Altgermanische ODING-Wizzod-Runensystematik
 
WERDUNG AUS DEM OD
 
Zu allem Anfang war nur das OD,
daraus fuhren die himmlischen Feuer.
Gottes Allraum ruhte im heiligen Lot
und die Vorwelt war still und geheuer.
 
Die Od-Chronik barg jeden Weltenlauf,
es lag das Sein noch im Schlummer.
Da träufelten Wasser zur Erden-Tauf‘,
zu fließen für Freude und Kummer.
 
Den Urmenschen formte odischer Sinn,
als ein wirkfrohes, geistiges Wesen,
aus weiblich-männlichem Urbeginn
wollte Sehnsucht zum Werden genesen.
 
Odische Mächte erwuchsen der Welt,
wirkkräftige Geister und Götter.
Im Menschengeschlechte schieden sich
von den Seligen thursische Spötter.
 
Gemischt ist Schöpfung im ersten Kern,
das Ja und Nein hält sich die Waage,
so herrscht der Widerstreit nah und fern,
nur Ergänzung allein löst die Frage.
 
Doch geistert ein Wille zum Guten nicht
in sämtlichen Erden-Geschöpfen,
es haust gar mancher böswillige Wicht
und giert nach Erd-Mutters Töpfen.
 
Wer das reine Od im Herzen erfühlt,
ein überirdisch‘ Ahnen und Klingen,
dem wird in die Seele ein Trost gespült,
davon mag er auch sagen und singen.
 
Die vom odischen Licht beflügelt sind,
die segeln zu Sternen und Sonnen,
sie werden zum Oding, zum Gottes-Kind,
durchpulst von kosmischen Wonnen.
 
Sie sind die Erwählten aus Odens Glut,
der „Synagoge des Satans“ zuwider.
Deren Finsterlinge, voll Hass und Wut,
sie steh‘n mit verbranntem Gefieder.
 
Das Ewige-Od-Licht wird Dir zuteil,
sinne und speise in odischem Sinne,
nutze die Heilige-Schrift Dir zum Heil,
mit dem ODING, Du Oding beginne !
 
 
Das ca. 2.000 Jahre alte germanische Runen-Buchstaben-System von 24 Stäben wurde von seinem Schöpfer aus Symbolzeichen zusammengesetzt, die zum Teil schon in der Steinzeit und Bronzezeit des Nordens nachweisbar sind. Was er kodierte war ein luni-solares Kalendersystem, also ein Primstab, der gleichzeitig, neben den altgläubigen Jahresfeiern, eine runisch-asengläubige Religionslehre zu vermitteln fähig ist. Mir ist diese Entschlüsselung, nach dem persönlichen Kennenlernen von Prof. Herman Wirth und seiner Schriften, sowie meiner ersten Forschungsfahrt in die bronzezeitliche Felsbilderwelt Schwedens, im Jahre 1981 gelungen. Im Jahr 1993 veröffentlichte der Droemer-Knaur-Verlag mein Erklärungsbuch „ODING-Wizzod, Gottesgesetz und Botschaft der Runen“. Die rechtsbeginnende Kalenderkreislesung ergibt als Kopfbegriff aus den ersten drei Runen das Wort „O-D-iNG“, so wie das lateinische Alphabet der 26 Buchstaben nach seinen ersten drei Buchstaben „ABC“ genannt wird. Das Wort ODING erfährt dadurch seine Berechtigung als Bezeichnung für die runische 24er-Gesamtreihe Verwendung zu finden. Darüber hinaus trägt der Begriff eine eigene sprachliche Bedeutung, nämlich OD-Kind, denn Endsilbe „-ing“ meint Kind, Nachkommen. In der runisch-odinisch religiösen Auffassung wird durch die Metapher „Od“ die mit menschlichen Sinnen nicht erfassbare Ur-Energie bzw. Gottheit beschrieben, welche in anderen Gottesverständnissen, auch jenen der großen Weltreligionen, nicht weniger nebulös bleiben muss. Der germ. „Od“-Begriff meint Gut/Schatz und, im übertragenen Sinne, das höchste Gut nämlich die unsterbliche Sippenseele bzw. Lebenskraft, Lebenshauch, Atem, also der Odem. Dem runischen Anfangslaut „O“, der schon im Altgriechischen als das „Große O“ ein Sinnbild für die Ur-Seele war, ist in seiner Erweiterung zum Od-Begriff die gleiche Qualität zugemessen worden wie arioind. Akasha (Sanskrit: Äther-Raum), aus dem, laut der Texte des Ayurveda, die 4 Wurzelkräfte oder Elemente entströmten: Luft, Feuer Wasser, Erde. Aus der runisch-odinischen Ur-Energie wurde der germ. Seelen-Geist-Gott abgeleitet, in älterer Schichtung erschien der Gott Od, welcher mit der gemeingerm. Göttin Frija verehelicht war, wie es noch die hochmittelalterliche Edda-Texte ausweisen. Das germ. Urelternpaar von Erdmutter und beseelendem Geistgott wird hier sichtbar. Dieser Od-Gott, der in späteren religionsgeschichtlichen Etappen sprachlich zum Wodinaz, Wodan und Odin gedieh, sollte nach dem Willen des Runenschöpfers, als Vater des runischen ODING zu verstehen sein, denn der irdisch-materielle Ausfluss, den das Runensystem als Lehrkonzept und Schriftmedium darstellt, darf konkret als geistgöttliche Eingebung begriffen werden, die ein Schrifterfinder gewissermaßen „von Oben“ diktiert bekommt. Als zweite Begrifflichkeit ist es nachvollziehbar, dass ein jeder ODING-Gläubige selbst zum Oding, also Od-Kind oder Gotteskind werden muss. Den historischen Nachweis hinsichtlich der tatsächlichen Existenz dieser Gläubigen-Gruppierung lieferte der Gote Jordanes der im Auftrag des Gotenherrschers in Italien, Theoderich der Große, im Buch „De origine actibusque Getarum“, kurz „Getica“ genannt, von einer Gemeinschaft in Schweden sprach, die er im Plural „Otingis“ nannte. Anhand des ODING, unter Zuhilfenahme einer Zusammenschau anderer indogermanischer Religionsurkunden, ist es möglich, die altgerm. Od-Religionslehre mit ihren Jahresfestzeiten, im Großen und Ganzen zu rekonstruieren, so dass genügend feste Anhaltspunkte erscheinen, um den Glauben unserer gallogermanischen Ahnen wieder Gestalt werden zu lassen. Eine Religion die den Geist und die Seele in den Mittelunkt der Betrachtung und ihrer Heilserwartung stellt, wird darauf bedacht sein, sich zu vergeistigen. Dazu gehören meditative Übungen, Verzicht auf das Schwelgen in körperlichen Genüssen, Jenseitsbetrachtungen, aber auch Runengalster, Godenpflichten, Rauschtrank-Riten mit dem Odrörir, dem geistanregenden „Dichter-Meth“.
 
