JULFEST-BESTIMMUNG

 
Jul
 
 
 
Da die alte Julfeier als Mittwinterfest ausgewiesen ist, erhebt sich die Frage wann war Mittwinter ? Die altgerm. Zweiteilung des Jahres unterscheidet Winter und Sommer. Die heidnische Mittwinter-Julfeier würde genau auf Wintersonnenwende/Weihnachten (21.12. bzw. Julianischen Kalender 24.12.) liegen, wenn man streng den astronomischen Daten hätte folgen dürfen: also auf Herbstgleiche den Winterbeginn, und auf Frühlingsgleiche den Sommerbeginn setzen könnte. Die meteorologischen, witterungsmäßigen Gegebenheiten der Winter- und Sommerfolgen stimmen jedoch mit den astronomischen Terminen nicht überein.
 
Als Anfangs- und Endpunkte (Wintertag und Sommertag) dienten im christl. Mittelalter Michaelis (29.9.) und Ostern (22.3. bis 25.4.), oder Martini (11.11.) und Walpurgis (1.5.), oder in den Niederlanden Matthei (21.9.) und Gertraut (17.3.). Im spät „gekristeten“ Skandinavien war es der 14.10. (winternetter) und 14.4. (firsta sumarsdag). Mittwinter zwischen Matthei und Gertraut lag auf Mitte Dezember, zwischen Michaelis und dem frühesten Ostern lag auf Wintersonnenwende des Julianischen Kalenders, zwischen dem skandinavischen Wintertag und Sommertag = Januarbeginn, und zwischen Martini und Walpurgis lag auf Anfang Februar. Tatsächlich reicht der aus dem heidnischen Jul hervorgegangene christ. Weihnachtsfestbogen vom Dezemberbeginn 1. Advent-Sonntag und endet liturgisch am 13. Jan. (Knut-Tag) bzw. erst 20. Jan. und 2. Februar (England) mit dem Beginn des Frühlingsfeierbogens. Da Oktoberende-Novemberbeginn altgermanischer Winteranfangszeit und Sommerbeginn auf Maianfang (Walpurgis) lag, kam Mittwinter auf Mitte bis Ende Januar. Weil wir jedoch im Altgermanischen von einem lunisolaren Jahressystem ausgehen, also mit echten Mondmonaten rechen müssen, schwanken die Feierdaten von Jahr zu Jahr innerhalb eines Zyklus von vier Wochen. Der Angelsachse Beda Venerabilis berichtete im 8. Jh., seine Vorfahren hätten zwei Julmonate gehalten, einen vor und einen nach der Wintersonnenwende des Julianischen Jahres (seit Cäsar). Liegt nun ein Mondmonat vor und einer nach der Wintersonnenwende - und das Mittwinterfest lag folglich auf einem mondabhängigen Datum - dann wurde im germanischen Idealjahr (wenn der Mondmonatsbeginn-Neumond auf WSW lag) das dreitägig-nächtige Julfest - deren Hauptfeier, laut Snorri Sturluson, Hökunott (Fußnacht) genannt wurde - auf dem 25. Januar. Diesen alten Mittwintertag vereinnahmte die Christenkirche durch das Fest Pauli-Bekehrung; so wie sich der Winter von diesem Moment an zum Besseren kehrte, und zurückschritt, so drehte sich auch nach christl. Legende der Apostelfürst. Es ist gleichzeitig das Hauptfest der Seiler, deren Schutzpatron der Paulus wegen seiner Bekehrungsfestes zu Mittwinter wurde. Die Seiler müssen gleich ihm und dem Winter rückwärts schreiten während ihrer Handwerksverrichtung.
 
