Miguel Joaquín Diego del Carmen Serrano Fernández (1917-2009) war ein aus bestem Hause stammender, gebildeter, geistvoller, schließlich hochrangiger chilenischer Diplomat, u.a. Botschafter bei der Internationalen Atomenergiebehörde und bei der UNIDO, bis er von der marxistischen Regierung des Salvador Allende entlassen wurde. Daraufhin ging er ins Exil des Schweizer Kantons Tessin, wo er sich der literarischen Verarbeitung religiöser Mythen widmete.
 
Doch schon lange vorher war Miguel Serrano so gut wie ein Leben lang intensiv bemüht, durch unablässige Studien, hinter die Kulissen und Lügen seiner Zeit zu schauen. Tief drang er in die diversen esoterischen Denkangebote und Gruppenbildungen ein. Seine Erkenntnisse gewann er auch durch Begegnungssuche mit vielen bedeutenden Menschen. Seit dem deutschen Präventivschlag gegen die aufmarschierte Sowjetarmee widmete er sich hingebungsvoll der prodeutschen Informations- u. Propagandaunterstützung. Auch nach der Vernichtung des Dritten Reiches blieb er als verfemter Querdenker und Autor zahlreicher Schriften seinen Leitbildern treu. Die Überhöhung seines Idols, durch Bücher wie „Adolf Hitler - der letzte Avatar“ (1984), verschaffte ihm einen internationalen Bekanntheitsgrad und den Hass der bekannten Koalition aus Medien und Politik. Unter dem Stichwort „Esoterischer Hiterismus“ wurde seitdem Halali auf ihn geblasen.
 
Ein heutiger Verlag, der ihn im Programm anbietet, schreibt zu einer seiner Veröffentlichungen enthusiastisch: „Mit dieser Veröffentlichung erhält der Leser nun die Möglichkeit, den Mythen, die Serrano in eindrucksvoller Weise auf seinen Forschungsreisen zusammentrug, auf den Grund zu gehen. Ohne Übertreibung kann das Serranos Gesamtwerk als eine esoterische Offenbarung bezeichnet werden, die den Schlüssel zum Verständnis der Weltgeschichte birgt; hierin dürfte auch der wahre Grund dafür zu suchen sein, warum Serrano zeitlebens verfolgt und von Mainstream und Establishment geschaßt wurde.“
 
Unabhängig von höchsten Lobeshymnen und den zumeist durchsichtigen, höchst tendenziösen Angriffen derer die keine anderen Götter neben sich dulden wollen als ihre eigenen, sei es Jehova oder Karl Marx, muss der objektive Betrachter des Werkes von Miguel Serrano zu dem Schluss kommen, dass dieser Autor sich zwar um den Aufstieg in höhere Weisheitsgrade redlich bemüht hat, doch dass ihn seine ungebremste Fantasie ins Uferlose trieb. Ich vermag ihn exakt nur hinsichtlich seiner Aussagen zum Thema Runen beurteilen, von weiteren Texten besitze ich lediglich einen flüchtigen Überblick: Ohne sich echtes Runenwissen zu erwerben, schwadronierte er drauflos, so dass man ihn einen Verwirrer und Verunklarer nennen muss.
 
Die obige Abbildung demonstriert seine runenbezogenen Unsinnsergüsse. Die Zahl 11, stets ein Symbol der Liebe (in christlicher Interpretation, folgerichtig der Sünde), der Quelle, der Fruchtbarkeitsmutter Peratha, macht Serrano in enthemmter Spinntisiererei zum Sonnen-/Sieg-Runen-Symbol. Sie steht an 9. Stelle im ODING-Ur-Runen-Verband. Somit ist M. Serrano in die gleiche Kategorie einzustufen wie die diversen deutschen Runen-Quacksalber. Wenn Serrano in seinen übrigen Arbeiten so schlampig gearbeitet hat, wie beim Thema Runen, wäre von seinem Gesamtwerk (was ich nicht kenne) wenig zu halten !
 
Als seriöser Autor, der erhoffen will, dass er ernstgenommen wird, schreibt man nur über das was man wahrhaft bewältigt hat. Miguel Serrano hat seinen Stoff - die germanische Esoterik (deren wesentliche Quelle die Runen sind) - offensichtlich nicht bewältigt.