25.11.2021
 
Auf römischen Münzen und germanischen Goldbrakteaten (mittelalterliche Geleitmünzen, Amulette) tauchen schlangenartige Symbole auf, die sich als Seelenschlangen bzw. als lat. Genii (plualis, männliche Genien-Geister) identifizieren lassen. Diese Schlagen-Zeichen werden von den Numismatikern (Münzkundlern) gern als Lituus bezeichnet, was allerdings anzuzweifeln ist. Ein Lituus war ein gekrümmter oder spiralförmig endender Stab, der bei den Etruskern und im frühen Rom eine Insignie kultischer und politischer Amtsträger war und meist aus Holz oder Metall gefertigt wurde. Es gab mehrere Formen des Lituus, von denen einige wohl auf einheimisch-italische Formen des Hirtenstabes zurückgingen. Doch kommen auch hethitische und ägyptische Vorbilder des Herrscher-Krummstabes in Betracht, aus denen schließlich auch der Bischofs-Hirtenstab hervorging. Die 6 hier vorgeführten Münzbilder erkläre ich unten. - Die Schlange galt bei den Römern und Germanen als die tierische Verkörperung des „Spiritus familiaris“, Verstorbener oder der menschlichen Seele überhaupt; daher kann in den Märchen die Seele auch den Körper lebender Menschen in Gestalt einer Schlange zeitweise verlassen. Mit „Geist“ war in der röm. Mythologie ursprünglich ein Schutzgeist (Genius) gemeint, der häufig in Form einer Schlange dargestellt wurde. Der Begriff „genius loci“ (Schutzgeist der Örtlichkeit) bezog sich in der röm. Antike neben religiösen Orten wie Tempeln und Kultplätzen auch auf profane Bereiche wie Provinzen, Städte, Plätze, Bauwerke oder einzelne Räume innerhalb dieser Bauten.
 
Wodan-Odin - Die Große Seelenschlange
 
Die bezeugte langobardische Schlangenverehrung in Italien bezog sich sicherlich auf den germ. Geist-Seelen- u. Kriegs- u. Totengott Wodanaz-Wodin, dessen Kultnamen auch Svāfnir (Einschläferer) und Ófnir (Anreger / Öffner) waren, Begriffe, die sowohl Schlange wie Odin bedeuten. Die „vita Barbati“, gibt Kunde vom langobardischen Baumkultus (s. 541) und meldet zugleich von einer Schlangenverehrung. Von einem gold geschmiedeten „Götzenbild“ einer Schlange wird berichtet, das in eine kirchenchristliche Schüssel und einen Kelch umgeschmolzen worden sei. Aus diesen goldgefäfsen wird dem könig nach seiner heimkehr das christliche sacrament gereicht, und Barbatus gesteht ihm, dass das kirchengeräth aus dem eingeschmolznen bild geschmiedet sei.Ofnir und Sváfnir sind altn. Schlangeneigennamen und Ođins beinamen (vgl. s. 119), unter dem summus deus der Langobarden wäre also an Wuotan-Odin zu denken. Die langobardische Sage erzählt aber sonst noch von Schlangen, und gerade von kleinen. Im Heldenbuch wird der Kampf eines feuerspeienden Thierleins am Gartensee (lago di Garda) mit einen Löwen und Wolfdieterich, denen beiden es zu schaffen macht, geschildert. Von Hausschlangen gehen noch jetzt viel überlieferungen. Auf Wiesen und Weiden, auch in Häusern kommen Schlangen zu einsamen Kindern, saufen mit ihnen Milch aus der Schüssel, tragen Goldkronen, die sie beim Milchtrinken vom Haupt auf die Erde niedersetzen, und manchmal beim weggehn vergessen; sie bewachen die Kinder in der Wiege und den grösseren weisen sie Schätze: sie zu tödten bringt Unglück. Jedes Dorf weiß von eignen Schlangen, so wirds in Schwaben erzählt. Ebenso gibt es hessische Schlangensagen. Eine östreichische steht in „Ziskas Volksmärchen“ (Wien 1822 p. 51). Fast alle haben den Zug des Milchtrinkens und der Goldkrone. Andere Berichte erwähnen von einer Haus und Hof anfüllenden Menge von Schlangen, deren Königsich durch eine schimmernde Kroneauf dem Haupt auszeichnete. Wenn er den Hof verließ, begleiteten ihn alle übrigen, im Stall, wo er wohnte, hausten sie so zahlreich, dass die fütternden Mägde sie oft armvollweis aus der krippe nahmen. sie waren aber dem Vieh und den Leuten befreundet. Als ein neuer Hofbauer ihren Schlangenkönig erschoss, wichen sie alle und mit ihnen schwand Segen und Reichtum. Eine ähnliche Sage vom Schlangenkönig gibt es aus Lübbenau im lausitzischen Spreewald. Zu einem Viehmädchen in Immeneich kam jeden Morgen und Abend zur Melkzeit eine grosse Schlange in den Stall, auf dem Kopf trug sie eine grosse Krone. Allemal gab ihr das Mädchen warme Kuhmilchzu saufen.Als es wegen eines verdrusses plötzlich aus dem Haus gekommen war, und die neue Viehmagd das erstemal melken wollte, fand sie auf dem Melkstuhl die Goldkroneliegen, in der geschrieben stand: „aus Dankbarkeit“. Sie brachte die Krone der Herschaft, welche sie dem abgekommenen Mädchen gab, für das sie bestimmt war, und seitdem ist die Schlange nicht wieder gesehen worden. Das Atternkrönlein macht jeden der es trägt unsichtbar (Schm. 2, 388) und dazu steinreich. Man erzählt auch in einigen Gegenden, jedes Haus habe zwei Schlangen, ein Männchen und Weibchen, die sich aber nicht eher sehen lassen, als bis der Hausvater oder die Hausmutter stirbt, und dann ein gleiches Loos erfahren. Dieser Zug und noch andere, wie das Hinstellen der Milch, nähern die Hausschlangendem Begrif guter hilfreicher Hausgeister. Die Schlange erscheint als ein heilbringendes, unverletzliches Tier, und vollkommen für den heidnischen Kultus geeignet. Ihrem Potrimpos (Gott der alten Preußen) unterhielten die alten Preußen eine grosse Schlange und die Priester hüteten sie sorgsam, sie lag unter Getreideähren und wurde mit Milch genährt Den Letten heissen die schlangen Milchmütter („peena mahtes“); sie standen unter dem Schutz einer höheren Göttin Brehkina genannt, welche den Eintretenden zuschrie, man solle ihre „peena mahtes“ ungestört im Hause lassen. Auch die Lithauer verehrten Schlangen. (aus Grimm Mythologie)
 
