ODINGs antike VERHEISSUNG I.
 
Wir dürfen beim Folgenden nicht vergessen, dass es sich hier um die Besprechung einer Religionsidee handelt - nicht anders als beim Judentum und dem essenischen Christianismus - die vor über 2.000 Jahren ihre Grundlagen erhielt. Nicht allein daraus ergibt sich für heutige Menschen die Pflicht eines sorgfältigen Abwägens, was daraus übernommen werden kann, was hilfreich sein könnte und was als nicht mehr aktuell, beiseite zu lassen ist oder sogar beiseite gelassen werden muss.
 
Im Überlebenskampf der Völker und ihrer Ideen ist es nicht ungewöhnlich, dass Kultgruppen sich gegenseitig der Teufelsanbetung bezichtigen. Der Gott des einen kann nun mal sehr konkret zum Teufel für den anderen werden; der Gott des Siegers zeigt allemal dem Verlierer gegenüber eine „Teufelsfratze“. Die Beantwortung der Frage: Gott oder Teufel, wird durch den jeweiligen Standort des Fragestellers bestimmt.
 
So wurden auch unsere germanischen Ahnen als Dämonenanbeter verunglimpft und ihr Geistgott Wodin/Odin verunholdet. Bei der christlichen Taufe - der oft genug erzwungenen Einschwörung auf den fremden, völlig unbekannten eigentlich altjüdischen Stammesgötzen Jahwe - lautete die vorgeschriebene Formel (verkürzt): „Entsagst du den Teufeln, dem Donar und dem Wodan und dem Saxnot und allen ihren unholden Genossen ?“
 
Indes, der ihm von seinen Propagandisten - „Propheten“ geheißen - nachgesagte abschreckende Blutdurst sowie der maßlose Herrschaftsanspruch des judäochristlichen Gottes, setzten ihn selbst ins Zwielicht. Viele urteilsfähige Persönlichkeiten - und ihre Anhänger - der Spätantike, bezeichneten ihn wortwörtlich als Satan, so z.B. Simon Magus und Menander, Valentinus, der Perser Mani, der Syrer Kerdon, der Apollopriester und Historiker Plutarch, der kritische jüdische Bischofssohn Markion, und der vom persischen Gnostizismus geprägte Evangelist Johannes (8, 44) sprachen vom hebräischen Stammesgott als dem Teufel. Zu diesem gnostischen - um Gotterkenntnis ringenden - Personenkreis gehörte ersichtlich bzw. vermutlich auch der wodanisch inspirierte germanische Schöpfer der ODING-Religion und ihres gnostischen Schriftgefüges.
 
Aus diesen unterschiedlichen Standorten gegenläufiger Gotterkenntnisse entstanden Prophezeiungen und Verheißungen, welche den zukünftigen Sieg der eigenen Volksgottheit und die Niederlage des Gegengottes, mitsamt seinem Volk, verkündeten. So heißt es aus dem Munde des hebräischen Autors im 5. Buch Moses (28, 1): „Und wenn du der Stimme des Herrn, deines Gottes, gehorchen wirst, dass du hältst und tust alle seine Gesetze, die ich dir heute gebiete, so wird dich der Herr, dein Gott, zum Höchsten machen über alle Völker der Erde.“ Als Gegenleistung für die konsequente, ausschließliche Anbetung in einem ganz exakt festgelegten kultischen Ritus verhieß Jahwe (durch Moses) seiner Gemeinde nichts Geringeres als die alleinige Herrschaft über die Völker der Welt -, also die Weltherrschaft.
 
Dagegen sind Abwehrmechanismen in Gang gesetzt worden und konträre Religionsverkünder verkündeten ihre Gegenentwürfe. So scheint ebenfalls die Verheißung des Runengottes Wodin/Odins zu lauten, welcher aus dem Munde seines Runenschöpfers verkündete, dass der von bedeutenden Teilen des Gnostizismus als Materiegötze verstandene judäochristlichen Hauptgottes (neben seiner Vielzahl von Halbgöttern in Gestalt von Geheiligten und Engeln) doch untergehen wird und - wohl nach einem eschatologischen titanischen Ringen - der germanisch-indogermanische Geistgott Vata/Vayu/Val/Wodin/Odin obsiegen würde. Diese Aussage ist in das Geheimzeichengefüge des ODINGs codiert hineingelegt und nach Auffindung des Leseschlüssels wieder herauslesbar.
 