Jedem Heil steht das Unheil gegenüber, im ODING-Glauben ist es der todesdämonische Thurse, der Reifriese, eine Verkörperung des Winters, welche im isländischen Runenlied Saturnius genannt wird, jener unterirdische Herrscher über die Schätze der Tiefe die dem Menschengeschlecht immer nur Unheil gebracht haben. Er und seine Anhängerscharen werden mit der Metapher „Synagoge des Satans“ (Synagoge: griech: Versammlung) gekennzeichnet. Sie ist entnommen der biblischen „Offenbarung“ 3.9, wo damit jene gemeint sind, die falsche Lehren verbreiten, die nicht von Gott sind, sondern aus den Lügen Satans. Auch dem Wort von der „Teufelskirche“ muss man einen hohen Grad von Berechtigung bescheinigen, wenn man bedenkt, wie verlogen, rabiat und verbrecherisch die aus macht- und beutelüsternen römischen Patriziergeschlechtern hervorgegangene römisch-vatikanische Organisationsform sich etablierte und fortpflanzte. Die katholische Kirche hat, wie später auch die lutherische über viele Jahrhunderte Hunderttausende sogenannte Heiden, Ketzer und Hexen verfolgt und schlussendlich grausam foltern und meist durch Verbrennen bei lebendigem Leibe ermorden lassen. Der Gottesgegner und Menschheitsfeind, wenn auch in wesentlich milderer Sicht beschrieben, ist in der spätheidnischen Edda-Lehre jener Unhold und Trickser der als Utgardloki (Außenwelt-Loki), auch als kaum zu greifender Lügen-Lachs, also Lügen-Logos (Dialektik, Sophistik, Rabulistik) erscheint. Einer „Teufelskirche“ oder „Synagoge des Satans“ müsste folgerichtig das „Ordal der Odingi“ gegenüber stehen. Das Ordal bedeutete so viel wie Ur-Teil oder auch Ur-Sprung und wurde für das juristische Gottesurteil („godis ordil“) benutzt, da die Menschen ihr festes Vertrauen in das (Gottes-)Recht setzten. Auch die runengläubigen Odingi befinden sich, dem übertragenen Sinne nach, im Erdkreis eines Ordals und warten auf das Gottesurteil der wahren göttlichen Od-Kraft, welche den Lichtkindern das Ewige-Leben schenkt, während die Finsterlinge und Materieanbeter ihre ewige Verdammnis erfahren.