Beda Venerabilis (De temporum ratione c.13) berichtet, der altnordisch-angelsächs. Winteranfang habe mit dem Vintirfyllith begonnen und führt aus: „Vintirfyllith kann als Zusammensetzung mit neuem Namen Wintervollmond ausgesprochen werden." Ob der angelsächs. Begriff Vintirfyllith wirklich Wintervollmond meinte, und nicht Winterfülle, Wintererfüllung, Winterschwängerung, lässt sich anhand des Wortes nicht mit Bestimmtheit sagen. Der Kirchenmann Beda irrte auch anderenorts mit seinen Erklärungen alter heidnischer Monatsnamen. Gesetzt den Fall, er hätte recht, dann war es nordgerm. Brauch, mit einem Vollmond im Oktober die Winterzeit beginnen zu lassen. Da die Mondphasen im beweglichen Mondjahr über die 12 feststehenden Sonnenjahreseinteilungen - deren eine der Oktober ist - hin und her schwanken, erhebt sich die Frage, der wievielte Jahres-Vollmond (vom Jahresbeginn der Wintersonnwende gerechnet), als Oktobervollmond gegolten hat ? Gehen wir vom Jahresschema aus, welches Beda bei Beschreibung des heidn. Kalenders seiner Vorfahren unterlegte, dann begann das Jahr mit Wintersonnwende des Julianischen Kalenders am 25.12. Liegt im Idealjahr die Neumondphase der ersten Jahresmonds auf diesem Datum, dann erscheint der 10. Jahresvollmond am Oktoberanfang und der 11. am Oktoberende. Beide könnten demnach der gesuchte Oktobervollmond sein. Im gesteuerten Lunisolarjahr schwankt der erste über September- und Oktobermitte und der zweite über Oktober- und Novembermitte. Es ist aber aus mehreren Gründen anzunehmen, dass der 11. Jahresvollmond der in den November hineinpendelnde, jener einstige Winteranfangsvollmond war. So galt z.B. der Plejadenuntergang im Novemberbeginn als ein Winteranfangssignal und im ODiNG-Kalenderrunenkreis droht auf dem 11. Vollmond die Winterriesen-Thursenrune (). Auch hier ergänzen sich sämtliche Quellenberichte zu einem sicheren Ergebnis.
 
Die Feierzeit ist also ca. Mitte Januar, auf einem Schwarzmond. Die 1. ODiNG-FUÞARK-Rune, die Odal-Heimat-Rune steht für das Fest. Da JUL den Sonnengang-Anfang symbolisiert, eignen sich als Julschmuck Räder, Sonnenmotive, Spiralen; da es eine Hauptseelenzeit ist, gehören Schlingengebäcke dazu. Da der Sonnen- u. Fruchtbarkeitsgeist Ingo-Fro der Hauptpatron der Feier ist, wird auch das Sonnenschweinchen ins Bild gesetzt (Stollen = Schweinerücken-Kuchen). Der Steinbock steht am astrologischen Himmel u. Gott Donar-Thor ist der Weihegott zu jedem Beginn. Ihm steht der Bock nahe (denk‘ an sein Bocksgespann); das Resultat ist der große „Julbock“ aus Stroh, auf den die Gaben für die Kinder gesteckt werden können.  Einen kleinen Julbock, auch Pferdchen (Sinnbilder des Wodin) können unter den Julbaum gestellt werden. Äpfel (Sinnbilder des Lebens) und Nüsse (Sinnbilder des versteckten (Seelen)Lebens) gehören dazu. Und natürlich Lichter in allen Formen. Keine Glocken, die sind christlich.
 
Auf der Frieseninsel Föhr bastelten die Leute zur Weihnacht ein kleines Holzgestell, wobei sie an einem senkrechten Stamm, auf einen Bretterfuß befestigt, einige Querhölzer anbrachten, die durch immergrüne Pflanzen, Buchsbaum, Efeu verschönt, zum Aufhängen der Weihnachtsgeschenke dienten: Gestaltengebäck, Äpfel, Rosinenketten und Backpflaumen. Im 17./18. Jahrhundert gab es nicht einmal solche bescheidenen Bäumchen. Am Weihnachtsabend versammelten sich traditionell die Familien zum Festessen: Grünkohl mit Schweinskopf. Es galt als Entheiligung des Festes, den Abend außerhalb des eigenen Heimes zu verbringen oder das Haus zu verlassen.
 
