Hermetisches (heidnisches) Gebet des 3. Jh.

Lasse uns beten -, oh mein Vater:

Ich bitte dich, der du über dem Königreich der Kraft herrschst,
dessen Wort als [eine] Hervorbringung des Lichtes [zu uns] kommt.
Und seine Worte sind unsterblich;
sie sind ewig und unwandelbar.

Er ist der, dessen Willen Leben für die Abbilder an jedem Ort erzeugt.
Seine Natur gibt dem Sein Gestalt.
Aus ihm heraus bewegen sich die Seelen der [Achtheit und] die Engel [...].
Seine Vorsehung reicht bis zu jedem, [...] zeugt jeden.
Er ist der, der [...] den Äon unter Geistern.
Er hat alles erschaffen.

Der, der sich selbst in sich hat, sorgt für alle.
Er ist vollkommen, der unsichtbare Gott, den man im Schweigen [an] spricht;
– sein Abbild wird bewegt, indem es verwaltet wird, und es verwaltet.
Der stark ist an Kraft,
der über die Größe erhaben ist,
der mehr auserwählt ist als [alle] Herrlichkeiten.

[es folgen magische Anrufungen]

Herr, gib uns Weisheit aus deiner Kraft, die zu uns reicht, damit wir uns [gegenseitig] die Schau der Achtheit und der Neunheit beschreiben können.
Wir sind schon zur Siebenheit gelangt, weil wir gottesfürchtig sind und in deinem Gesetz wandeln; und deinen Willen erfüllen wir jederzeit.
Wir wandelten nämlich auf [deinem Weg, und wir haben] hinter uns gelassen [...], damit deine [Schau] geschehe. Herr, gib uns die Wahrheit in dem Abbild !

Gewähre uns durch den Geist die Gestalt des Abbildes zu sehen, die keinen Mangel hat, und empfange von uns den Typos des Pleroma durch unser Lobgebet;
und erkenne den Geist, der in uns ist !
Denn durch dich wurde das All beseelt.
Denn aus dir, dem Ungezeugten, entstand das Gezeugte.
Die Geburt des Selbstgezeugten geschieht durch dich, die Geburt aller gezeugten Dinge, die existieren.

Empfange von uns die geistigen Opfer, die wir zu dir hinaufsenden aus unserem ganzen Herzen und unserer Seele und unserer ganzen Kraft !
Rette das, was in uns ist, und gib uns die unvergängliche Weisheit !
 
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Gnostisches Gebet des 4. Jh.

Ich werde den Lobpreis hinauf senden durch mein Herz:

Ich rufe das Ende des Alls und den Anfang des Anfangs an,
den [Gegenstand] des menschlichen Suchens,
den unsterblichen Fund,
den Schöpfer des Lichtes und der Wahrheit,
den Sämann des Wortes,
die Liebe des unsterblichen Lebens.

Ein verborgenes Wort wird nicht von dir reden können, oh Herr.
Deswegen will mein Verstand dir täglich ein Loblied singen.
Ich bin das Instrument deines Geistes.
Verstand ist dein Plektrum.
Dein Ratschluss aber spielt auf mir.
Ich sehe mich selbst.

Ich habe von dir Kraft empfangen.
Deine Liebe hat uns getroffen.
 
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Gnostisches Gebet an den »Vater des Alls«

Der, der existiert, ist unbeschreibbar.
Weder Kraft hat ihn erkannt, noch Macht, noch Unterordnung, noch ein Geschöpf seit der Grundlegung der Welt, nur er allein [hat sich erkannt].
Jener ist unsterblich; er ist ewig; er hat keine Geburt.
Denn jeder, der eine Geburt hat, wird sterben.
[Er] ist ungezeugt; er hat er keinen Anfang.
Denn jeder, der einen Anfang hat, hat ein Ende.
Niemand herrscht über ihn; er hat keinen Namen.
Denn jeder, der einen Namen hat, ist das Geschöpf eines anderen.
[Er] ist namenlos.

[Er] hat keine menschliche Gestalt.
Denn jeder, der eine menschliche Gestalt hat, ist das Geschöpf eines anderen.
Er hat ein eigenes Aussehen,
– nicht in der Art des Aussehens, das wir empfangen haben und das wir gesehen haben, sondern ein fremdes Aussehen, das alle Dinge übertrifft und besser ist als die Ganzheiten.
Es sieht nach allen Seiten und sieht sich selbst allein durch sich selbst.
[Er] ist unendlich.
[Er] ist unbegreiflich.
[Er] ist einer, der immer unvergänglich ist.
[Er] ist einer, der nicht seinesgleichen hat.
[Er] ist unwandelbar gut.
[Er] ist ohne Mangel.
[Er] ist einer, der immerwährend ist.
[Er] ist selig.
[Er] ist unerkennbar, während er sich selbst zu erkennen pflegt.
[Er] ist unmessbar.
[Er] ist unauffindbar.
[Er] ist vollkommen, weil er keinen Mangel hat.
[Er] ist unvergänglich selig.

Man nennt ihn »Vater des Alls«.