Der „Thurse“ , der antigöttliche Titan ist auf 22. ODING-Stelle positioniert; somit kalendarisch und astrologisch im „Skorpion“, dem „Haus des Todes“ -, dort, wo man in der Antike (z.B. Manilius) den Teufel „Typhon-Seth“ platzierte. Der in Rom zum Beginn unserer Zeitrechnung lebende Marcus Manilius schrieb ein Lehrgedicht in fünf Büchern, genannt „Astronomica oder Astronomicon libri V“, in dem er die damalige Astrologie umfassend erklärte. Auch das astrologische System der „Häuser“, von Manilius „Templa“ genannt, findet die erwähnte Berücksichtigung. Die unholde Zahl 22 ist das Synonym für das irdisch Böse schlechthin. Er ist der 22er (Quersumme 4 = Materiezahl), der sich gegen Wodin/Odin, den asischen 21er im Runensystem (Quersumme 3 = Geistzahl), in einem Weltkampf befindet. Der Materiegötze, den die indogermanischen Eraner auch Angramanjusch nannten, wird nach deren alt-arischen Prophezeiungen am Ende der Zeit durch das Gebet der „21 Strophen“ von Ahura Mazda (dem guten Geist) vernichtet. Die gleiche metaphysische Verheißung sagt uns das ODING, denn alle 24 runischen Raum- und Zeitbausteine addiert, ergeben die Summe 300, also 3 -, das heißt, der gesamte Kosmos ist am Ende der Zählweise der Zeiten - denn kalendarische Runen sind auch als Zeitmarken zu verstehen - reine Gottesenergie(-geist), in welcher für den Materie-Patron (und seine „geistigen“ Anhängerscharen) letztlich kein Platz mehr sein kann und er ins Nichts der Verdammnis hinweggeschleudert wird (um die dichterisch-sanguinische Sprache der Theosophen zu gebrauchen). Es steht also in dieser Konzeption Verheißung gegen Verheißung, Glaube gegen Glaube, Liebe gegen Liebe, Hoffnung gegen Hoffnung, Kraft gegen Kraft.
 
Die verschiedenen im orientalischen Umlauf befindlichen Legenden um Alexander den Großen beinhalten den Sagenzug, dass er eine Schar von 22 bedrohlichen Völkern nördlich des Kaukasus gewissermaßen eingesperrt hätte, die aber zum Weltende fähig würden, die Sperre zu durchbrechen, um in den Nahen Osten und Palästina einzufallen. Diese apokalyptischen Völker werden auch in der Offenbarung des „Pseudo-Methodius“ erwähnt. Zwar entstand die Schrift in der 2. Hälfte des 7. Jhs. im oström. Syrien, doch sie ist auch Methodius, dem Bischof von Olympos, zugeschrieben worden, der 311/312 den Tod erlitt. Mit Sicherheit ist der Bericht von den fürchterlichen, abscheulichen 22 Teufelsvölkern älter, so dass sie der Runenschöpfer bereits vernommen hat. Nach der Prophezeiung des biblischen Ezekiels (8,4-10), werden sie am letzten Tag der Welt, vor deren endgültigen Untergang, ins Land Israel einfallen. Die Gog und Magog treten als zwei von den 22 unreinen Völkern auf, die alle von Noahs Sohn Japhet abstammen sollen. Die christlich inspirierten Prophezeiungen verkünden, dass bei Jerusalem die Heerhaufen der Agogiten und Magogiten in einem großen Blutbad umkommen würden. Aus alledem wird für uns ersichtlich, dass die Zahl 22 den Charakter des Bösen trug und dass der Runenschöpfer sie deshalb seiner Unhold-Chiffre zulegte.
 
Siehe dazu auch: