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EWIGE DEUTSCHE NATURLIEBE

OGAM-Alphabet und ODING-Runen im Vergleich

 

Eine mythische Naturwanderung mit Oding- und Ogam-Schrift  
durch den germanisch-keltischen Jahreskreis
 
Die Deutschen sind ein Naturvolk, ich will meinen, ein Volk, welches ein besonders inniges Gefühl für die Natur besitzt und auszuleben bestrebt ist. Kein Volk zählt so viele Dichter und Dichtungen, welche die Natur, den Wald, die Auen, die natürlichen jahreszeitlichen Wechsel mit ihren unterschiedlichen Naturbildern besingen. Demzufolge sind die Deutschen immer ein Landvolk geblieben. Der Natur gehört ihre heimliche, nie erlöschende Hingabe. Ganz im Ge­gensatz zu den romanisch bestimmten Welschländern. So ist beispielsweise in Italien jedes Dorf, jeder Park eine Stadt, in Deutschland trägt aber jede Stadt das Dorf in sich hinein, oder besser, jeder Städter trägt seine Natur- und Dorf-Sehnsucht im Herzen. Von unseren Vor­fah­ren schrieb der Römer Tacitus (Germania, Kap. 16): „Ein Dorf legen sie nicht nach unserer Art aus miteinander verbundenen und zusammenhängen Gebäuden an: Jeder umgibt sein Haus mit einem Freiraum, sei es als Schutz gegen Feuergefahr, sei es aus Unkenntnis im Bau­wesen.“ Alle alten deutschen Städte sind nach Art der Dörfer gebaut. In den neuen Städ­ten wollen zumindest die Wohl­ha­benderen nach der Weise des Dorfes wohnen. Derartige Vil­len­vorstädte findet man in keiner französischen oder italienischen Großstadt. Die unver­mö­gen­den Leute streben nach einem „Schrebergärtchen“ und begnügen sich zumindest mit Blu­mentöpfen, oder Tomaten- und Geranien­kästen auf Balkonen und Fensterbrettern. Kein nor­maler Mensch geht in Italien oder Frankreich vor den Toren der Stadt spazieren, in Deutsch­land jedoch drängen sich an Sonn- und Feiertagen die Bürger aus der Stadt hinaus aufs Land. Die Wanderlust der Deutsch­en ist uralt, die fahrenden Scholasten durchstreiften schon das Mittelalter, die Zünfte schick­ten ihre jungen Gesellen auf die Walz. Noch die heutige tou­ri­stische Reiselust ist mitgespeist von die­sem genotypischen Urimpuls der Deu­tsch­en.
 
In der Romantik, jener kulturgeschichtlichen Epoche, die vom Ende des 18. bis weit ins 19. Jahrhundert hinein währte, geschah eine erneute Hinwendung zur eigenen Kultur, verbunden  mit der verklärenden Sehnsucht nach der reinen Natur, nach Einheit und Heilung durch die Natur -, nach mythisch überglänzten Berggipfeln und nebel­verhangenen Waldtälern, nach der „Blauen Blume“, unter deren Begriff die unschuldige Rücksuche und Naturverinnerlichung verstanden wurde. Auch von dieser urdeutschen Heilsuche in der Natur schrieb schon Tacitus (Germania, Kap. 9): „Übrigens finden sie es der Größe der Himmlischen nicht ange­mes­sen, die Götter in Tempelwände zu bannen oder sie irgendwie menschlichen Zügen ähnlich darzustellen. Haine und Waldtriften betrachten sie als heilig und bezeichnen mit dem Namen Gottheit jenes Geheimnisvolle Etwas, das sie einzig mit dem Auge der Andacht schauen.“
 