Im Buch „Cimbrische Heyden-Religion“, 1702, von M. Trogillo Arnkiel, einem Probst aus Apenrade, stand zu lesen: „Das Opfer-Fest ist im December um Lusien-Tag der Göttin Freya zu Ehren sieben Tage lang gehalten und Jul geheißen vom Umlauf der Sonnen, welche zu der Zeit ihren sogenannten Stillstand hält und beginnet ihr laufendes Rad näher zu uns zu lenken. Das ist ihr Neu-Jahres-Fest gewesen, an dem sie das Jahr angefangen und ihre Götter um ein gutes Jahr gebeten und Juel-Gaben oder Neu-Jahres-Geschenke ausgeteilet. Sie haben an diesem Fest ein gemästetes Schwein geopfert, welches vobn großer Heiligkeit ist gehalten und Juel-Schwein geheißen. - Da war alles voller Lust und Freuden, mit Fressen und Saufen, Spielen und Tanzen, Freien und Hochzeitmachen. - Von diesem Heidenfest hat das stracks darauf folgende Christ-Fest den Namen Juel bei den Guthen und nordischen Völkern bekommen, weil dasselbe im selbigen Monat ist gehalten und anstatt des abgeschafften Festes ist eingesetzet.“
 
 
Der älteste Julfest-Bericht

 
...findet sich in einem Buch des byzantinischen (oströmischen) Kaisers Constantin Porphyrogenitus (913-959): „De Ceremoniis Aulae Byzantinae“ – „Über die Zeremonien des byzantinischen Hofs“. Dazu muss man wissen, dass die gesamte Leibwache der Oströmischen Kaiser fast 200 Jahre lang aus Warägern (Wikingern) bestand, da er sich, wenn es ernst wurde, lieber auf seine Nordmänner verließ als auf seine eigenen Landsleute. Er feierte sogar mit ihnen das Julfest. Davor bestand die Leibwache lange Zeit aus Goten. Jedenfalls handelte es sich immer um heidnische Germanenkrieger.
 
 
Der Bericht des Constantin berichtet folgendes: „Am neunten der zwölf Jultage warteten die Männer an beiden Eingängen der großen Festhalle des Kaisers, bereit, das „Gotische Spiel“ vorzuführen. An der linken Tür steht der Flottenadmiral mit einigen Männern und Flötenspielern von seinen Schiffen. Hinter ihm stehn zwei „Goten“ (Waräger), bekleidet mit Fellmänteln, die Haarseite nach außen gekehrt. Sie tragen Masken. Am rechten Eingang wartet der Kommandant der Leibgarde mit einer Abteilung seiner Männer. Sobald der Kaiser erscheint, befiehlt er dem Zeremonienmeister, die Tänzer hineinzuführen, und da eilen sie in die Halle, während sie die Schilde, die sie tragen, mit ihren Speeren schlagen, womit sie großen Lärm erzeugen, und dabei rufen sie unaufhörlich „Jul, Jul !“, bis sie den heiligen Tisch erreicht haben. Dort laufen die beiden Einheiten gleichzeitig von beiden Seiten herbei und bilden einen großen Doppelkreis. Nachdem sie dreimal auf diese Art um den Heiligen Tisch gelaufen sind, ziehen sich beide Einheiten an ihre Plätze zurück, die Seekrieger zur Rechten und die Landkrieger zur Linken, und jene aus den zwei Einheiten, die Goten genannt wurden, lasen (sangen ?) das sogenannte „Gotische Lied“ . Darauf folgte ein langes Lied zu Ehren des Kaisers.
 

Der Bericht spricht wirklich von „Goten“, aber die wirklichen Goten oder Deutschen waren aus den Leibwachen und Fremdenlegionen des Kaisers seit etwa 500 n.0 verschwunden. Im 11. J.h waren es die Skandinavier, die den größten Teil der Leibwache bildeten. Dies scheint die Älteste Beschreibung einer nordischen Julfeierlichkeit zu sein. