufenthaltsgenehmigung im Jahr 1972 als verschollen gilt. Der in der SED-DDR übliche militärische Drill für die Schüler war der S.W. zuwider, dass sie in Form von Hungerstreiks sich davor zu drücken versuchte, was ihr offenbar gelungen ist. Als Bestrafungsreaktion darauf durfte sie nicht studieren. Als Begründung wurde genannt, sie sei „nicht genügend aufgeschlossen […] fürs Kollektiv“, wäre also nicht fähig sich einzuordnen, was S.W. auch bestätigt, indem sie erklärte, dass sie eine Eigenbrötlerin war. Nach der kleinen Wiedervereinigung Deutschlands begann sie in Berlin ein Studium der Philosophie und „Neuere Dt. Literatur“, das sie abbrach. Danach studierte sie an der niederländischen „Reichsuniversität Groningen“ Philosophie und erwarb 1996 den akademischen Grad „Magistra Artium“ mit einer Arbeit über die Hegelrezeption des Karl Marx. Ab den 1990er Jahren hatte sie maßgebliche Funktionen in verschiedenen Vorstandsgremien der SED-Nachfolgeorganisation PDS und anschließend der Partei „Die Linke“. Von 2010 bis 2014 war sie eine der stellvertretenden Parteivorsitzenden. Seit September 2009 ist Frau Wagenknecht Abgeordnete im BRD-Bundestag. Ab 2011 war sie dort stellvertretende Fraktionsvorsitzende der „Linksfraktion“. Die Reden von S. Wagenknecht sind in der Regel von hohem Sachverstand und sachlichen konstruktiven Vorschlägen geprägt, in angenehm ruhigem Duktus vorgetragen. Nach den Silvesterübergriffen in Köln ließ sie verlauten: „Wer sein Gastrecht missbraucht, der hat sein Gastrecht eben auch verwirkt“. Immer wieder kritisiert sie mit aller Deutlichkeit die Katastrophenpolitik von Kanzlerin A. Merkel, die ihr „Wir schaffen das“ zwar „fleißig gepredigt“ habe, es „aber unterlassen hat, die notwendigen sozialen und politischen Voraussetzungen zu schaffen, die gebraucht werden, damit Integration gelingen kann“. S. Wagenknecht ist eine respektable, kluge, sympathische Frau und ein - aus meiner Sicht - Gewinn für die BRD-Politik. Überraschend und befremdlich wirkt, in Anbetracht ihrer Klugheit, wie sie den Marxismus-Kommunismus verteidigt und dabei ihre Unlogik nicht zu bemerken scheint. Hier wird bei S. Wagenknecht offensichtlich das ihr während der DDR-Kindheit induzierte Über-Ich aktiv, welches bei gewissen Themen ihre Vernunft dominiert. Sie lobt die sozialen Aspekte, die bei der NS-Theorie ebenso gegeben waren -, sogar mit dem überlegenen Ethos der verbrüderlichten Volksgemeinschaft. Die kommunistische Ideologie strebte bekanntlich eine Diktatur des Proletariats an, bei Ausgrenzung bzw. Verfemung der anderen Klassen. Die Bauern zogen in der sowjetischen Praxis nicht mit und erlebten Anfang der 20er Jahre bei der Zwangskolchoisierung ein millionenfaches Hungersterben. Die maxistische Vorstellung der Weltrevolution, die maßgeblich zur gigantischen Aufrüstung der eindeutig imperialistisch agierenden marxistisch-leninistische Sowjetunion führte und schließlich in den Weltkrieg II. einmündete, müsste Frau Wagenknecht - so sie die Theorie akzeptiert - also zwangsläufig gutieren. Wie sie das sachlich, ohne linken Phrasendrusch, zu erklären versuchen müsste, wäre interessant. Das geht nämlich nicht !