OSTERHASE + OSTERLAMM
 
Der Osterhase, stolz und stramm,
besprach sich mit dem Osterlamm,
sie stritten über ihre Rechte,
wer von beiden ist der Echte ?
 
Lämmlein sprach: „ich bin so schier,
zu Recht das wahre Oster-Tier,
hab‘ Nachsicht mit den Armen,
Du solltest Dich erbarmen !
 
Ich bin als Opfer auserseh’n,
geopfert werden ist nicht schön,
drum lass‘ mir meine Ehren,
willst Du mich gar bekehren ?“
 
Der Osterhase lachte frech:
„Bleib Du doch bei Melchisedech,
Du hast von deutschen Landen
noch nie etwas verstanden !
 
Gehörst Du doch zum Orient,
wo man als Passahlamm Dich kennt,
hier in Germanien herrsche ich,
nie Taube, Schaf noch Christen-Fisch !“
 
Was dieser Hase sagt das stimmt,
das Passahschäfchen quasselt Zimt,
denn Osten ist das Frühlingsfest,
man treibt hinaus den Winterrest.
 
Dazu passt nur der Hasenmann,
der Lust und Frohsinn bringen kann,
das Sinnbild purer Lebenslust,
sein Oster-Ei macht das bewusst !
 
Der Osterhase des deutschen Osterbrauchtums ist der Eierbringer aus vorchristlichen Symbolismen und Riten des Frühlingsfestes namens „Sigarblot“ (Licht-Siegefest), um etwa die gleiche Mondphasenspanne wie das „Ostern“, welches die Kirchenchristen konstruierten - in Anlehnung an die heidnischen Festzeit - aus dem wichtigen jüdischen „Passah“, bei dem des jüdischen „Auszugs aus Ägypten“ gedacht wird. Dass dieser Völkerauszug keinerlei religiöse Bedeutung für unser germanisch-deutsches „Ostern“ haben kann, muss nicht besonders hervorgehoben werden.  
 
Ein Hinweis darauf, dass der „Osterhase“ aus heidnischem Herkommen ist, erweist sich aus seiner Person selbst, denn es handelt sich um kein jüdisch-christliches Tier-Sinnbild. Der Hase galt als Symbol der Geilheit wegen seiner Vermehrungsfreude. Ebenso ist das „Oster-Ei“ ein Zeichen des erwachenden Lebens. Derartige Symbole unterlagen der christlichen Verachtung, nicht der Verehrung ! Auch andere als heidnisch bezeichnete Tiere galten regional als mittelalterliche österliche Eierbringer. In einigen Teilen der Schweiz war es der Kuckuck, in Teilen von Westfalen der „Osterfuchs“, in Thüringen brachte der Storch und in Böhmen der heidnische Lichtrufer-Hahn die Eier zum Osterfest. Der Osterhase wurde, nach heutigem Kenntnisstand, erstmalig vom Medizinprofessor Georg Franck von Franckenau im Jahr 1682 in der Abhandlung „De ovis paschalibus - von Oster-Eyern“ besprochen. Er schildert für Oberdeutschland, die Pfalz, dem deutschen Elsass, mit den angrenzenden Gebieten, auch Westfalen, den Brauch, dass der Osterhase die Eier in Gärten im Gras und Gesträuch versteckt, wo sie zur Freude und Belustigung der Erwachsenen von den Kindern gesucht werden. Dass der Osterhase die Eier verstecke, nennt er „eine Fabel, die man Simpeln und Kindern aufbindet“. Auch diese abfällige Beurteilung beweist, dass es sich beim Osterhasen-Brauchtum des einfachen Volkes um eine kirchenferne eigenständige Überlieferung der Deutschen handelt.