Der Genius (pluralis Genien oder lat. Genii) war in der röm. Religion bzw. altital. Mythologie, der persönliche Schutzgeist eines Mannes und Ausdruck seiner Persönlichkeit, seiner Schicksalsbestimmung und insbesondere seiner Zeugungskraft, also die göttliche Verkörperung der im Manne wirksamen zeugenden Kraft, dann überhaupt die ganze ideale Abspiegelung des Individuums, gewissermaßen sein höheres, besseres Ich. Daher schwur man bei seinem Genius, brachte ihm am Geburtstag unblutige Opfer dar, und das Hausgesinde verehrte den Genius des Hausherrn.Was dem Römer sein Genius war, war den Germanen seine Hamingja. Ursprünglich waren die röm. Genien Ahnengeister, deren Namen bei den Germanen „Asen und Alfen“ lautete. Man glaubte, dass die Ahnengeister über ihre Nachkommen wachten. Aus diesen entwickelten sich persönliche Schutzgeister, denen man opferte und von denen man sich Hilfe und Inspiration in schwierigen Lebenssituationen erhoffte. Das Fest des Genius war der Geburtstag des Trägers. Da der Genius als eine Art Wirkungsprinzip aufgefasst wurde, konnten auch andere Kollektive, wie Truppenteile und Kollegien, aber auch Orte, Provinzen, Städte, Märkte und Theater einen Genius haben. Von da bis zum übergreifenden Genius Roms („Genius urbis Romae“ bzw. „Genius populi Romani“) ist nur ein Schritt. Im Kaiserkult schließlich wurde der „Genius Augusti“ verehrt. Also starb der Genius mit dem Tode des Mannes nicht ab, sondern konnte sich schützende auf neue Individuen übertragen.
 
SEELEN-SCHLANGEN
 
Die Seelenkraft gleicht einer Schlange,
befreit vom ird’schen Todeszwange.
Wird sie zu alt zum Weiterstreben,
häutet sie sich, zum nächsten Leben.
 
So sind Seelen sinnreich, zu erahnen,
auf ihren Erd- und Himmels-Bahnen.
Wo sie verkehren, freilich, ungezügelt,
in oberer Spähren sicherlich beflügelt.
 
Der Merkur galt als Seelen-Geleiter,
der Seelenschlangen Lust-Bereiter.
An seinem Caduceus-Stabe prangen
sinnbildlich Erd- und Flügelschlangen.
 
Für Germanen, deutschen Volkes Ahnen,
kannte nur einer alle Welten-Bahnen:
Allein war Wodan, welcher Seelen führte,
die Auserlesenen dazu herrlich kührte.
 
Er nahm sie auf in Asgards hohen Hallen,
handfesten Kerlen musste das gefallen,
mit Met und himmelsschönen Maiden,
im frohen Jeseitsort den guten Heiden.
 
Wodin galt selbst als jene Große Schlange,
die Langobarden ehrten ihn noch lange.
Er, Svāfnir-Ófnir, Einschläfer und Erreger,
des Volkes Hirte, Zauberarzt und Jäger.
 
Ein Seelenzeichen war die Odal-Schlinge,
Schlinge-Schlangen bogen sich zum Ringe,
zum Ouroboros-Kreis der Ewigkeiten,
durch die will Odins OD-Gewalt geleiten.
 
Auch Römern galten Genii-Schlängelein,
als Männergeister, frei vom Leibsgebein.
Der Geist, der Genius, die Seelen-Wesen
werden einmal vom Leib-Gesetz genesen.
 
Dann segeln sie als freie Kosmos-Kräfte,
ohne des Blutes ungestümen Säfte,
vielleicht zu einer holden Blumenwiese
des Traums vom Schlangen-Paradiese.
 
 
BILDERKLÄRUNG:
 
1. Abb. oben links: Das Münzbild zeigt Anco Marzio/Marcius (lat. Ancus Marcius (um 675-616 v.0). In Höhe seines Nackens scheint seine Genius-Schlage abgebildet. Er war der vierte König von Rom und der letzte sabinischer Abstammung, der der antiken, wahrscheinlich legendären gens Marcia angehörte. Er regierte 24 Jahre lang. Im Jahr 641 v.0 trat die Nachfolge des kriegerischen Tullus Hostilius an und wurde der neue König von Rom, begünstigt durch seine Verwandtschaft mit Numa Pompilius, dessen Neffe er durch eine Tochter war. Obwohl er der Enkel von Numa Pompilius war, ein großer Liebhaber des Friedens und der Religion, führte er Krieg, um seine Gebiete zu verteidigen. Nach der Herrschaft von Tullus Hostilius, der jegliche Beziehung zwischen monarchischer Macht, Religion und der entstehenden römischen Heiligkeit aufgehoben hatte, stellte der neue Monarch diese Beziehung wieder her. Anco Marzio setzte die bereits von seinem Vorgänger begonnene Südexpansion gegen die Latiner der Städte Ficana und Politorium fort, was zur Versklavung und Deportation eines Teils von ihnen auf den Aventin im Murcia-Tal führte und damit die erste Keimzelle der römischen Plebs schuf. So fügte er der Stadt Rom neben dem Aventin den Janiculum und wahrscheinlich auch den Caelian hinzu. Während seiner Herrschaft wurden zahlreiche architektonische Arbeiten durchgeführt, darunter die Befestigung des Janiculum-Hügels, die Gründung der ersten römischen Kolonie in Ostia an der Tibermündung (16 Meilen von Rom entfernt), „offenbar weil er schon damals das Gefühl hatte, dass dort eines Tages die Reichtümer und Vorräte der ganzen Welt aufgenommen werden würden, als wäre es der Seehafen Roms“; den Bau der Via Ostiense, wo er die ersten Salinen organisierte und ein Gefängnis errichtete, den Bau des Hafens am Tiber, Porto Tiberino genannt, und den Bau der ersten Holzbrücke über den Tiber. Er führte die von Numa eingeführten religiösen Zeremonien wieder ein. Er war für die Festlegung der Rituale verantwortlich, die von den Phöniziern befolgt werden mussten, damit der gegen die Feinde erklärte Krieg den Göttern nicht missfiel und somit ein „gerechter Krieg“ sein konnte. Wie Numa Pompilius starb auch Anco Martius nach fünfundzwanzig Jahren Herrschaft (616 v.0) eines natürlichen Todes. Sein Nachfolger war der Etrusker Tarquinius Priscus.
 
2. Abb. oben rechts: Lucius Marcius Philippus (um 102-43 v.0) war ein Politiker der späten römischen Republik. Auch sein Münzbild zeigt das Genius-Symbol am Hinterkopf. Er wurde 62 v.0 Prätor und 61-60 v.0 Statthalter von Syrien. 58 v.0 heiratete er in zweiter Ehe Atia, die Mutter des Gaius Octavius, des späteren Kaisers Augustus. 56 v.0 wurde er Konsul (zusammen mit Gnaeus Cornelius Lentulus Marcellinus). Er besaß ein Gut in Puteoli. 44 v.0 (nach der Ermordung Julius Cäsars) empfahl er seinem Stiefsohn Octavius, die Erbschaft Caesars auszuschlagen. Dieser jedoch nahm die Erbschaft und den Namen Caesars an. Trotzdem unterstützte Philippus seinen Stiefsohn weiterhin, u. a. gegenüber Cicero. 43 v.0 zog er sich aus der Politik zurück, nachdem es ihm nicht gelungen war, eine Versöhnung des Marcus Antonius mit dem Senat zu erreichen. Aus erster Ehe hatte Philippus einen gleichnamigen Sohn, der 38 v.0 Suffektkonsul wurde, sowie eine Tochter Marcia, die zweite Gattin des Marcus Porcius Cato Uticensis wurde.
 
3. Abb. Mitte links: Das ist Goldbrakteat A-76 von Hitsum (Friesland). Er zeigt das Gotteshaupt des Od-Gottes, des Wodan-Odin, aus dessen Nase bzw. seinem Mund die Seelenhauch-Schlange fährt, gleich einem „s“. Ich habe sie zum besseren Erkennen rot eingefärbt. Der Kenner Mediävist Prof. Dr. Karl Hauck erklärt dazu: „mit Hilfe von zwei gestrichenen langen Atem-Chiffren“ (unter der Nase), oder: „Atemstrom in kräftigen geraden Strichen“. Dergestalt verständlich ist der Beseelungsakt mit der Hauchgeburt der Seelenschlängelein ins Bild gesetzt. - Die goldenen Brakteaten sind Geleitmünzen bzw. Amulette aus dem für die meisten Germanen noch vorchristlichen Frühmittelalter, etwa der Völkerwanderungs-Zeitspanne. Sie sind Zeugnisse der germanischen Volksreligion, welche für die sog. Eisenzeit - ewa 500 Jahre vor und 500 nach christlicher Zeitrechnung - nachweisbar ist. In ganz Nordeuropa sind um tausend solcher von der Altreligion zeugende Amulette gefunden worden. Als Schwerpunkt der Religion darf der Licht- bzw. Sonnenkult angesehen werden, welcher - durch viele Zeugnisse bewiesen - seit der jüngeren Bronzezeit den Funden ihren ikonographischen Stempel aufdrückte. Sich eng an den Sonnenkult anlehnend, oder aus ihm hervorgehend, ist der Ahnenkult um den Geistgott, den Od-Gott Wodanaz-Wodin-Odin, zu begreifen. Der Fachwissenschafter Karl Hauck führt dazu im Vorwort aus, in „Die Goldbrakteaten der Völkerwanderungszeit“, 2004, in „Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde“, Bd. 38: „Von den antiken Vorstufen rückschließend darf man also mit Sicherheit sagen, daß auf den Goldbrateaten Göttergestalten des Nordens in einer eigenständigen Ikonogaphie wiedergegeben werden. Nach unseren Untersuchungen handelt es sich am häufigsten um Odin-Wotan, den Götterfürsten, seinen Sohn Baldr und Loki.“ Der einstige tragische Untergang des germ. Volksglaubens, der dem in den Norden einbrechenden aggressiven kirchenchristlichen Missionsfanatismus weichen musste, ist ganz offensichtlich nicht so reibungslos verlaufen wie uns die heutige Kirchenpropaganda weismachen will. Karl Hauck schreibt in „Neues aus Uppåkra bei Lund, Südschweden. Zur Ikonographie der Goldbrakteaten, LXIV“: „Der Beitrag skizziert, daß die Bildchiffren und Runen der Goldbrakteaten deutbar sind. Götterbeinamen sowohl bei Götteranrufungen sowie auch beim Götterpreis (Beck) kennzeichnen einen epochalen geistigen Aufbruch offensichtlich in Konkurrenz mit dem Christentum in Europas Süden. Die Hauptnamen der Götter waren dagegen ein Tabu. Den Wettbewerb der Religionen veranschaulichen ferner die Neufunde von paarweisen, polytheistischen Imitationen oder Importe wertvoller Gefäße aus Glas oder Edelmetall zur liturgischen Verwendung im Kult. Überaus seltene Holzfunde solcher polytheistischen Geräte aus Kent und aus den Niederlanden, schon fast nach der Völkerwanderungszeit, vergegenwärtigen ebenfalls eines der konkurrierenden Elemente mit dem Christentum und seiner Liturgie.“ - Die wichtigste Literatur zum Thema: Karl Hauck: „Der religions- und sozialgeschichtliche Quellenwert der völkerwanderungszeitlichen Goldbrakteaten“ in Heinrich Beck, Detlev Ellmers, Kurt Schier (Hrsg.): „Germanische Religionsgeschichte“, Ergbd. 5 zum „Reallexikon der Germanischen Altertumskunde“. Karl Hauck: „Zur Ikonologie der Goldbrakteaten. XIV: Die Spannung zwischen Zauber- und Erfahrungsmedizin, erhellt an Rezepten aus zwei Jahrtausenden“ in: „Frühmittelalterliche Studien. Jahrbuch des Instituts für Frühmittelalterforschung der Universität Münsten. Band 11, 1977, S. 414–519. Karl Hauck „Goldbrakteaten aus Sievern. Spätantike Amulett-Bilder d. Dania Saxonica u.d. Sachsen-Origo bei Widukind von Corvey“ in: „Münstersche Mittelalterschriften“ Bd. 1. 1970.
 
4. Abb. Mitte rechts: Das ist Goldbrakteat Ejby-Seeland (südlich von Roskilde); die Seelen-„s“-Schlange kommt aus dem gespitzten Hauchmund der Gottheit (auch hier färbte ich die Seelenschlange rot ein).
 
5. Abb unten links und rechts (gleicher Goldbrakteat, vor und Rückseite). Es handelt sich um die Geleitmünze von Lyngby bzw. den Doppelbrakteaten „Lyngby“ (Dänemark, nördl. Kopenhagen) mit zwei unterschiedlichen Prägebildern auf Vor- und Rückseite, führt er das Schlangen- und Doppelschlangen-Motiv in einmalig aufklärender Weise vor. Der junge Wodin- oder Baldurkopf, mit dem Seelenzopf, ist umrahmt von der Doppelschlange die sich an den Schwanzenden ineinander flechtet. Unmittelbar unter dem Haupt ist die ältere Odil-Rune abgebildet, der mittels eines Stegs verbundenen beiden Kreise. Vor dem Mund die göttliche Atemchiffre des linksdrehenden - also zur Wiedergeburt eilenden - solaren Hakenkreuzes. Auf der Rückseite wird die gleiche Bildaussage wiederholt. Zunächst windet sich rund herum unterhalb des Randes der Ouroboros (griech. Schwanzverzehrer), einer Schlange, die sich in den eigenen Schwanz beißt und so mit ihrem Körper einen geschlossenen Kreis bildet. Es ist ein uraltes Symbol der Ewigen Widerkehr, schon aus dem alten Ägypten belegt, bis ins Hochmittelalter und der Neuzeit aus alchemistischen Traktaten bekannt. „Allem Zukünftigen beißt das Vergangene in den Schwanz.“ Die Viererschlinge in der Mitte meint möglicherweise die vier Sonnenjahreszeiten des durch die Sonnenwenden und -gleichen quadrierten Jahres oder/und  die vier Mondgestalten, alles Sinnbilder des ewigen gleichen Wandels der Zeit. Im Zentrum darf das Sonnenzeichen - als hl. Hauptzeitweisergestirn - nicht fehlen.
 
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Die ersten beiden Münzen (von links) sind Denarii des unter Abb. 1 erwähnten Anco Marzio/Marcius, verschiedenen Alters, welche meiner Ansicht nach Schlangenzeichen der Genii, also einer Art Schutzgeisterseelen, darstellen -, während die dritte Münze, ein Silber-Denario der Römische Republik ist, Gens Pomponia. Lucius Pomponius Molo, von 97 n.0. Das Prägebild zeigt einen römischen Priester bei der Durchführung eines Bockopfer-Rituals am Feueraltar. Er hält in linker Hand den Lituus, mit gerade auslaufendem Haltegriff. Die vierte und letzte Münze ist ein Imperatorial denarius von 43-42 v.0, J. Brutus und Lentulus Spinther. Sie zeigt Weihegeräte, wie einen Lituus. Die Unterschiede zwischen Genii und Litui sind - meines Erachtens - unverkennbar.