Buddhistische Mönche
 
Buddhismus - Ahnungslose Schwärmerei
 
 
Zwischen drei- und fünfhunderttausend Anhänger sollen dem Buddhismus seit Anfang der 1990er allein in Germanien zugeströmt sein. Vor allem in ihrer tibetischen Variante scheint die „Lehre des Buddha“ dem aktuellen Zeitgeist sehr zu entsprechen: die Zahl der Sympathisanten für den sogenannten Vajrayana-Buddhismus, als dessen Oberhaupt der Dalai Lama firmiert, geht in die Millionen. Wesentlicher Grund hierfür ist die gesteuerte Dauerpräsenz  „Seiner Heiligkeit“ in den Boulevard- und Yellow Press-Medien, die das Interesse an „östlicher Spiritualität“ bedient und ständig wach hält. Man muss nur fragen, wem nützt diese Verdummungspredigt, dann kennt man die Täter !
 
Das „Journal für die Frau“ beispielsweise geht in einem umfänglichen Report der Frage nach, was denn „eigentlich so faszinierend ist an dieser Religion“ und kommt zu der sog. „Einsicht“, es sei die „Suche nach sich selbst, nach Sinn und Seelenheil“, als würde uns Deutschen der asiatisch-fernöstliche Buddhismus zum Selbst verhelfen können !
 
Warum es die „Sekretärinnen und Arzthelferinnen“ massenweise in die buddhistischen Zentren deutscher Großstädte treibt, dürfte eher daran liegen, dass massenweise prominente Vorbilder angepriesen werden: Richard Gere, geradezu die Inkarnation des männlichen Sex-Appeals, war einer der ersten, der sich zu der südostasiatischen Religion bekannte. 1984 kriegte er eine Midlife-Krise erst in den Griff, nachdem er Buddha kennenlernte. Und auch Harrison Ford, Sharon Stone, Sting, Tina Turner und David Bowie „üben sich in den sanften buddhistischen Ritualen“. Vor allem aber in der Rock- und Popszene ist es en vogue, sich als Fan des Buddhismus und insbesondere des Dalai Lama zu outen: Patty Smith, Radiohead, Sonic Youth, Adam Yauch samt seinen Beastie Boys und viele andere mehr zählen zur begeisterten Anhängerschaft des tibetischen Gottkönigs; vorneweg der alpentümelnde Hubert von Goisern, oder auch Peter Maffay, für dessen CD „Begegnungen“ der Dalai Lama gar ein eigenes Grußwort schrieb.
 
Die Stars im Scheinwerferlicht, so das „Journal für die Frau“ wissend, „führen vor, was viele in unserer westlichen Kultur empfinden: Weder Ruhm noch Besitz sind eine Garantie für dauerhafte Zufriedenheit. Was uns fehlt, sind innere Ruhe, Frieden und das Gefühl, mit sich selbst und der Welt in Einklang zu sein.“ Das würde die altgermanischen Eigenreligion des ODING bieten können, der fremdländische Buddhismus aber mitnichten. Im Übermaß bietet er eine schillernde aber unehrliche Welt an: „Alles ist heiter, gelassen, friedlich, sanft, harmonisch, alles lächelt und will nur das Beste. Wenn chinesische Soldaten brutal über Tibet herfallen, bleiben die Bewohner freundlich und gelassen. Feindschaft nicht mit Feindschaft vergelten heißt eines ihrer Gebote.“ Die Folge aber sind Unterdrückung, Versklavung und letztlich Auslöschung ! Das buddhistische Tibet gibt es schon in der chinesischen Realität nicht mehr.
 
Die Auflistung romantisierender Klischees und mystizistisch angehauchter Plattitüden ist bezeichnend für die Rezeption buddhistischer Vorstellungen in weiten Kreisen ihrer Anhängerschaft. Ungeachtet der Frage, was bei ernsthafter Auseinandersetzung mit dem Buddhismus vielleicht herauskommen könnte, strotzen die Auslassungen konvertierter Promis nur so vor bescheuerter Ahnungslosigkeit. Die Schauspielerin Cleo Kretschmer etwa, die sich in TV-Talkshows über ihre neugewonnenen buddhistischen Erkenntnisse verbreitet, weiß vornehmlich zu vermelden, dass es da um Mitgefühl und Liebe gehe, irgendwie, und der ewig grinsende Dalai Lama schon ein toller Typ sei. Auf ganz ähnlichem Niveau liegen die Kenntnisse und Bekenntnisse buddhismusbegeisterter TV-Mimen wie Marie-Luise Marjan, Anja Kruse oder Sigmar Kolbach.
 
Selbst Martin Scorsese, Regisseur des Hollywood-Streifens „Kundun“, der das Leben des Dalai Lama bis 1959 nachzeichnet, ergeht sich in völlig nichtssagenden Worthülsen: „Für mich ist der Buddhismus der Tibeter eine wunderbare Lebenseinstellung vom Frieden des Geistes und der Völker, von Liebe und Mitgefühl. Dogmen, Gier und Gewalt haben ausgedient.“ Drehbuch und Dreh, so Scorsese, hätten ihn von innen heraus geläutert, mit seinen bisherigen Brutalstreifen habe er nichts mehr zu schaffen. Die „Bild“-Zeitung schwelgte in höherer Dialektik: „Ein Ausnahmefilm: sinnlich und zugleich spirituell, authentisch und zugleich dokumentarisch.“ Zum Inhalt weiß Bild: „Erzählt wird das Leben des 14. Dalai Lamas (Jahrgang 1935). Schön chronologisch: Man fand ihn in einer Bauernhütte, als er zwei war. Aufgewachsen ist der Stellvertreter Buddhas in Tibets Hauptstadt Lhasa, hier wurde er auch von Mönchen auf sein Amt als politisches UND geistiges Oberhaupt des Landes vorbereitet. Nach Chinas Tibet-Invasion von 1949 ist er um eine friedliche Lösung bemüht, trifft 1954 sogar den Vorsitzenden Mao in Peking. Aber nachdem 1959 die Rotchinesen seine Heimat besetzen, flieht er nach Indien. Seitdem lebt er im Exil und kämpft für die Unabhängigkeit Tibets." Trefflichst gibt „Bild“ die Geschichtskenntnis der Mehrheit der Dalai Lama-Fans wieder und bestätigt, was diese in Scorseses Schmalspur-Epos gelernt haben. Wirkliche Auseinandersetzung findet nicht statt. Man versorgt sich mit gerade soviel an oberflächlicher Kenntnis, dass ein Bildschirm für die eigenen untergründigen Bedürfnisse und Sehnsüchte entsteht. Auf Tibet projiziert kann man sich diese als echtes Interesse am Schicksal des Landes und seiner Menschen vorgaukeln, um ohne größeren Aufwand zum „mitfühlenden Gutmenschen" zu mutieren.
 
Bezeichnend, dass „Bild“ den Dalai Lama als Autor und Werbeaugust verpflichtete: er erhielt eine eigene Kolumne im Blatt und griente monatelang von Reklametafeln und Litfaßsäulen herunter. Auch als „Gasteditor“ des Lifestylemagazins „Vogue“ trat er in Erscheinung. Vor allem innerhalb der Esoterik- und Psychoszene gilt tibetischer Buddhismus, beziehungsweise das, was man davon weiß oder dafür hält, als übergeordnete „spirituelle Leitlinie“. Ernsthafte Auseinandersetzung, womit auch immer, gibt es in dieser Szene freilich nicht, die oberflächliche Kenntnis von ein paar Begriffen und ein „Gefühl“ für die Sache reichen völlig aus, sich „zugehörig“ vorzukommen; vielfach versteht man sich dann schon als „engagierter Buddhist“, wenn man einen „Free-Tibet“-Aufkleber auf dem Kofferraumdeckel spazieren fährt. Vorangetrieben wird der gewinnträchtige Boom durch eine Unzahl einschlägiger Publikationen: eingepasst in das übliche Sortiment an Astrologie-, Bachblüten- und Wunderheil-Literatur findet sich jede Menge „tibetisch“ aufgemachten Unsinns auf dem Buch- und Zeitschriftenmarkt.
 
Für viele steht und fällt die Begeisterung für tibetischen Buddhismus mit der Figur des Dalai Lama. Das weltweit hohe Ansehen, das „Seine Heiligkeit“ quer durch sämtliche politischen und weltanschaulichen Lager genießt, ist trotz aller Kritik, die in letzter Zeit gegen ihn vorgebracht wurde, völlig ungebrochen. Nach wie vor gilt er als Symbolfigur für Friedfertigkeit, Güte und in unendlicher Weisheit ruhende Gelassenheit. Seine Verlautbarun­gen gelten als Wahrheit schlechthin. Derlei verklärende Sicht auf den Dalai Lama ebenso wie auf das „alte Tibet“, das dieser repräsentiert, basiert wesentlich auf eklatanter Unkenntnis der tatsächlichen Gegebenheiten.
 
Das Bild des „alten Tibet“ (vor 1950), wie es, verbreitet über unzählige Bücher und Schriften, heute im Westen geläufig ist, zeigt das eines Paradieses auf Erden - des mythischen Shangri-La -, das den Menschen ein glückliches und zufriedenes Leben in Einklang mit sich selbst, mit der Natur und den Göttern zu führen erlaubt habe. Laut Dalai Lama sei dies dem fortwährenden Einfluss des Buddhismus zu verdanken gewesen, durch den eine „Gesellschaft des Friedens und der Harmonie“ entstanden sei.
 
Die moderne Geschichtsschreibung weiß indes längst, dass Tibet bis zur Invasion der Chinesen keineswegs die paradiesische Gesellschaft war, die der Dalai Lama ständig beschwört. Für die große Masse der Bevölkerung war das „alte Tibet“ tatsächlich eben jene „Hölle auf Erden“, von der in der chinesischen Propaganda immer die Rede ist, und aus der das tibetische Volk zu befreien als Legitimation und revolutionäre Verpflichtung angesehen wurde für den Einmarsch von 1950.
 
Die herrschende Mönchselite beutete Land und Menschen mit Hilfe eines weitverzweigten Netzes an Klostereinrichtungen und monastischen Zwingburgen gnadenlos aus. Der relativ kleinen Ausbeuterschicht - ein bis eineinhalb Prozent - stand die große Masse der Bevölkerung als „Leibeigene“ beziehungsweise „unfreie Bauern“ gegenüber. Die Steuer- und Abgabenlasten, die diesen Menschen aufgebürdet wurden, drückten sie unter die Möglichkeit menschenwürdiger Existenz. Bitterste Armut und Hunger durchherrschten den Alltag in Tibet; es gab keinerlei Bildungs-, Gesundheits- oder Hygieneeinrichtungen (außerhalb der Klöster). Privilegierte beziehungsweise benachteiligte Lebensumstände wurden erklärt und gerechtfertigt durch die buddhistische Karmalehre, derzufolge das gegenwärtige Leben sich allemal als Ergebnis angesammelten Verdienstes respektive aufgehäufter Schuld früherer Leben darstelle.
 
Das tibetische Strafrecht zeichnete sich durch extreme Grausamkeit aus. Zu den bis weit in das 20. Jahrhundert hinein üblichen Strafmaßnahmen zählten öffentliche Auspeitschung, das Abschneiden von Gliedmaßen, Herausreißen der Zungen, das Abziehen der Haut bei lebendigem Leibe und dergleichen.
 
