Copyright © Gerhard Hess
                     
Skandinavisches Vorstellungsbild vom Troll/Thurse in Jutunheimen (Riesenheim / Norwegen) bei Dorregubbenhall, errichtet 1938 (Foto: 16.07.1987)
 
 
Der Titan bzw. Urriese Saturn - Gegner des Zeus/Jupiter - als Drachen geschaut. - Der Saturn mit der Sichel bewehrt, entspricht als der „Gott“, der seine Kinder frisst, dem griechischen Kronos. Er wurde gegensätzlich verstanden; ein Aspekt ist sein kaltes tötendes Prinzip als saturn-täglicher (Saturday / Samstag) Beschließer der Woche. Sein Bild wurde zur Metapher des Todes mit Stundenglas und Hippe. Als schlangenfüßiger Antigott erscheint er auf obergermanisch-römischen Jupiter-Gigantensäulen des 2./3. Jhs., wo ihn Jupiter überreitet, doch einer seiner Natternköpfe dem Himmelsgott in die Ferse beißt oder in den Bauch seines Pferdes. In des Himmelsgottes Jupiter mythischem Titanen- oder Gigantenkampf genanntem Krieg gegen die urweltlichen Riesen werden diese als Schlangenscheusale mit geschuppten Drachenschwänzen oder schlangenfüßig dargestellt.
 
Kronos-Saturn war als jüngster Titan ein Kind des ersten Himmelsherrschers Uranos und der Erdmutter Gaia. Mit eiserner Sichel schnitt Kronos-Saturn seinem Vater die Schamteile ab und übernahm selbst die Herrschaft. Seine Brüder warf er wieder in den Tartaros und verschlang seine Kinder, die er mit seiner Schwester Rhea hatte, bis auf Sohn und Nachfolger Zeus. Ebenfalls gebar Gaia die Giganten mit grässlichen Gesichtern und geschuppten Drachenschwänzen. Von Tartaros, der personifizierten Unterwelt, gebar sie den Typhon, einen gefiederten Giganten, der von den Lenden abwärts aus einem Knäuel von Vipern bestand und zum heftigsten Gegner des Zeus wurde. Aus seiner Gestalt - in der Spätantike Typhon-Seth genannt - entwickelte sich die mittelalterliche Teufelsvorstellung des Flügeldrachens. In der mittelalterlichen Astrologie wurde der sonnenfernste Planet Saturn, der mit einer Sichel oder Sense dargestellt wurde, zum „Unglücksplaneten“ und stand für: Sorgen, Melancholie, Krankheiten und harte Arbeit. Er bildete den Gegenspieler (auch das Ergänzungsprinzip) zum Jupiter. Er kann für Einsamkeit, Unglück, Pech, Verlust und Enttäuschung stehen. Als seine Pflanzen galten Schierlinge und Fliegenpilz. Sein Metall ist das Blei. Saturnisch sind kriechenden, einsamen, nächtlichen Tiere, wie Esel, Wolf, Maultier, Kamel, Affe, Drache, Basilisk, Kröte, Skorpione. Kronos-Saturn näherte sich in der Volksvorstellung immer mehr dem Unhold, Beelzebub, Tod, Satan an, so dass verständlich wird, warum der nordgermanische Antigott - der Thurse, Jote, Troll   - als Saturnius im isländischen Runengedicht identifiziert werden konnte.
 