Gerade die Zeit nach den siegreich bestandenen Kämpfen gegen die fran­zösisch-napole­on­ische Unterdrückung und Überfremdung erlebte einen begeisterten Aufbruch und die Wieder­gewinnung eigener Wesensart. Burschenschaften gründeten sich zuhauf und begannen die studentische Kultur Deutschlands entscheidend zu prägten. Beein­flusst durch die Romantik und dem Widerstand gegen die seelentötende Industrialisierung mit ihrer neuen Maschinen­welt, der Verstädterung und Landflucht, erwuchs dann zu Beginn des 20. Jahr­hun­derts die deutsche Jugendbewegung mit dem Wander­vogel­drang der Schüler und Studen­ten, um in freier Natur eine scheinbar „neue“, in Wahrheit uralt im Blut liegende Lebensart zu finden. Die Lebens­reform­bewegung, Freikörperkultur, Reformpädagogik und der Jugendstil setzten ihre richtung­weisenden Impulse. Ein von wesensfremden Schlacken und Verkrus­tun­gen gerei­­nigter Begriff von „Leben“, wie er insbesondere von Friedrich Nietzsche erklärt wor­­den war, begann sich in der wachen Jugend durchzusetzen. Zu keinem drohenden Jenseits mehr äugten sie scheelen Auges, für sie hatte der Pfaffendienst seine dirigistische Gewalt ver­loren, das Diesseits bot ihnen Fülle und Freude genug. Der angepassten Kleinbürger­lich­keit, dem Klerikalismus, dem Rationalismus und Materialismus   wurden energisch Paroli ge­boten.
 
Einen gar nicht hoch genug einzuschätzenden Einfluss übte die geniale Persönlichkeit des deutschen Naturforschers Ernst Haeckel (1834-1919) aus. Er war Arzt, Professor für vergleichende Anatomie, bienenfleißiger Zoologe, begnadeter Zeichner der Artenvielfalt, mo­nisti­scher Religionsphilosoph, kämpferischer Freidenker und Vertreter eines natur­wissen­schaftlich geprägten Fortschrittgedankens; 1910 trat er aus der evangelischen Kirche aus. Er, der eine spezielle Abstammungslehre im Sinne des Angelsachsen Charles Darwin (1809-1882) schuf, verstand die Natur, bis hin zu anorganischen Kristallen („Kristallseelen“), als beseelt. Der von ihm vertretene Monis­mus lehrte eine durchgeistigte Materie im Sinne des Pantheismus, in dem Gott  in eins gesetzt wurde mit dem bestimmenden allgemeinen Naturgestz. Haeckels epochale Werke prägten das Bewusstsein suchender Generationen, denen die abgeschmackten Lehren der Kirchen nicht mehr genügten: „Generelle Morphologie“ (1866), „Natürlichen Schöpfungs­ge­schichte“ (1868), „Anthropogenie - Ent­wicklungs­ge­schich­te des Menschen“ (1874), „Die Welträthsel“ (1899), „Lebenswunder“ (1904). Im September 1904, wäh­rend des Internationalen Freidenker-Kongresses in Rom, an dem Tausende teil­nah­men, wurde Ernst Haeckel feierlich zum „Gegenpapst“ ausgerufen, was schrille Anfeindungs-Kam­pagnen von kirchlicher Seite zur Folge hatte. Den bösartigen jesu­itischen Unterste­llun­g­en, er sei ein Fälscher und Betrüger, trat er mit seiner Schrift „Sandalion“ erfolgreich ent­ge­gen. Charles Darwin würdigte Ernst Haeckel in seiner Einleitung zu „Die Abstammung des Men­schen“, Auflage 1870, mit den Worten: „Wäre die ,Natürliche Schöpfungsgeschichte’ er­schie­nen, bevor meine Arbeit niedergeschrieben war, dann würde ich sie wahrscheinlich nie zu Ende geführt haben. Fast alle Schlüsse, zu denen ich gekommen, finde ich durch diesen Natur­forscher bestätigt, dessen Kenntnisse in vielen Punkten viel vollkommener sind als die me­i­nen.“ Mit Haeckel erschien den Deutschen aus urtümlich deutschen Neigungen und Denk­formen ein prägender Naturenthusiast, Naturwissenschaftler und Naturprophet von geradezu antiker Größe, welcher der bibel-christlichen Naturmissachtung und -verachtung die aus gallo­germanischer Seele wieder heraufschimmernde religiöse Verehrung der Allnatur ener­gisch und fundiert entgegenhielt.
 
