GOTT MUTTER
 
Mutter, Du bist das Morgenrot,
die ewige Flamme auf dem Altar.
Mutterlos ist allein der Tod,
der die große Lüge des Anfangs war.
 
Mutter, die Ehre des Himmels sei Dir,
und die Macht auf den Erden,
Lebensspende von Mensch und Getier,
das wahre göttliche Werden.
 
Mutter, das Göttliche trägst Du allein,
was gilt schon Sinnen und Geistern,
es wirkt nur Spiegel von trügendem Schein,
will sich des Werdens bemeistern.
 
Mutter, Dir war der höchste Thron,
Du standest in Achtung und Würden,
bis hin zu des Wahnes verworfenem Hohn,
der ließ Dir nicht Ehren, nur Bürden.
 
Doch Mütterchen, Deine Macht ist groß,
gleich ob die Parteien Dich achten,
und wem Du entziehst Deinen Lebensschoß,
den wird die Zukunft entmachten.
 
Bild: „Hüterin des Lebens“ von Wolfgang Willrich (1897-1948), Künstler und Schriftsteller und Kämpfer für die „Säuberung des Kunsttempels“ und für „Des Edlen ewiges Reich“.