Der theokratische Feudalismus Tibets bestand in seiner bis 1950 herrschenden Form seit Mitte des 17. Jahrhunderts, als es der militanten buddhististischen Sekte der Gelupa (= Gelbmützen) mit Hilfe der Mongolen gelang, sämtliche innenpolitischen Gegner auszuschalten. Der seinerzeitige Anführer der Gelugpa, bekannt als der „Große Fünfte Dalai Lama“, erklärte sich in der Folge zur höchsten geistlichen und weltlichen Autorität des Landes. Gleichwohl Tibet 1720 dem Militärprotektorat der Mandschu zugeordnet wurde und ab 1793 vollends zum Vasallenstaat Chinas geworden war, behielt das Regime der Lamas nach innen uneingeschränkte Macht.
 
Solange der chinesische Kaiserhof über die erforderliche Stärke verfügt hatte, war China - einschließlich seines tibetischen Protektorats - vom Rest der Welt fast vollständig abgeschottet geblieben. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts drängten indes mit England und Frankreich militärisch hochgerüstete imperiale Mächte in den ostasiatischen Raum, deren aggressivem Zangengriff das alte China wenig entgegenzusetzen hatte; das Mandschu-Reich zerbröckelte rapide. Durch die Niederlage Beijings im chinesisch-japanischen Krieg von 1894 wurde der Zerfall des Mandschu-Reiches weiter vorangetrieben. Mit der formalen Abdankung Pu-Yis, des letztenchinesischen Kaisers, im Februar 1912 war es endgültig zerbrochen. Am 14. Februar 1913, so zumindest wird der Sachverhalt kolportiert, habe der seinerzeitige 13. Dalai Lama die Unabhängigkeit Tibets verkündet. Unbeeindruckt von dieser „Proklamation“ beharrte die neue republikanische Regierung Chinas auf ihrem - sozusagen aus dem Kaiserreich ererbten - Hoheitsanspruch.
 
Die völkerrechtlich relevante Frage, ob Tibet zwischen 1913 und 1951 einen eigenständigen und unabhängigen Staat darstellte oder nicht - es ist diese Frage in Hinblick auf die Rechtmäßigkeit der chinesischen Invasion von 1950 von entscheidender Bedeutung - lässt sich nicht letztgültig klären. (Die UNO, die als einzige Körperschaft solche Klärung vornehmen könnte, hat sich der Frage tibetischer Souveränität zu keinem Zeitpunkt angenommen.) Neben dem aus der Geschichte hergeleiteten Selbstverständnis der Volksrepublik China, demzufolge Tibet seit jeher - spätestens seit 1720 - als untrennbarer Bestandteil des chinesischen Territoriums gilt, wird der Einmarsch von 1950 noch durch weitere Faktoren legitimiert; deren entscheidender war der Anspruch, das tibetische Volk von einem doppelten Joch zu befreien: zum einen aus dem imperialistischer Machtansprüche (vor allem Großbritanniens und der USA), zum anderen aus dem der feudalistischen Leibeigenschaft einer Ausbeuterclique aus Adel und (Gelbmützen-) Klerus. Die „Befreiung“ Tibets war für die Truppen Maos nicht nur logische Konsequenz sondern revolutionäre Verpflichtung gewesen.
 
Ab Mitte der 1950er Jahre wurde in Tibet mit Hilfe der CIA - und mit Billigung des Dalai Lama - ein großangelegter Untergrundkampf gegen die Chinesen geführt. Zwei der Brüder des Dalai Lama organisierten von Indien bzw. den USA aus den Guerillakrieg. Im Frühjahr 1959 verließ der Dalai Lama selbst - von langer Hand und mit Hilfe der CIA vorbereitet - Lhasa und begab sich ins indische Exil. Es folgten ihm bis Ende des Jahres rund 30.000 Tibeter, bis heute haben rund 120.000 Tibeter ihren Wohnsitz im Ausland genommen. Die insbesondere im Zuge der Kulturrevolution in den 1960er Jahren von der Volksbefreiungs­armee in Tibet verübten Gewalt- und Zerstörungsakte sind durch nichts zu rechtfertigen und zu entschuldigen. Gleichwohl ist den exiltibetischen Verlautbarungen und denen der internationalen Tibet-Unterstützerszene prinzipiell zu misstrauen: Sie sind, sofern sie nicht völlig aus der Luft gegriffen sind, in der Regel heillos übertrieben und/oder beziehen sich auf längst nicht mehr aktuelles Geschehen. Die Behauptung der Exilregierung des Dalai Lama, das „tägliche Leben der Tibeter im eigenen Land“ sei bestimmt durch „Folter, psychischen Terror, Diskriminierung und eine totale Missachtung der Menschenwürde“  ist reine Propaganda zur Sammlung von Sympathiepunkten beziehungsweise Spendengeldern; es spiegeln solche Anwürfe nicht die gegenwärtige Realität Tibets wider. Auch die Anwürfe von Zwangsabtreibungen und flächendeckender Sterilisierung tibetischer Frauen, von Überflutung des Landes durch chinesische Siedler, von systematischer Zerstörung des tibetischen Kulturerbes entsprechen nicht den Tatsachen.
 
Die Dalai Lamas als „Gottkönige“ Tibets sind demokratisch durch nichts legitimiert; sie werden, ebenso wie die sonstigen Groß-Lamas, aufgrund astrologischer und sonstiger Zufallsdeutungen von der Gelugpa für ihre Rolle ausgewählt. Auch der gegenwärtige Dalai Lama, der sich als vierzehnte Inkarnation seiner Amtsvorgänger vorkommt, wurde als Zweieinhalbjähriger auf solchem Wege ausfindig gemacht. Bis heute hat er sich, trotz allen Demokratisierungsgeredes, noch nicht einmal in den exiltibetischen Kommunen durch eine Wahl oder Volksabstimmung legitimieren lassen.
 