In der Phase nach dem Ersten Weltkrieg erlebte die Bündische Jugend wiederum eine glän­zende Hochzeit mit abenteuerlichen Fahrten, dem Naturerleben und der romantischen Rück­besinnung auf die als ursprünglich empfundene Volkskultur. Die Deutsche Gildenschaft konstituierte sich und viele andere studentische sowie bürgerliche Bünde, doch die Deutsche Freischar  war mitglieder­stärkster Jugendbund der Weimarer Zeit. 1920 verfasste Alt­wander­vogel Erst Buske (1894-1930 ) folgenden Text: „Wen es jahraus, jahrein, Sonntag für Sonntag und in den Ferien auch für mehrere Wochen aus Unnatur und Zwang, aus Hast und Gier des lebens­tötenden Stadtgetriebes hinaus in die ewigjunge, spannungauslösende Natur getrieben hat, wer durch das geheimnisvolle Weben eines Sommermorgens im steilen Walddom geschritten ist, wer über blühende Heide bei totenstiller Mittagszeit durch flimmernde Sonnenstäubchen wanderte, wer auf ragender Bergeshöh oder am rauschenden Meer oder auf stiller Schnee­halde die Sonne sinken sah, wer aus dumpfem Gemäuer verfallener Burgen zum sternen­über­sähten Nachthimmel aufschaute, wer, wenn das Sonnwendfeuer allmählich verglommen, über den Bergen das Frührot aufsteigen sah - wer so sich selbst als Teil der Natur und die Natur als Teil seines Selbst fühlt, der ist nicht mehr wurzellos wie der Städter, seine Wurzeln senken sich tief hinein in das Land, das er durchwandert, und er umfasst die Heimat mit seiner gan­zen Liebe. - Aber nicht nur das Land, auch seine Bewohner und ihre Art werden dem Wan­derer Leben und Erleben. Wer heut beim Bauer, morgen beim Dorfhand­werker, über­morgen beim Förster, Lehrer oder Pfarrer sein einfaches Nachtlager findet, wer heut hier am Herd sitzt und sich von der freundlichen Großmutter von alten Sagen und Gebräuchen und wunder­baren Menschen­schicksalen erzählen lässt, wer morgen mit der Dorfjugend unter der weitaus­ladenden Dorf­linde die alten Volkslieder singt oder in lustigen Reigen sich schwingt, wer übermorgen mit dem Bauern aufs Feld geht und bei dringlicher Arbeit fleißig mit Hand anlegt – wer so mit freundlichem Blick und mit helfender Hand den Menschen begegnet, dem blei­ben sie nicht fremd. Und aus dem Verstehen der Menschen, ihrer Art und Arbeit kommt Achtung und Liebe, kommt das tiefe Gefühl des Teilseins, das Bewusstsein eines übernatür­lichen Zusam­menhangs, in dem wir alle umfangen sind.“
 
Die Idee des Tier- und Naturschutzes stieß in Deutschland - so wie in keinem anderen Lande - stets auf stärkste Anteilnahme und aktiven Zuspruch. Anfänge der Naturparkbewegung in Deutschland reichen bis zur Gründung des Vereins „Naturschutzpark Lüneburger Heide“ im Jahr 1909 zurück. Nach dem Kriege wurden bereits über 500 Naturschutzgebiete eingerichtet. Auch das Dritten Reich unterstütze den Gedanken ganz energisch, schuf eine „Reichs­fach­stelle für Naturschutz“ und stellte 1935 mit dem Reichsnaturschutzgesetz diese Idee auf eine neue sichere Grundlage. Alfred Carl Toepfer (1894-1993), ein erfolgreicher deutsch­bewus­ster Ham­burger Unter­neh­mer und Reeder, zählt zu den Pionieren des Landschafts- und Naturschutzes. Er war positiv beeinflusst von der Lebensform- und der Jugendbewegung, grün­dete bereits 1931 die „F.V.S.-Stiftung“, stellte 1956 ein Programm zur Errichtung von 25 Parkregionen, war bis 1985 Vorsitzender des überregionalen Vereins „Naturschutzparke“, warb energisch um die Erhal­tung der Lüneburger Heide und die Schaffung von Naturparks in Deutschland, für die er zeitlebens ungeheure Summen gespendet hat. Ab 1956, mit der Ver­kündung des Naturparkprogramms, wurden seine Bemühungen mit Erfolg gekrönt. Heute nehmen die 95 deutschen Naturparke knapp ein Viertel der Fläche der Bundesrepublik ein.
 
Trotz Nachkriegs-Wieder­auf­bau­sorgen der Deutschen, mit ihrem hektischen, schließlich ausufernden Wirt­schaftswunder, begeisterte auch der Zoodirektor Bernhard Grzimek (1909-1987) als beharrlicher Mahner gegen Tier- und Natur­zer­störung und Rettung einmaliger Ökosysteme, ein breites Publikum mit seiner Fernsehsende­reihe „Ein Platz für Tiere“. Ohne ihn und die Spenden der Deutschen würde die afrikanische Serengeti in ihrer heu­tigen Form nicht mehr existieren. Seine insgesamt vielleicht größte Leistung ist, in vielen afrikanischen Ländern erreicht zu haben, dass die Leute dort ein verständigeres Bewusstsein für Naturer­haltung entwickelt zu haben und auf ihre Na­tionalparks und Natur­gebiete stolz sind.
 
Die Galionsfigur der „Grünen-Bewegung“ und Ziehvater der Ökolandwirtschaft, der streitbare Ökomoralist Baldur Springmann (1912-2003), stellte seinen Bauernhof schon 1954 auf öko­logische Landwirtschaft um, engagierte sich in der aufkommenden Ökologiebewegung, war in den 70er-Jahren schleswig-holsteinischer Landesvor­sitzender der „Aktionsgemeinschaft-Unabhängiger Deutscher “, die sich als erste Partei explizit dem Thema Ökologie zu­wandte, gehörte 1978 zu den Mitbegründern der „Grünen Liste Schleswig-Holstein“ und 1980 der „Grünen“, die er wieder verließ, als sich linke, vaterlandsverachtende Kräfte an die Spitze drängten. Unter Ökologie - griech. „Lehre vom Haushalt“ - versteht man ein Teilgebiet der Biologie, welches sich mit den Wechselbeziehungen der Lebewesen untereinander sowie mit ihrer natürlichen Umwelt beschäftigt und den Handlungsweisen, die dem Umweltschutz die­nen. Bis zum Ende seines schöpferischen Lebens bekannte sich Springmann zur Natur­reli­gio­sität, predigte bäuerliches Leben, weg vom „Wachstums­wahn“, auch „Liebe zum Deutsch­tum“ und „Widerstand gegen die geplante Abschaffung des deutschen Volkes“. Mit ihren Protest­akti­onen gegen das angebliche Waldsterben und gegen Atomkraftwerke hatten die „Grünen“ ein signifikant deutsches Thema gefunden, das breite Teile der Bevölkerung be­wegte, das sich demzufolge in politische Münze umprägen ließ. Deutschland war das erste Land der Welt, in dem einer grünen Partei der Einzug ins Parlament (1986) und an die Spitze der Regierung gelang. Dass es nur eine wahr­haft linke Masche zur Macht war, haben manche ihrer Partei­gänger noch immer nicht bemerkt; sobald sich die grüne Bewegung einigermaßen gefestigt hatte, wurden die echten wertkonservativen Naturenthusiasten mög­lichst unauffällig wieder ausgesondert. Und als diese, wie Springmann, Gruhl, Haußleitner, Dinné es mit einer eigenen konservativ-grünen Bewegung versuchten, konnten sie das Interesse der vom Geist der Kriegsgewinnler lizenzierten Massen­medien nicht finden und scheiterten. Unabhängig vom Parteipolitischen gibt es in Deutsch­land zahlreiche staatliche und private Organisationen, die sich für den Erhalt des ökologischen Gleichgewichts und für die Artenvielfalt von Pflan­zen und Tieren stark machen; viele Deut­sche engagieren sich in ihrer Freizeit in Umwelt- und Tierschutzorganisationen.
 
Wäre, so stellen wir die Überlegung an, solch eine starke, historisch fassbare Natur­ver­bun­den­heit schon aus den antiken Nachrichten über unser Deutschvolk her­auslesbar? Der Römer Tacitus berichtet (Germania, Kap. 16): „Dass die Völker Germaniens nicht in Städten woh­nen, ist bekannt genug, ja dass sie nicht einmal aneinander gebaute Woh­nungen dulden. Sie siedeln sich abgesondert und nach verschiedenen Richtungen an, wie eine Quelle, eine Flur, eine Waldtrift ihnen gefällt.“
 
Diese Information erscheint bezüglich unserer Fragestellung schon recht aussagefähig, weniger ergibt bedauerlicherweise die Unter­suchung des altgerma­ni­schen Buchstabensystems, in dem lediglich zwei Stäbe vorkom­men, welche geheiligte Bäu­me versinnbildlichen, nämlich die Birken- und die Eiben-Rune. Der Erklä­r­ungs­­begriff eines Buchstabens heißt „Heimaterde“, einer nennt die „Sonne“, ein an­de­rer steht für „Wasser und Kraut“, zweie für die Kreatur, namentlich „Ross“ und „Rindvieh“. Das erscheint zunächst wenig ergiebig. Jedoch die diversen Verbotsgesetze der christlichen Umerzieher geben weitere aufschlussreiche Auskünfte von der innigen Baum- bzw. Naturverehrung unserer ger­ma­nischen Ahnen: „Die Alemannen haben einige Sitten und Gebräuche von den Vätern her bewahrt; [...] Sie verehrten nämlich gewisse Bäume, Flüsse, Höhen und Schluchten; [...] (Agathias, Historien I, 7.); „Obgleich die Langobarden [...] hielten sie trotzdem am alten Heidenbrauche fest [...] Ja, nicht weit von Benevent feierten sie ein besonders Fest, indem sie einen dort stehenden Baum als heilig verehrten; [...]“ (Vita Barbati); „Belaubten Bäumen und Quellen erwiesen sie [die Sachsen] göttliche Verehrung.“ (Rudolf von Fulda, 3); „Auf ihren Rat legte er [Bonifatius] in Gegenwart seiner Brüder die Axt an die Eiche von unge­heurer Größe, die von den Heiden [Chatten] als Jupiter-Eiche bezeichnet wurde [...]“; „...viele auch opferten den Wäldern und Quellen, einige heimlich, andere offen, [...] (Vita Bonifatius, 8); „Niemand [auf Gotland] darf weder zu Hainen noch zu Hügeln noch zu heidnischen Göttern beten, weder zu heiligen Orten noch zu eingehegten Plätzen.“ (Gutalag „Gotlandgesetz“, Kap. 4); „Ebenso ordnen wir betreffs der Bäume, Felsen und Quellen, bei denen irgendwelche Leute törichte Lichter anbringen oder andere Verrichtungen vornehmen, im ganzen an, dass dieser schlimme und gottverdammte Brauch überall, wo man ihn findet. beseitigt und ausgerottet werde.“ (Karl d. Große, Ademar, „Chronik der Franken“); „Wenn jemand an Quellen oder Bäumen oder in Hainen ein Gelübde tut oder nach heidnischen Brauch darbringt und zu Ehren der Dämonen isst, der hat [Strafgelder] zu entrichten.“ (Karl d. Große, Cap. de Part. „General­ermahnung“, S. 21); „In gleicher Weise sollen die Hälfte ihres Wergeldes im heiligen Palast erlegen alle, die an einem Baum, den die Bauern einen heiligen nennen, oder an Quellen angebetet oder Opfer und Zaubergesang getrieben haben.“ (Leges Liutprandi „Gesetze Liutprands“ 84); „Thorir nahm darauf den ganzen Fnjoskadal bis Odeila und wohnte in Lund [d.i. Hain]; er brachte dem Hain dort Opfer dar.“ (Landnambok „Buch von der Landnahme bei der Besiedelung Islands“, 224).
 
Das andere deutsche Urvolk - die Kelten - hatte seine ursprünglichen Heimatsitze an den Quellen der Donau, erweiterte kraftvoll sein Herrschaftsgebiet auf eine nördliche Linie etwa Lüneburger Heide, Hildesheim, Göttingen, Eisenach, Thüringer Wald, bevor es weit in den Südostraum und nach Westen bis England und Irland ausgriff. Die Kelten entwickelten ein sog. Baumalphabet, die Og­am-Schrift, in welcher jeder Buchstabe nach einer Pflanze benannt worden ist. Die Myth­o­logie berichtet, dass der Halbgott Ogma, ein Krieger und Literat der Tuatha Dé Danann, das Schriftsystem erfunden habe. In An­be­tracht ihrer Siedlungsnähe, zumindest im Raum der gallogermanischen Misch­gebiete entlang des Rhein­stro­mes, muss ganz zwangsläufig ein ge­gen­seitiger Gedanken­aus­tausch hinsichtlich der beiden mythischen Schriftarten stattge­funden haben. Der Fachgelehrte Univ. Prof. Dr. nHelmut Birkhan schreibt sogar, „dass es einen keltisch-germanischen Kultur­verband des Nordseeraumes gegeben hat, der gewisse Gemeinsamkeiten in der Dichter­spra­che förderte“. Uns blieb die keltische Schrift allein aus Zeugnissen des irischen Siedlungs­raumes übermittelt, doch dürften ihr geistiges Ord­nungs­­­prinzip auch in der übrigen gallischen Kultur­welt nicht unbekannt geblieben sein. In einem Fall, nämlich bei dem Buchstabennamen für B, ist eine völlige Übereinstimmung vor­handen, sowohl der Runen­name bjerkan als auch das irische beithe bedeutet „Birke“.Ogam wird allgemein geschrieben und gelesen wie ein Baum wächst, von unten nach oben. Und die Runen sind in ihrem Urverständnis als organisch zusammenhörendes Ord­nungs­gefüge nur zu deuten, wenn ihre traditionelle Reihenfolge in der Leserichtung von rechts nach links gedeutet wird. Wobei, den ersten drei linksläufigen Buchstaben des Gesamtverbandes zufolge - wie unser „A-B-C“ - der Name des runischen Schreibsystems, sich als „O-D-ING“ zu erkennen gibt. Bei den Oding-Buchstaben handelt es sich um 24 Hie­ro­glyphen, bei den Ogam-Zeichen ebenso um ca. 20 Variationen von Kerben oder Striche. Der schriftlichen Quelle „Auraicept na nÉces“ („Leitfaden für gelehrte Dichter“) im „Buch der Ballymote“ aus dem 14. Jh. zufolge, handelt es sich bei den Buchstabennamen des Ogam-Alphabets um folgende keltische Baumnamen: beithe, luis, fern, sail, nin, huath, daur, tinne, coll, quert, muin, gort, ngetal, ruis, ailm, onn, ur, edad, ida, ebad, oir, uillenn, ifin, emancholl. Außerdem erwähnt der Traktat auch eine Einteilung der Bäume in drei Gruppen zu je acht Ar­ten, was die deutlichste Übereinstimmung mit der Runeneinteilung darstellt.Es heißt dort: „Wie viele Gruppen des Ogham gibt es ? Nicht schwer. Drei, nämlich acht Herrenbäume, und acht Bauernbäume, und acht Sträucher.“ Die 5 Vokale sind: A - Ailm = Tanne, O - Ohn = Stech­ginster, U - Ura = Heidekraut, E - Eadha = Espe, I - Idho = Eibe; die 15 Konsonanten sind: B - Beith = Birke, L - Luis = Eberesche, F - Fearn = Erle, S - Saille = Weide, N - Nuin = Esche, H - Huat = Weiß­­dorn/Hagedorn, D - Duir = Eiche, T - Tinne = Stechpalme, C - Coll  = Haselnuss, Q - Ouert  = Apelbaum, M - Muin = Weinrebe, G - Gort = Efeu, NG - Ngetal = Schilf, Z/Ss/St - Straif = Schwarz­­­dorn/Schlehe, R - Ruis = Holunder; dazu 4 bzw. 5 Diphthonge.
 
 
Der Vergleich keltischer und germanischen Vorstellungen zeigt, dass es solide Überein­stim­mungen gab. Tacitus belehrt uns über Germanen (Germania, Kap. 11): „Sie rechnen nicht, wie wir, nach der Zahl der Tage, sondern der Nächte.“ Ähnlich Cäsar von den Galliern (De bello gallico, Kap. 6): „Sie bestimmen den Zeitlauf nicht nach der Zahl der Tage, sondern der Nächte.“ Es lehrten die keltischen Druiden („Eichenkundige“) in ihrer Eschatologie, dass die Seelen und der Kosmos un­zerstör­bar seien, wenn auch die Welt in periodischen Abstän­den durch Feuer und Wasser zu­grun­de gehen würde (Strabon IV, 4, 4). Der gleiche Gedanke ist auch für die ger­manische Religion nachgewiesen, denn zu den wichtigsten Ereignissen von Ragnarök,dem „Götter­ge­schick“, gehören gemäß der Edda (Völuspá 44-66) und Snorris Kommentar in der Gylfa­gin­ning (50-52) auch der Weltenbrand des Feuerriesen Surtr und der Muspells Söhne sowie der Weltuntergang im Meer. Dazu wieder Prof. Birkhan: Letztlich könnte man die Übereinstimmungen der iran­ischen mit der keltischen und germanischen Eschatologie als idg. Erbe ansehen.“ Wenn wir also den feststehenden Umstand berück­sich­ti­gen, dass Kelten und Germanen Völker der gleichen mitteleuropäischen Siedlungs- und Kli­ma­zone sind, dass sie keine wesentlich unter­schiedlichen Lebenseindrücke gewonnen haben können, dass ihr Geno­typus, ihre Sprache und Mytho­logie nahe verwandt sind, dass an den Kimbern- und Teuto­nen­zügen in den euro­päi­schen Westen und Süden beide Völker beteiligt waren, dass ein enges Beieinander­woh­nen mit den sich zwangsläufig ergebenden Einhei­ra­tun­gen nicht ausgeschlos­sen werden dürfen, dann können wir auch probeweise davon aus­ge­hen, dass die beiden Schrift­arten in ihrer aktiven Zeit von einzelnen Individuen ver­glei­ch­end be­trachtet, geprüft und wahr­schein­lich auch schon zusammengeschaut worden sind. Einen sol­chen arbeits­hypo­thet­ischen Prozess wollen wir nun vornehmen:
 
Die 24 ODING-Runen sind, wie ich nachgewiesen habe, als heiliger Kalenderkreis einer idealen luni-solaren Jahreskonzeption zu begreifen, als eine Art Goden-Jahr, so wie die Römer das Augu­ren-Jahr kannten. 24 geheiligte heimischen Bäume und Sträucher könnten auch für sie - nach dem Wissen der alten Goden - einen jahreszeitlichen Kreislauf gebildet haben. Während die Oding-schrift nach dem Geistgotte Od bezeichent wurde,  trägt die Ogham-Schrift den Namen des Gottes Ogma. Er hat nach keltischer Tradition diese Schrift erfunden. Sie ist die älteste Buchstabenschrift auf irischen Sprachdenkmälern (etwa 4. bis 7. Jahrhundert n.0) Es sind ca. 360 kurze Inschriften meist auf Grab- oder Grenzsteinen erhalten, die fast nur aus Personennamen bestehen. Das System ist aus dem Auraicept na nÉces („Leitfaden für Dichter“), einer Abhandlung aus dem 14. Jh. bekannt geworden. Die Oghamschrift besteht aus 15 Konsonanten- und 5 Vokalzeichen, wobei im Laufe der Zeit noch 5 Zeichen für Diphthonge dazugekommen sind. Jedes Oghamschriftzeichen besteht aus ein bis fünf Kerben, bzw. Strichen. Diese sind zu einer Mittellinie, die meist die senkrechte Kante eines stehenden Steines war, angeordnet.