Jakob Böhme (1575-1624), der Mystiker und Philosoph, schrieb in „Aurora oder Morgenröte“, 26. Kap., Von dem Planeten Saturno: „Saturnus, der kalte, scharfe und strenge, herbe Regent, nimmt seinen Anfang und Herkommen nicht von der Sonnen, denn er hat in seiner Gewalt die Kammer des Todes, und ist ein Vertrockner aller Kräfte, davon die Leiblichkeit entstehet. [...] 3. Sein Ursprung aber ist die ernstliche, herbe und strenge Ängstlichkeit des ganzen Leibes dieser Welt, denn als in Zeit der Anzündung des Zorns das Licht in der äußersten Geburt dieser Welt verlosch [...] so stund die herbe Qualität in ihrer schärfesten und strengesten Geburt, und zog aller Quellgeister Gewirke ganz herb und streng zusammen. Davon dann die Erde und Steine sind worden. Und war wohl recht das Haus des Todes oder die Einschließung des Lebens, darinnen dann König Luzifer ist gefangen worden. [...] 7. Weil aber gleichwohl allda die Beweglichkeit war aufgangen durch Kraft des verborgenen Himmels, so konnte die Natur nicht ruhen, sondern ängstete sich zur Geburt, und gebar aus dem Geiste der Schärfe den herben, kalten und strengen Sohn oder Stern Saturnum. 8. Denn der Geist der Hitze konnte sich nicht anzünden, davon das Licht und aus dem Licht durch das Wasser die Liebe und Sanftmut entstehet, sondern es war eine Geburt der strengen, kalten und ernsten Grimmigkeit, der da ist ein Vertrocknet, Verderber und Feind der Sanftmut, der in den Kreaturen die harten Beine gebäret. 9. Saturnus aber ist nicht an seinen Locum gebunden wie die Sonne, denn er ist nicht ein leiblicher Ort in dem Raume der Tiefe, sondern er ist ein Sohn, der aus der Kammer des Todes, aus der angezündeten, harten und kalten Angstlichkeit geboren ist, und ist nur ein Hausgenoß in dem Raume, da er in umlaufet. [..] 11. Seine Höhe aber kann man nicht gar eigentlich wissen. Ich halte es aber gänzlich dafür, daß er zwischen dem Jupiter und dem allgemeinen Gestirne in der Tiefe inmitten steht, denn er ist das Herze der Leiblichkeit in der Natur. 12. Gleichwie die Sonne ist das Herze des Lebens und eine Ursache der Naturgeister, also ist er das Herze und eine Ursache aller Körper und Bildungen in der Erden und auf der Erden, sowohl in dem ganzen Leibe dieser Welt. 13. Und wie im Menschen die Hirnschale ist ein Umfasser und Einschließer des Hirns, darinnen sich die Gedanken gebären, also ist die saturnalische Kraft ein Umfasser, Vertrockner und Behalter aller Leiblichkeit und Begreiflichkeit.“
 
Der seine Kinder fressende Planetenherrscher Saturn / Thurse
 
In der hellenistischen Astrologie wurden die Grundqualitäten der Terminologie des Aristoteles auf die sieben Wandelsterne übertragen. Der Saturn galt als „kalt und trocken“. Zahlreiche Beispiele aus Mittelalter beweisen, dass an den Charaktereigenschaften der Planeten kaum etwas geändert wurde. Im „Deutsch Kalender“ von Schaeffler aus dem Jahr 1498 findet sich Verse über die Planeten; zum Saturn heißt es: „Alt und kalt hytzig und unrain - Neyd und Hass ich auch main - Also synd meine kind  - Die under mir geboren synd.“ Auf Holzschnitten von Gabriel Giolitto Ferrari (1533) lesen wir lateinische Verse, Saturn liebe dunkle Gewänder, liebe von den Temperamenten die Melancholie, erfreue sich am Ackerbau. Saturn galt als ein ausgesprochener Bösewicht, der vor allem für Trübsal und Stumpfsinn, Siechtum und Krankheit verantwortlich sei. Auf einer Zeichnung von Albrecht Dürer aus dem Jahre 1484 befindet sich eine Konjunktion der Planeten Saturn, Jupiter und Mars im Skorpion, die man für die damaligen verheerenden Seuchen verantwortlich machte. Die Syphilis wurde regelrecht als „passio turpis saturnia“ bezeichnet, als schändliche Saturnkrankheit. Im Jahre 1492 soll der Saturn riesige Überschwemmungen und Hagelfälle verursacht haben.
 
 
Norweg. Darstellungen des Joten / Jötunn (an. iötunn), was eine mytholog. Bezeichnung für Riesen ist. Die Jötunen wohnen in Jötunheim, das jenseits der von Menschen bewohnten Erde liegt. Der Herr dieses Reiches, das mit dem Totenreich zusammenfällt, ist Utgardloki (Außenwelt-Teufel), des Trolls od. Thursen.
 
ODINGs VERHEISSUNG II.
 
Im Überlebenskampf der Völker und ihrer Ideen ist es nicht ungewöhnlich, dass Kultgruppen sich ge­genseitig der Teufelsanbetung bezichtigen. Der Gott des einen kann nun mal sehr konkret zum Teufel für den anderen werden; der Gott des Siegers zeigt allemal dem Verlierer gegenüber eine „Teufels­fratze“. Die Beantwortung der Frage: Gott oder Teufel ? wird allein durch den jeweiligen Standort des Frage­stellers bestimmt.
 