Die Doktrin der Gelugpa ist ein abstruses Konglomerat aus Geister- und Dämonenglauben, verbunden mit menschenunwürdigen Unterwerfungsritualen. Wie fast jede Religion basiert sie wesentlich auf raffiniert und gezielt geschürter Angst vor dem Jenseits. Horrende Monster-, Vampir- und Teufelsvorstellungen durchziehen die Lehre des tibetischen Buddhismus. Wer die Gebote der Lamas nicht befolge, finde sich unweigerlich in einer der sechzehn Höllen wieder. Eine davon bestehe aus einem „stinkenden Sumpf von Exkrementen“, in dem man bis zum Hals versinke; zugleich werde man „von den scharfen Schnäbeln dort lebender riesiger Insekten bis aufs Mark zerfressen und zerpickt.“ In anderen Höllen wird man verbrannt, zerschlagen, zerquetscht, von Felsbrocken zermalmt oder mit riesigen Rasiermessern in tausend Stücke zerschnitten. Und das, über Äonen hinweg, immer wieder aufs Neue, genau wie im Christenwahn. Was derlei pathologischer Karmawahn in den Köpfen einfach strukturierter, ungebildeter Menschen anrichtet - ganz zu schweigen von den Köpfen drei- oder vierjähriger Kinder, die man damit vollstopft -, lässt sich nur mit Schaudern erahnen.
 
Systematisch werden durch den tibetischen Buddhismus geistes- und seelenverkrüppelte Menschen herangezüchtet. Wesentlicher Bestandteil des Ritualwesens, zu dem auch verschiedenste - in der Regel zutiefst frauenverachtende - Sexualpraktiken zählen, ist die Einnahme „unreiner Substanzen.“ Dazu gehören die „fünf Arten von Fleisch“ (Stier-, Hunde-, Elephanten-, Pferde- und Menschenfleisch) sowie die „Fünf Arten von Nektar“ (Kot, Gehirn, Sexualsekret, Blut und Urin). Als tieferer Grund für derlei tantrische Riten gilt die zu erwerbende Erkenntnis, dass „kein Ding an sich rein oder unrein ist und alle Vorstellungen von solchen Gegenständen lediglich auf falscher Begrifflichkeit beruhen“.
 
Opfer solch kollektiven Wahngeschehens ist eine ganze Gesellschaft, die seit Jahrhunderten unter dem Joch dieses von Mönchsgeneration zu Mönchsgeneration weitergegebenen Irrsinns steht. Opfer sind letztlich aber auch die Mönche und Lamas selbst, die, abgerichtet seit frühester Kindheit und jeder Chance auf eigenständiges Denken und Handeln beraubt, das psychopathische Wahnsystem, in dem sie sich bewegen, nicht als solches erkennen können; die, ganz im Gegenteil, ihr verbogenes und verkrüppeltes Selbstverständnis, ihre Kot- und Blutrituale für einen Ausdruck höheren Bewusstseins halten, unabdingbar auf dem „Weg zur Erleuchtung“.
 
Längst ist im Übrigen erwiesen, dass die Sexualpraktiken, deren die tibetischen Lamas sich befleißigen, keineswegs nur visualisiert sind, wie sie behaupten. Seit je werden hierzu ganz reale Mädchen und Frauen herangezogen. Entscheidend, so der Dalai Lama in interner Verlautbarung, sei es, sich vor dem Fehler des Samenergusses zu hüten, denn: „Ohne Ejakulation ist es kein Sex, auch wenn es so aussieht.“ Komme es dennoch zum „Auswurfe des Spermas“, solle man dieses aus der Vagina der „Weisheitsgefährtin“ herausschlürfen. Das Mönchsgebot der Enthaltsamkeit bleibe so gewahrt.
 
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König Ashokas Schutzkonzept für sein Buddha-Reich
 
Brudermörder, Folterer, grausamer Kriege-Entfacher - und doch war dieser altindische Herrscher Ashoka Wegbereiter des „friedliebenden“ Buddhismus. Doch Historiker lesen aus den ältesten Schriftzeugnissen des Subkontinents, wie der Bekehrte seinem Volk die Sanftmut-Religion geradezu terroristisch verordnete.
 
Roh ist König Ashokas Gesicht gezeichnet, jähzornig ist sein Wesen. Einmal wagten es 500 Minister, sich seinem Willen zu widersetzen. Da zückt der rasende Tyrann das Schwert und enthauptet sie allesamt. Als ihn an einem anderen Tag Gespielinnen aus seinem Harem wegen seines groben Gesichtes verspotteten, ließ er Hunderte bei lebendigem Leibe verbrennen.
 
In seiner Hauptstadt errichtete er eine „Hölle“ auf Erden: einen Gefängnisbau mit trügerisch harmloser Fassade, doch hinter dessen Mauern die Ergriffenen alle nur erdenklichen Quälereien erleiden mussten. Niemand, der die Folterstätte betrat, so lautete der herrscher­liche Befehl, solle sie jemals wieder lebend verlassen dürfen. So gehen die Legenden über König Ashoka, der im 3. Jahrhundert v. 0 über das erste Großreich Indiens gebot. Von Kandahar (im heutigen Afghanistan) bis an den Rand des Himalaya reichte seine Macht und weit hinab in den Süden des Subkontinents.
 
