VERSCHWUNDENE WESEN
 
Wo blieben alle meine Lieben,
wer hat sie nur hinfort getrieben,
wo sind die einst vertauten Wesen ?
Ich will sie mir zusammenlesen !

Wo sind der Jugendzeit Gestalten,
ich seh’ sie noch wie damals walten.
Den Geist nur - in Erinnerung -,
durchwandeln sie, unsterblich jung.

Wo haust jetzt der „Sarotti-Mohr“,
der „Negerkuss“, der sich verlor ?
Auch die „Zehn kleinen Negerlein“,
verschwanden ganz, zu meiner Pein.

Die „Fräuleins“, meine Augenweide,
sie taten niemand was zu Leide,
doch hat man sie davon getrieben,
nur Frauen sind uns noch geblieben.

„Drei Chinesen mit dem Kontrabass“,
erzählten sich und mir etwas -;
doch heute bin ich leicht verschreckt,
wär’ das politisch noch korrekt ?

Darf ich „Zigeunerschnitzel“ essen,
ist der Begriff noch angemessen ?
Die „Mohrenküsse“ sind verboten,
man nennt sie jetzt Pigment-Exoten.

Kein „Schutzmann“ regelt den Verkehr,
auch „Fremdarbeiter“ gibt’s nicht mehr,
obwohl man fast nur Fremde sieht,
und mancher wirkt als Störenfried.

„Zuwanderer“ sind unbekannt -,
Migranten schwemmen übers Land -;
„Schmarotzer“ sind als Wort gestrichen,
die „Tugenden“ schon längst verblichen.

Die „Deutsche Mark“, der „Ehrenmann“,
„Die-Ärmel-hoch“, „Es-geht-bergan“,
die „Mütter mit den Kinderwagen“ -,
das gab’s in meinen Jugendtagen.

Und Männer gab’s noch -, harte, hohe,
mit schweren Fäusten -, schaffensfrohe,
mit ernsten Augen, klaren Stirnen,
und weitem Wissen in den Hirnen.

Seh’ ich dagegen heutige Buben,
mit scheelen Blicken wie Kaschuben,
die nur nach Sex und Seichtem sinnen,
seh’ ich das Volk ins Nichts verrinnen.

So lang’ ich denke gab’s Reformen,
man änderte gewachsene Normen -;
das Gute hat der Wind verweht -,
nichts hat zum Bessren sich gedreht !

PS: Seit einigen Jahren wurden die Sarotti-Produkte aus Gründen der politischen Korrektheit neugestaltet, die Figur ist seither nicht mehr schwarz, trägt kein Tablett und heißt nun Sarotti-„Magier der Sinne“. Wenn ein Gastronom einen Schwarzhäutigen als Kellner beschäftigt, der ein Tablett trägt, dann erscheint das „antirassistischen“ Zeitgenossen als demütigender Rassis­mus, denn die Kellnerrolle ist natürlich eine dienende und damit per se für einen farbigen Men­schen diskriminierend. Eine schwarze Hautfarbe darf demnach die kleine Sarotti-Figur nicht haben, das wäre „rassistisch“ ! Und „Mohr“ darf man natürlich überhaupt gar nicht zu dem kleinen Cartoonmann sagen, das wäre dann „schwerster Rassismus“ ! Wer da meint, es wäre alles halb so wild, der gehe mal auf Flohmärkte, wo Anbieter von Sarotti-Mohren, seien es nun Porzellanfiguren oder Blechschilder, von „politisch Korrekten“ angepöbelt und ihre Stücke als „rassistische Waren“ bezeichnet werden. Man kann nur mit Napoleons Worten den Kopf schütteln (aus „Proklamation an die Völker“):
 
Es gibt kein gutmütigeres, aber auch kein leichtgläubigeres Volk als das deutsche. Keine Lü­ge kann grob genug ersonnen werden, die Deutschen glauben sie. Um eine Parole, die man ihnen gab, verfolgen sie ihre Landsleute mit größerer Erbitterung, als ihre wirklichen Fein­de."