FRAGE UND ANTWORT

Mein junger Freund, du fragst mich sehr
nach deines Lebens Sinn,
und schüttelst deine Lockenpracht
dem Wind zum Spiele hin:

„Zeig mir den Wert, für den es lohnt,
zu stehen und zu fechten,
ich will für ihn die nied’re Gier
und alles Triebe knechten -;

wo liegt der letzte Zweck des Seins ?
Ich such’ den festen Grund;
das Fundament das man mir wies,
scheint mir zu schwankend rund !“

„Mein junger Freud, ich war wie Du,
ein Spiel von Lust und Wind;
ich forschte ebenso wie Du,
wo echte Werte sind.

Ich fand den Weg, ich bin am Ziel,
ich spüre tiefe Ruh !
Doch eines schickt sich nicht für alle,
wohlan, drum prüfe Du:

Schau, einer goldnen Krone gleich,
so glänzt dein gold’nes Haar,
und sieh’, es schmückt dich überreich
ein helles Augenpaar.

Ist das nicht alles Wert genug,
gefährdet obendrein -;
vor einem Meer von fremdem Blut
will es gehütet sein !

Die dunkle Menschenwoge schwappt
und nagt an unserm Strand -;
ist das nicht Lebenssinn genug,
zu retten Volk und Land ?!
 
(1960)