Die Überlieferung kennt noch ähnliche Episoden ausschweifender Grausamkeit - auch 99 seiner Brüder soll der Monarch auf dem Weg zum Thron ermordet haben. Doch es könnte auch so sein, dass diese blutrünstigen Geschichten nicht ganz der Wahrheit entsprechen: übertrieben von buddhistischen Chronisten, die den König bewusst als ein Monstrum zeichnen. Umso heller sollte seine wundersame Bekehrung zum Buddhismus erstrahlen. Denn etwa im zehnten Jahr seiner Herrschaft bekannte sich Ashoka in noch heute erhaltenen Felsen-Inschriften zur friedlichen Lehre des Gautama Buddha und schwor der Gewalt ab. Seine Botschaften sind nicht nur die ältesten überlieferten Schriftzeugnisse indischer Kultur und kalligraphische Meisterwerke. Durch seine Konversion ermöglichte der König dem aufstrebenden Orden buddhistischer Bettelmönche die Ausbreitung in seinem ganzen Reich - und damit den späteren Aufstieg zur Weltreligion. Wer also ist Ashoka ?
Ein Tyrann ? Ein Brudermörder ? Ein Moralist ? Oder gar ein Friedensfürst ? Zumindest eines steht außer Zweifel: dass er anfangs ein grausamer Kriegsherr war. Denn Ashoka hat es mit eigenen Worten berichtet. Um 303 v.0 wurde er als Spross der mächtigen Maurya-Dynastie geboren. Sein Großvater, der aus einer niederen Kaste stammte, hatte knapp zwei Jahrzehnte zuvor das Reich begründet, Ashokas Vater dessen Grenzen gewaltsam ausgedehnt. Schließ­lich regierte die Dynastie über große Teile des Subkontinents. Weitgespannte Handelsrouten verbanden das Imperium im Osten mit der Küste des heutigen Myanmar (Birma); im Südwesten reichten sie bis nach Afrika und ins Rote Meer. Über Babylon und Persepolis reisten indische Kaufleute ans Mittelmeer, im Nordwesten bis hinauf ans Kaspische und ans Schwarze Meer.
 
Als Alleinherrscher residierte er im Palast von Pataliputra im Nordosten Indiens, umgeben von bewaffneten Frauen - denn weibliche Wächter gelten als besonders loyal. Sein Palast lag, glaubt man Überlieferungen, in einem weitläufigen Park, in dem das Sonnenlicht auf künstlichen Fisch-Teichen glitzerte, ausgesuchte Zierbäume und Sträucher zur Blüte dufteten und vergoldete Kolonnaden die Hauptstadt prachtvoll überstrahlten. Mit ihrem rechteckigen Grundriss erstreckte sich die Kapitale knapp 15 Kilometer in die Länge und rund drei Kilometer in die Breite. Eine hölzerne Palisadenwand mit Löchern für Pfeilschützen schirmte die Stadt ab; davor lag ein Graben - eine weitere Barriere gegen Belagerer und zugleich Auffangbecken der Kanalisation.
 
Niemand weiß heute, ob Ashoka in seiner eingezäunten Metropole tatsächlich als grausamer Tyrann wütete, wie es die Legenden ausmalen. Auf jeden Fall aber führte er zunächst die brutale Eroberungspolitik seiner Vorgänger fort. Um das Jahr 260 v.0 befahl der König seinen Truppen den Angriff auf das Reich Kalinga am Golf von Bengalen. Denn das Nachbarland kontrollierte vor seiner Küste Seewege in den Süden des indischen Subkontinents. Und auch wichtige Landrouten verliefen hier. Ashoka schickte Zehntausende Fußsoldaten sowie mit Lanzen bewehrte Reiter, Kriegselefanten und Streitwagen über die Grenze. Seine Armee richtete ein Gemetzel an - unter den Truppen des Gegners, ebenso auch unter den Einwohnern: „150.000 Menschen wurden verschleppt, 100.000 getötet und viele Male mehr starben“, so die Bilanz, die der König später zog. Die Gefangenen ließ Ashoka in sein Reich deportieren, wo die meisten von ihnen wohl als Arbeitssklaven Wälder roden und Ödland kultivieren mussten. So verheerend aber waren die Szenen dieses Krieges, dass er angeblich zum Wendepunkt in Ashokas Leben wurde. Denn nun ereignete sich eine erstaunliche Wandlung. Einige Zeit nach dem Feldzug (vielleicht aber auch schon kurz davor) wendete sich Ashoka dem buddhistischen Orden zu, lauschte den Unterweisungen der Mönche. Eine fromme Legende berichtet von einer Begegnung des Königs mit einem buddhistischen Mönch, der in der „Hölle“, Ashokas furchtbarem Gefängnis, gelandet war, die Quälereien der Folterknechte aber auf wundersame Weise überlebt hatte. Beeindruckt von den magischen Kräften des Mönches, sei Ashoka bald darauf zum Buddhisten geworden.
 
In Wirklichkeit war seine Bekehrung wahrscheinlich ein allmählicher Prozess, der sich über mehrere Jahre hinzog und entsprang der Einsicht, dass Friedenspredigt der beste Schutz vor inneren und äußeren Feinden darstellt. Anfangs war Ashoka wohl eher ein interessierter Zuhörer, keineswegs ein glühender Konvertit. Doch die Belehrungen der Mönche über den „Edlen achtfachen Pfad“, über die Pflicht zur Sittlichkeit sowie ihr strenges Verbot, Lebewesen Leid zuzufügen, sie gar zu töten, beeindruckten ihn offenbar tief.
 
Langsam, so scheint es, nagten Zweifel in Ashoka, wuchs die Reue über den Überfall auf Kalinga. Und je häufiger er als Laienanhänger die Mönche aufsuchte, sich ihren Worten öffnete, umso stärker entbrannte auch sein Eifer. Etwa zwei Jahre nach dem Krieg unternahm Ashoka eine Pilgerreise ins Dorf Bodh Gaya - zu jenem Assattha-Baum, unter dem Gautama Buddha der Legende nach im Jahr 528 v.0 erleuchtet wurde. Über acht Monate sei Ashoka danach auf Reisen gewesen, durchquerte sein riesiges Imperium, suchte auch in entlegenen Landstrichen das Gespräch mit seinen Untertanen. Und täglich ließ er seine Entourage eine Botschaft verlesen, in der er sich als Laienanhänger des buddhistischen Ordens zu erkennen gab. Auch dem Niedrigsten, so hieß es da (wie im gepredigten Christianismus), stehe der Himmel offen.
 
Dergleichen waren für einen indischen Herrscher ganz unerhörte Töne. Wenn in der Vergangenheit der König den Palast verließ, zu einer Jagd oder Lustreise, dann war die Straße mit Seilen abgesperrt. Ashoka, der Bekehrte, aber mischte sich unter sein Volk, verteilte Almosen und Geschenke an brahmanische Priester, an Asketen und Betagte. Ein oder zwei Jahre nach der Reise entschloss er sich, auch dem übrigen Land von seiner Konversion zu berichten. Schriftlich und in einfachen Worten. Er entwarf für seine Untertanen eine Morallehre, die Dhamma-Regeln. Innerhalb weniger Jahre überzog er das ganze Land mit Edikten, von seinen Handwerkern eingemeißelt in große Felsenflächen. In diesen steinernen Botschaften sprach Ashoka in sanftmütigen Worten als „Götterliebling“ zu seinen Untertanen. Er bekannte, sich dem buddhistischen Glauben zugewandt zu haben und nun „tiefe Reue“ über die Eroberung Kalingas zu empfinden.
 
Die Felsen-Edikte verkündeten allen Untertanen Ashokas die Dhamma-Regeln: Respekt vor Vater und Mutter und vor Älteren, Freundlichkeit und Wahrhaftigkeit. Gut sei es, keinerlei Lebewesen zu töten und Großzügigkeit zu üben gegenüber Freunden, Bekannten und Verwandten, gegenüber Brahmanen und Asketen. Ashoka begnügt sich nicht mit allgemeinen Idealen, sondern verkündet auch konkrete Reformen. Der „Götterliebling“ ordnet an, dass künftig kein Tier mehr zu Opferzwecken geschlachtet werden sollte. Auch in der königlichen Küche durften die Köche bald kaum noch ein Tier töten.
In seinem Reich ließ Ashoka Heilpflanzen für Mensch und Tier kultivieren. Er ordnet an, die Handelsstraßen, über die Kaufmannskarawanen und Pilger im Sommer in sengender Hitze zogen, mit Schatten spendenden Feigen- und Mangobäumen zu säumen. Seine Straßenbauer hatten Befehl, alle 15 Kilometer Brunnen zu graben und Rasthäuser zu errichten.
 
Zudem entsendete der „Götterliebling“ königliche Beamte in seine Provinzen, die alle fünf Jahre auf Inspektionsreise gingen, um das Volk in der Dhamma-Lehre zu unterweisen. Ashoka bleibt Politiker. Und mit seinen Felsen-Edikten und Reformen erhob er den Buddhismus auch keineswegs zur Staatsreligion. Vielmehr trennte er zwischen dem privaten Glauben und seiner Rolle als Herrscher. Der Maurya-König muss wohl so handeln, denn er regierte ein Großreich, das noch keine 70 Jahre bestand, geprägt von vielen unterschiedlichen Völkern, Kulturen, Sprachen und religiösen Gruppen.
 
Das Kastensystem verteilte auf sehr ungleiche Weise Vorrechte und Prestige. Handwerker, die zur niedrigsten der vier Kasten zählten, mussten nicht nur Abgaben zahlen, sondern dem Staat auch festgesetzte Dienste leisten. Die nächsthöhere Kaste umfasste die Bauern, die vom Militärdienst befreit waren, sowie die Händler. Die Kaufleute schlossen sich in den Städten zu Gilden zusammen; sie waren die aufstrebende Kraft in Ashokas Reich. Doch die Privilegien, welche die Angehörigen der zwei oberen Kasten genossen, die Priester und die Adeligen, blieben ihnen verwehrt. Umso mehr fühlten sich gerade die Kaufleute von der buddhistischen Bewegung angesprochen, denn deren Lehre maßen dem Kastenstatus keine Bedeutung zu, sie war leicht verständlich und verlangte keine komplizierten Rituale.
 
Doch schon 256 v.0, nur zwei Jahre nach der Veröffentlichung seiner ersten Edikte, spürte Ashoka, so scheint es, Widerstand gegen seine Tugend-Reformen. Verwunderlich ist dies nicht. Neben allen Wohltaten bürdeten sie dem ganzen Land einen hehren Anspruch auf: Keinem Lebewesen, ob Mensch oder Tier, durfte ein Leid geschehen. Sollten Fischer in den Flüssen also nicht mehr ihre Netze auswerfen, Jäger nicht mehr die Wälder zum Schutz der Reisenden nach Raubtieren durchstreifen ? Bauern beim Pflügen der Äcker auf jedes Gewürm und Insekt Acht geben ? Sollten Kranke auf die Tieropfer verzichten, die als Allheilmittel gegen jedes Übel galten ? Die Brahmanen-Priester auf das Geld, das sie mit diesen Opferdiensten einnahmen ? Und die Höflinge in Ashokas Palast auf das unterhaltsame Spektakel der Tierkämpfe mit Elefanten, Rhinozerossen und Bullen ? Womöglich aber stachelte den König der Widerstand gegen seine Regeln in seinem Sendungsbewusstsein nur an. Denn er ließ nun eine weitere Serie von Edikten in Felspartien meißeln, zehn neue Botschaften des „Götterlieblings“.
 
„Gutes zu tun ist schwer“, hob er diesmal an und rühmte sich der vielen edlen Taten, die er bereits vollbracht habe - die neuen Dhamma-Edikte waren auch Leistungsauflistungen des Königs, Propaganda in eigener Sache. Um den Unwillen zu brechen, auf den seine Reformen zu stießen, ernannte Ashoka Dhamma-Beamte und ließ sie ins Land ausschwärmen. Es sind Spitzel seiner Herrschaftswillkür, die prüften, wer den Instruktionen des Königs noch nicht folgte. Zugleich sollten die „Tugendpolizisten“ für die selig machende Dhamma-Lehre werben, zum Glück und zur Wohlfahrt aller. Unter den Gläubigen aller Religionen, bei Soldaten, Brahmanen und Hausvätern, unter Armen und den Alten. Sie sollten auch vor den Harems von Ashokas Brüdern nicht Halt machen und vor den Privat-Gemächern seiner Schwestern und übrigen Verwandten.
 