So wurden auch unsere germanischen Ahnen als Dämonenanbeter verunglimpft und ihr Geistgott Wo­din/Odin verunholdet. Bei der christlichen Taufe - der oft genug erzwungenen Einschwörung auf den fremden, völlig unbekannten althebräischen Stammesgötzen Jahwe - lautete die vorgeschriebene For­mel (verkürzt): „Entsagst du den Teufeln, dem Donar und dem Wodan und dem Saxnot und allen ihren unholden Genossen ?“ Die germanischen heimatreligiösen Gottheiten wurden pauschal und ausnahmslos zu Sataniden erklärt. Indes, der ihm von seinen Propagandisten („Propheten“) nachgesagte ab­schreckende Blutdurst sowie der maßlose Herrschaftsanspruch des biblischen Gottes setzten ihn selbst in den Augen mancher Kultgruppen ins Zwielicht. Nicht wenige urteilsfähige Persönlichkeiten und ihre Anhänger in der Spätantike bezeich­neten ihn wortwörtlich als Satan, so z.B. Simon-Magus und Menander, Valentinus, der Perser Mani, der Syrer Kerdon, der Apollopriester Plutarch, Markion, und sogar der zoroastrisch beeinflusste Evangelist Johannes (8, 44) sprach vom Bibelgott als dem Teufel. Zu diesem gnostischen - um Gotterkenntnis ringenden - Per­so­nenkreis ge­hörte allem Anschein nach auch der wodanisch inspirierte germanische Schöpfer der ODiNG-Religion und ihres Mythen- und Schriftgefü­ges.
 
Aus diesen unterschiedlichen Standorten gegenläufiger Gotterkenntnisse entstanden Prophezeiungen und Verheißungen, welche den zukünftigen Sieg der eigenen Volksgottheit und die Niederlage des Gegengottes mitsamt seinem Volk verkündeten. So heißt es aus biblischem Munde im 5. Buch Moses (28, 1): „Und wenn du der Stimme des Herrn, deines Gottes, gehorchen wirst, dass du hältst und tust alle seine Gesetze, die ich dir heute gebiete, so wird dich der Herr, dein Gott, zum Höchsten machen über alle Völker der Erde.“  Als Gegenleistung für die konsequente, ausschließliche Anbe­tung in ei­nem ganz exakt festgelegten kultischen Ritus verhieß Jahwe - durch Moses - und den nachfolgen fanatischen Jahwe-isten seiner Gemeinde nichts Geringeres als die alleinige Herrschaft über alle Völker - also die Weltherrschaft.
 
Dagegen ist die recherchierbare Verheißung Wodin/Odins gesetzt, welcher aus dem Munde seines Runen­schöpfers verkündete, dass der als Materiegötze verstandene biblisch-christliche Jahwe doch untergehen wird und - wohl nach einem letzten titanischen Ringen - der germanisch-indoger­manische Geistgott Vata/Vayu/ Val/Wodin/Odin obsiegen möge.
 
Zum Urriesen, dem alten Thursen, erklären altn. Texte (Gylf.5): „Keineswegs geste­hen wir ihm Göttlichkeit zu. Er war böse, und sein ganzes Geschlecht ebenso, die Reifriesen wie wir sie nennen“. Das idealistische germ. Heidentum gründete offen­sichtlich sich in einem stark empfundenen Wahr­heitswillen, sonst wäre nicht der alemannische Logaðore („Arg­lis­tiger / Lügenmächtiger“) bzw. der eddische Lügen­vater Loki („Versperrer / Verhinderer“) bzw. der Thurse Utgarðaloki-Skrymir („Aus­landsloki-Prahler“) zum Inbegriff des Götter­fein­des, also Satans (hebr.-griech. „Wi­der­sacher“) geworden. In der griech. Mytho­lo­gie galten einige Titanen („Riesen“) als hervor­ra­gende Anführer und Götterfeinde: Kro­nos, den man dem Saturnius gleich­stellte und Typhon, auch Typhon-Seth genannt. Die eddischen Legenden hoben die Thursen („Riesen“) Thrymr oder Thiazi als besonders böse hervor. Wer unter der altn. Mythengestalt des Thur­sen verstanden werden konnte, verdeut­licht die isländ. Runenreimerei, sie erklärt ihn durch den Zusatz: Saturnus.
 
