DIE WAHRHEIT DES HERMAN WIRTH
H. Wirth irrte in seinem runischen Arbeitsschema, aber er war mehr als ein Symbolforscher und Runologe, er war bezüglich unserer irdisch-menschlichen Gesamtsituation ein begnadeter Seher und Warner aus Liebe. Im Vorwort seiner beiden Bände „Prolegomena“ schreibt Herman Wirth im Jahre 1948, dass ihre Abfassung in den Kriegsjahren erfolgte, von 1939 bis 1944, „während meines erzwungenen Aufenthaltes in Deutschland nach Einziehung meiner Forschungsprofessur an der Universität Berlin und Vorenthaltung der venia legendi „wegen liberalistisch-individualistischer Wissenschaftsauffassung, die zu überwinden Aufgabe der jungen Wissenschaft im Dritten Reich ist“. Man hatte den unbequemen Professor mit seinen mutterkultischen Neigungen kalt gestellt, denn er lag nicht auf Linie der strammen „Ahnenerbe“-Führung des Reichsleiters-SS. Freilich spielten auch, das „Problem H. Wirth“ addierend, seine wissenschaftlich nicht haltbaren Spekulationen mit hinein, die das NS-„Ahnenerbe“ nicht akzeptieren mochte. Das schwelende „Ura-Linda“-Dilemma warf unvermindert seine Schatten auf den „Eigenbrötler“. Über seinen diesbezüglichen Konflikt sagte er in diesem Vorwort: „Hauptmomente darin waren die historische Wertung des Christus in Verbindung mit der Frage der geschichtlichen Sendung der Frau in Führung von Staat und Volk. Die Opposition in diesem Gewissenskonflikt hatte für mich auch die Enteignung meiner genannten skandinavischen Felsbildersammlung sowie eines wertvollen Teiles meiner Bibliothek zur Folge. Diesem schmerzhaften Verlust einer Lebensarbeit schloss sich ein weiterer an, die Vernichtung meines wissenschaftliches Archivs in unserem Landhaus in Marburg/Lahn, infolge Ausplünderung durch amerikanische 'Befreier'-Einquartierung.“ Einschränkend muss dazu angemerkt werden, dass die Felsbildersammlung nie zu seinem privaten Besitz gehört hat, sie war Eigentum der Stiftung „Deutsches Ahnenerbe“, in dessen Auftrag sie in zwei Skandinavien-Expeditionen 1935/36 angelegt worden war. Mit wenigen Sätzen schilderte es mir Wirth einmal, und für den Moment standen ihm Tränen in den Augen. Grausam war für den Bibliophilen wie die in seinem kleinen Anwesen einquartierten US-Primitivlinge in seinen Bücherschätzen hausten; Kerle die außer ihren Micky-Maus-Comics nichts kannten, die nie eine vernünftige Literatur in den Händen gehalten hatten, wischten ihre Hintern mit Seiten aus wertvollen Folianten. Notdürftig hielt Wirth nach dem Krieg seine Familie, mit Frau und den beiden Mädchen, über Wasser, nachdem er bei Kriegsende von den US-Besatzern inhaftiert worden war und für zwei Jahre in einem Lager verschwand, siedelte er nach Schweden über und kehrte 1954 nach Marburg zurück, wo er als Privatgelehrter lebte.
Aber zurück zum „Prolegomena“-Vorwort, wo er ausführt: „Der große Kampf - der größte, welchen das Jahrhundert auszufechten haben wird, wäre nicht der … Kampf um Kolonialweltteile, nicht der Nationalitätenkampf, nicht der Kampf um wirtschaftliche Übermacht der alten oder neuen Welt, Europas oder Amerikas, nicht der Kampf zwischen Besitzlosen und Besitzenden, Kapitalismus und Proletariat, in dem man schon mitten drin stände. Die Frage aller Fragen ist eine andere, weit mehr zentrale. Es ist die Frage nach dem Woher, Wohin und Wozu aller Menschheitsentwicklung, die Frage nach dem Sinn und Zweck unseres Lebens, welche die Wissenschaft zu beantworten unfähig ist. Der Kampf aller Kämpfe ist der große Kampf um den Glauben, der das Wissen ergänzen muss, wo dieses seiner Natur nach versagt und abreißt, der Kampf um Religion, um Gott, um die Frage, ob wir überhaupt noch eine Religion, einen Glauben, einen Gott haben wollen, sollen und werden, und wie im Bejahungsfalle diese Religion wohl aussehen wird. Dieser Kampf wird drinnen und draußen ausgekämpft werden müssen, - und der Kampf in uns steht da in erster Linie und ist der eigentlich entscheidende. … Die Tatsache des Naturrechtes als urreligionsgeschichtliches Phänomen, die Gewissheit von dem Recht, das mit uns geboren ist, ist aber grundlegend für den Neuaufbau der menschlichen Gesellschaft, der Menschheit. Denn nur auf dieser Grundlage kann ein neues Völkerrecht als Menschenrecht entstehen und Bestand haben, kann Leben und Erde wieder geheiligt werden.“
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Kapitel „Herman Wirth“ in der Abhandlung „Der Runensumpf“:
Herman Wirth, der deutsch-nationale Holländer, trat mit umfänglichen Werken „Aufgang der Menschheit“, 1928, und „Heilige Urschrift der Menschheit“, 1931, hervor. In erstgenannter Darlegung zeigte er eine kalendarische Runenanordnung (Tafel X), deren Unmöglichkeit für jeden Kenner sofort erkennbar ist; stehen hier doch klare Herbstzeichen () im Frühling und unmissverständliche Frühlingszeichen () im Herbst. Angeblich mit dem Jahreskreis kommunizierende fünf Vokale postierte Wirth nicht dort, wo sie im Runenzirkel tatsächlich stehen. Den 6. Vokal () ließ er unberücksichtigt; dass das altgermanische FuÞark nicht 5, sondern 6 Vokale besitzt, passte nicht in die Wirth'schen Überlegungen hinein. Der Autor entwickelte ein epigraphisches Deutungsprinzip, welches von der Runenreihenfolge selbst widerlegt wird. Würde die Wirth'sche Theorie stimmen, so müssten im Runenkreis die Zeichen mit gesenkten Ärmchen (z.B.:,) jenen mit aufgerichteten Ärmchen (z.B.:,) gegenüberstehen. Das ist aber nicht der Fall. Wirth ließ das altgermanische Jahr sinnvoller Weise mit der Wintersonnenwende beginnen, um die 24 Runenzeichen dann rechtsläufig über den Jahreskreis zu verteilen. Im Zuge seiner Argumentation bringt er eine ungeheuer große Quellendarlegung, die sein Werk zu einer ergiebigen Fundgrube macht. Bei genauem Hinsehen wird dem urteilsfähigen Studierenden aber sehr bald klar, dass der Autor zum Teil erschreckend leichtsinnig oder weitherzig verfuhr, zum anderen Teil selbst vor konkreten Quellenfälschungen nicht zurückschreckte. So täuschte er seine Leser in vielen Schriften über Jahrzehnte hinweg hinsichtlich des wahren Aussehens der sog. „Kalenderscheibe von Fossum“, einer skandinavischen Felsritzung, die angeblich prärunische Zeichen aufweisen würde. Nicht eines dieser Originalgebilde entspricht den diversen Wirth'schen Nachzeichnungen. Was bleibt, ist der Eindruck eines gigantisch aufgerichteten Kartenhauses. Schon ein prüfender Fingerspitzendruck lässt es zusammenstürzen. So stellt Herman Wirth eine der verwirrendsten und rätselhaftesten Erscheinungen der Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts dar.