Die Botschaft ist eindeutig und streng: Niemand darf sich mehr der Dhamma-Unterweisung durch die Sonderagenten des Königs entziehen. Ashoka errichtet eine terroristische Gesinnungsdiktatur im angeblichen Namen von „Wahrhaftigkeit und Toleranz“: eine geistige Tyrannei. Er selbst fand für sich die heuchlerische Rolle des fürsorglichen Monarchen, der seine Untertanen wie Kinder erzieht. Gibt seinen Beamten Befehl, ihm „zu jeder Stunde“ Bericht zu erstatten über die „Angelegenheiten des Volkes“. Sei es an der königlichen Tafel, im Harem, im Schlafgemach oder im Streitwagen. So heftig ist Ashokas missionarischer Eifer bzw. schlaue Politik, dass seine Emissäre die Dhamma-Botschaft auch zu den nie eroberten Stammesgebieten innerhalb des Großreiches tragen müssen, zu den unabhängigen Gebieten im Süden des Subkontinents und auf die Insel Sri Lanka. Doch selbst damit gibt sich der König nicht zufrieden. Ashoka schickt sie auch in die nordwestlichen Grenzregionen des Imperiums, wo es griechische Ansiedlungen gibt. Und er lässt seine Botschafter in die Ferne reisen, viele Tausende Kilometer, bis ins hellenistische Reich der Seleukiden, zu den Ptolemäern, nach Makedonien, Kyrene in Nordafrika und Epirus im Nordwesten Griechenlands. Eine vergleichbar raffinierte diplomatische Unternehmung hat es wohl noch nie gegeben: Der Herrscher über ein mächtiges Großreich bekundet seinen Friedenswillen vor aller Welt. Ashoka verstand sein Dhamma inzwischen als eine universelle, kosmopolitische Morallehre - nützlich für alle Kasten, Stämme und Nationen.
 
Doch bei allem Sendungsbewusstsein blieb Ashoka ein Monarch, der nüchtern und hintergründig seine eigennützigen Interessen abwägt. Propagandistisch eindringlich beklagte er den Kalinga-Krieg und das Leid Unschuldiger. Doch seine Reue reichte nicht so weit, die 150.000 Verschleppten in ihre Heimat zurückkehren zu lassen und dem eroberten Nachbarreich die Freiheit wiederzuschenken. Und ist es kein Zufall, dass er künftigen Eroberungen abschwört, just nachdem er die letzte wichtige Beute gemacht hat. Ausgerechnet jenes Edikt, in dem er seine Schuld bekennt, lässt er im unterworfenen Kalinga nicht in die Felsen eingravieren. Und in eben dieser so heuchlerisch pazifistisch gestimmten Inschrift warnt Ashoka unverhohlen die unabhängigen Waldstämme inmitten seines Reiches: Er habe trotz seiner Reue jederzeit die Macht, sie zu „strafen“.
 
Auch in Religionsfragen handelt der König politisch, er gibt sich unparteiisch, nur einmal wendet er sich in einer Inschrift direkt an den buddhistischen Orden: Jeder Mönch, der die Glaubensgemeinschaft spalte, müsse sein Kloster verlassen und habe das Recht verwirkt, die safrangelbe Robe zu tragen. Keine grundlose Ermahnung, denn von Spaltungen war die Bewegung tatsächlich sehr bedroht. Die Worte Buddhas waren nur mündlich überliefert, schon bald nach seinem Tod war ein Streit um die Auslegung der Ordensregeln entbrannt. Deshalb versammelten sich um 250 v.0, so jedenfalls überliefern es buddhistische Schriften, Mönche in Ashokas Hauptstadt Pataliputra zu einem Konzil. Es war ein Versuch, die Lehre zu „reinigen“ und die Zersplitterung des Ordens in verschiedene Denkschulen aufzuhalten.
 
Lange debattieren die Mönche über den rechten Weg zur Erleuchtung - ohne sich zu einigen. Einige Gruppen verließen sogar die Versammlung und erkannten sie fortan nicht mehr als Konzil an. Um diese Zeit, so eine Legende, soll Ashokas Sohn Mahinda auf Sri Lanka für den buddhistischen Orden missioniert haben. Und der König selbst habe dem Herrscher der Insel einen Zweig jenes heiligen Assattha-Baumes übersandt, unter dem Gautama Buddha seine Erleuchtung empfing. Um 248 v.0 begab sich der nun etwa 55-jährige König auf eine Reise gen Norden: nach Lumbini, in jenes Dorf im heutigen Nepal, wo Buddha geboren sein soll. Ashoka ließ dort eine Stein-Figur und eine Säule errichten, deren Inschrift von seiner Pilgerfahrt kündet und davon, dass er das Dorf von allen Steuerzahlungen befreite - nicht aber von der Ernte-Abgabe, die er nur reduziert.
 
Eine buddhistische Legende überliefert, Ashoka habe an einem einzigen Tag in ganz Indien Stupa errichten lassen: Denkmäler, in denen Reliquien Buddhas und anderer heiliger Männer ruhen sollen. Angeblich, so der Bericht, entstanden an diesem Tag 84.000 Stupas - eine mythische Zahl, denn aus 84.000 Teilchen bestehen einer altindischen Theorie nach die Gebeine des menschlichen Körpers. Überhaupt war der König offenbar ein leidenschaftlicher Bauherr. Im Nordwesten seines Reiches, so die Legende, errichtete er kostspielige Bauwerke, restaurierte in Kaschmir brahmanische Tempel. Auch zwei Städte habe er gegründet sowie Hunderte buddhistischer Klöster. Die sind nicht nur religiöse Refugien, sondern Zentren der Gelehrsamkeit und Bildungsanstalten für das Volk - wohl nicht wenige Untertanen waren fähig, die königlichen Edikte zu entziffern.
 
Um 242 v.0 ließ Ashoka eine letzte Serie von Edikten meißeln. Diesmal nicht in Felsen, sondern in schlanke, zwölf bis 15 Meter hohe Steinsäulen - es sind die frühesten heute noch erhaltenen Zeugnisse indischer Monumentalkunst. Die von den Steinmetzen zu metallischem Glanz polierten Schäfte wurden von einem glockenförmigen Kapitell aus umgestülpten Lotusblättern sowie je einer fein gearbeiteten Tierskulptur bekrönt - Löwe, Pferd, Stier, Elefant. Sie sind Symbole für Stationen im Leben Buddhas: Empfängnis, Geburt und asketische Entsagung, der Löwe steht für den Buddha. Nun war des Königs Botschaft noch weniger zu übersehen. Allein das Aufstellen dieser bis zu 50 Tonnen wiegenden Säulen an Pilgerstraßen und Plätzen forderte seinen Untergebenen eine erstaunliche technische Leistung ab. Denn nicht überall gab es den harten Sandstein, aus dem sie gearbeitet waren. Offenbar wurden die fertigen Säulen über Hunderte Kilometer transportiert - wie, bleibt ein Rätsel.
 
In den sieben neuen Edikten propagierte der „Götterliebling“ seine Lehre eindringlicher als je zuvor. Immer spezieller fasst Ashoka seine Tötungsverbote. Verschont werden müssen: Papageien, Wildenten, Fledermäuse, Schildkröten und Stachelschweine. Aber auch Eichhörnchen, Hirsche, Bullen, Ameisenköniginnen, Sumpfschildkröten, wilde Esel, wilde und zahme Tauben sowie sämtliche vierfüßigen Kreaturen, die weder nützlich noch essbar sind. Ja überhaupt alle Tiere, die nicht älter als sechs Monate sind. Und Hähne dürfen nicht mehr kastriert werden.
 
Diese Säulenedikte waren vermutlich die letzten Inschriften, in denen sich der König an sein Volk wendet. Alles war nun verkündet über die Dhamma-Lehre. Doch die Edikte konnten die Konflikte im Land, so scheint es, nicht lösen, denn die Spannungen zwischen den Kasten und den zahlreichen Glaubensgruppen blieben bestehen. Zu schwach war die Integrationskraft des Dhamma, um dauerhaften Frieden zu stiften im Großreich des Königs. Und die vielen Gesinnungsspitzel, die im Dienst der „guten Sache“ seiner Herrschkunst jeden Winkel des Alltags durchdrangen, schürten mit Sicherheit bloß neue Unzufriedenheit.
 
Ashoka scheint am Ende seiner Herrschaft geradezu besessen von der Dhamma-Lehre gewesen zu sein. Eine Legende berichtete, er habe schließlich seine sämtlichen Besitztümer an ein Kloster verschenkt und daraufhin seine Autorität eingebüßt. Im Jahr 233 oder 232 v. 0 starb der „Götterliebling“ mit etwa 70 Jahren, angeblich als ein gebrochener und enttäuschter Mann, dem am Ende seine Macht völlig entglitt. Nicht einmal Almosen habe er mehr verteilen können. Aber folgenlos ist des Königs Dhamma-Politik damit keineswegs. Ashoka hat mit seinen 28 Botschaften, eingemeißelt in Felsen und monumentale Säulen, die ältesten erhaltenen Schriftquellen Indiens geschaffen - eines der Kapitelle mit vier Löwenfiguren ziert seit 1950 das indische Staatswappen. Die einzigartigen kalligraphischen und literarischen Zeugnisse künden von einem Missionierungswillen, der vom Ganges bis an die Gestade des Mittelmeeres ausgriff.
 
Und wahrscheinlich machte erst Ashokas öffentliche Konversion es möglich, dass sich die Lehre einer Gruppe indischer Wandermönche über den ganzen Subkontinent ausbreiten konnte. Ohne Ashokas angebliche „dramatische Wandlung“ - richtiger aber, „schlaue Staatskunst“ - wäre die Lehre des Gautama Buddha wohl nicht zu einer der großen Weltkonfessionen aufgestiegen.
 
Was der anfangs blutig-brutale und auf dem Höhepunkt seiner Macht „friedlich“ werdende Ashoka der Nachwelt vorführte, war nichts anderes, als die staatsmännische Einsicht, dass nach einem großen kriegerische Raubzug der Raub in moglichst langen Friedenszeiten abgesichert werden muss. Die beste Sicherung aber ist die religiös verbrämte Predigt von der Friedlichkeit und dem Tötungsverbot, denn eine verdauende Schlange braucht nur eines: Ruhe vor gewalttätigen Feinden, welche die Herrschaft des Räubers bedrohen könnten. Als hervorragendes Konzept, die unterdrückten Massen gegen Revolutionen und Aufstandsgelüsten immun zu machen, bot sich die absolute Friedenslehre Buddhas an. Zudem baute sich der listige Herrscher in Gestalt der geförderten buddhistischen Mönche eine staatstragende Spitzel- und Propagandatruppe im gesamten Lande auf.
 
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Buddha erklärte, jedes Streben nach Glück sei eitel, sei unsinnig. Das Glück mit einem Weibe, das Glück über Kinder, die Erhaltung und Verteidigung des Hausstandes, des Vaterlandes, selbst die Erhaltung des eigenen Leibes --, kurzum, alles sei sinnlos! Er empfiehlt, kein Weib und keine Kinder zu haben, damit das unheilstiftende „Rad der Wiedergeburten“ abgestoppt würde. Mit solch einer Lehre - wird sie konsequent eingehalten - wird jede Gesellschaftsordnung, jedes Streben, jede Arbeit der Erhaltung und des Aufbaues für falsch erklärt bzw. dem Nihilismus das Wort geredet. Auch die Frauenfeindlichkeit des echten Buddhismus ist schrecklich; der Frau wird vorgeworfen, sie verführe in ihrer angeborenen Geilheit die Männer zum Sex, welche deshalb nicht zur Vollendung (Triebbefreiung) gelangen könnten.