Das Kennwort der 22. Rune ist thurs, turse („Troll / Un­hold / übelgesinnter Riese“), sowie thorn („Dorn“ d.h. Schlaf­dorn, Todesstachel). Wie sich beide erhaltene Begriffe er­gänzen, demonstriert der Ed­davers (Hrafnagaldr Odins 13) von „des eiskalten Rie­sen dorniger Rute, mit der er in Schlaf die Völker schlägt“. Von einem lävateinn („Ver­der­benszweig“) aus der Unterwelt, im Besitz des Loki/Loptr spricht auch Fjöls­vinns­mál 26. Das norweg. Runengedicht will sagen, dass die mythischen Riesen Weibern Qual/Angst bereiten: „Thurs macht Weibern Angst. Nie­mand freut sich über Feind­schaft.“ Die Erklärung dazu ist, dass die Riesen als lüstern auf Menschenfrauen be­schrieben werden; so sagt im eddische Helgi-Lied (17) eine Unholdin von ihrem Vater: „Hati war mein Vater, der tatkräftige Thurs; der Weiber viele hat er aus den Weilern geraubt...“. Auch in  aisl. Runenreimerei steht: „Thurs ist der Weiber Plage und der Klippen Bewohner und der Varðruna Mann.“ Varðruna („Wach-Rune“, Bewach­erin) ist der Name einer Riesin in den Thulur und beim Skalden Arnorr Thór­ðarson (Haraldsdrápa 13). Der aisl. Runenreim vermerkt dazu: lat. Saturnus“, der böse, alte seine Kinder fressende Planeten­herrscher; ebenfalls ist beigefügt: altn. Þengill“ wie ags. dengel („Vollbringer / Fürst / Herrscher der Menschen / König“). Die in altn. Literatur vorkommende Form „Manna-Þengill“ meint „Herrscher der Men­schen­welt“ bzw. „Beherrscher des Menschengeschlechts“. Beide Zusatzbegriffe, Saturn wie Þengill, sind also Kennzeichnungen des Thursen. Das ags. Lied er­klärt: „Dorn ist sehr scharf jedem Menschen, anzugreifen übel, unmäßig hart für alle die darin sitzen.“ „Dorn“ wird hier als Synonym gebraucht für „arges Übel“, in dem man sitzt, an dem man leidet.
 
In dem Geheimzeichengefüge des ODiNGs steht der als satanischer Gegengott, verstandene „Thurse“, der antigöttliche Titan, an 22. Stelle; kalendarisch und astrologisch im Skorpion, dem „Haus des Todes“ - dort, wo man in der Antike (z.B. der Astrologie-Dichter Manilius) den Teufel Typhon-Seth placierte. Die bekanntermaßen unholde Zahl 22 ist das Synonym für des Bibelgottes Wort und Schrift, also seinen in die Welt hineinwirkenden geistigen Ausfluss. Er ist der 22er (Quer­summe 4 = Materiezahl), der sich gegen Wodin/Odin - den 21er im Runensystem (Quersumme 3 = Geistzahl) - in einem Weltkampf befindet. Der Materiegötze Jahwe (geschrieben: JHWH), den die in­dogermanischen Eraner Angramanjusch nannten, wird nach deren alt-arischen-eranischen Prophezeiungen am Ende der Zeit durch das Gebet der „21 Strophen“ von Ahura Mazda (dem guten Geist) vernichtet. Die gleiche metaphysische Verheißung sagt uns das ODING, denn alle 24 runischen Raum- und Zeit­bausteine addiert, ergeben die Summe 300, also 3 - das heißt der gesamte Kosmos ist reine Gottes­energie(-geist), in welcher für den Materie-Patron Jahwe (und seine „geistigen“ Anhänger­scharen) letztlich kein Platz mehr sein kann und er ins Nichts der Verdammnis hinweggeschleudert wird. Es steht also mythische Verheißung gegen Verheißung, esoterischer Glaube gegen Glaube, mystische Liebe gegen Liebe, sphärische Hoffnung gegen Hoffnung, psychische Kraft gegen Kraft.
 
  
Gestalt aus dem norwegischen Film „Trolljegeren“, der davon erzählt, „dass es in Norwegen noch riesige, uralte Trolle gibt, was der Öffentlichkeit aber verschwiegen wird“.
Siehe dazu auch: