OD-GOTT WODIN

Aus uralten Weilen ein Wort gemahnt:
Kein Weiser von Wodin ein Bild erahnt.
Der Mensch liebt Bilder, er will es seh’n,
was allein das Geistauge mag versteh’n.

Kein Bildnis zeigte den deutschen Gott,
und manches ähnelt dem Christenspott.
Es gibt nur den Weg, Wodin zu gewahren,
Gott in der eigenen Brust zu erfahren.

Und jegliches Sinnbild das dort erwacht,
das du in Sehnsucht nach Gott erdacht’,
das ist dein Heil, das ist dein Schild,
das bleibt dein geistgöttliches Eigenbild.

Wodin ist die Sonne die immer scheint,
OD-Kraft die Sterben und Tod verneint.
Es ist eine Macht, jenseits jeder Gestalt,
sie erweist sich allein in der Wirkgewalt

Wodin ist das Weltall, Wodin ist in dir,
das formt Kristalle und Mensch wie Tier.
Es ist von weiblicher-männlicher Kraft,
wie Lebensfunken und Lebenssaft.

Und allen wär’s gleichteilhaftig vergönnt,
weil das OD ihre Schalen wohl füllen könnt’,
doch Körperschalen sind groß und klein,
so stuft uns die Menge von Wodins Wein.

 
PS: Tacitus „Germania“, Kap 9: „Von den Göttern verehren sie [Germanen] am meisten den Wotan [Wodin / Odin]… Im Übrigen: aufgrund der Größe der Himmlischen meinen sie, die Götter weder durch Wände einzuschließen noch irgendwie dem Aussehen eines menschlichen Antlitzes ähnlich zu gestalten: Sie weihen ihnen heilige Haine und rufen mit den Namen von Göttern jenes Geheimnisvolle an, was sie nur während ihrer Ehrerbietung sehen.“
 
Bild: „Wodan“ von dem russischen Maler Konstantin Vasilyev