LUSTHUNGER

Aus wildem Traum bin ich erwacht,
lang’ hab’ ich nicht mehr dran gedacht,
ich bin ein Weib -, was mach’ ich bloß,
es brennt mir siedend heiß der Schoß.

Durch meine Brüste zieht ein Beben,
dass meine Hände danach streben -;
es will mich etwas übermannen,
sie zu umkreisen, zu umspannen.

Es zuckt und zerrt im Leib ein Tier,
und ruft mir zu: „So greif’ nach mir !“
Mir fehlt im tiefsten Innern was,
dass ich verzweifelt danach fass’.

Ein Mann, ein Mann, oh wär’ er da,
noch besser, eine ganze Schar,
die ohne Anstand, ohne Schweifen,
mit frechen Händen nach mir greifen.

Ich müsste mich nicht arg verstellen,
ritt’ hemmungslos auf Feuerwellen,
ich dürft’ ganz wehrlos mich ergeben,
als Opferlamm die Gier erleben.

Ach, würd’ ich doch brutal benutzt,
vom Trieb der Kerle auch beschmutzt,
dass ich’s erspürt’ am ganzen Leib,
wie heiß ich sei begehrt als Weib.

Wie kann ich mein Verlangen dämpfen,
wie soll die Wollust ich bekämpfen -;
was ist mir heut’, bin ich verschroben,
wenn lang’ versteckte Süchte toben ?

Hab’ viel zu achtsam mich kasteit,
war niemals leicht zur Lust bereit -;
hab’ manchem Mann der mich befragt’,
zu schnell und schnippisch „nein“ gesagt.

Was hat sich mir im Blut gestaut -;
bin fiebrig-wild gleich einer Braut -,
wie find’ ich die Erlösung jetzt,
da mich der blanke Wahnsinn hetzt ?

Ich kann mich anders nicht entkrampfen,
dies’ Tier in mir muss ich zerstampfen,
will’s stoßen bis sein Mut erlischt,
dass Ruhe gibt der Wollust-Wicht.