Fotokunst von Susanne Esser in Darstellung der Künstlerin Christine May
 
DIE FEE
 
Die Wollgraswiesen tupft ihr Fuß,
Libellen spiegeln sich im See,
sie schwebt ins Erlenblättergrün,
die stein-alt, jugend-schöne Fee.
 
Sie ist der Huldren Königin,
in ihrem Zauberschloss am Hain,
rundum dehnt sich ihr Elfenreich,
verborgen hinterm Nebel-Rain.
 
Die Fee ist ihrem Völkchen gut,
ein Gnom spinnt ihr das Märchen-Garn;
sie dreh’n sich mit, tanzt sie vorbei,
die Wichte unterm Adler-Farn.
 
Am Schopf der Fürstin prangt die Zier,
ihn krönt das heil’ge Widderhorn,
auch als Insignie ihrer Macht,
des weißen Hirsches Sprossen-Dorn.
 
So fährt die Fee durch ihr Revier,
in jener und in dieser Zeit -,
küsst heute wer ein schönes Weib,
ist Sie’s vielleicht an seiner Seit‘.
 
Denn Feen-Zauber stirbt nie aus,
der Märchenwald wächst überall,
in Dir und mir und vor der Tür,
tönt lieblich leis' sein Zimbelschall.
 
Macht nur das Dritte-Auge weit,
kein Zugang bleibt Euch dann verstellt,
Ihr seht durch trüben Umwelt-Dunst
den Liebreiz unserer Hinter-Welt.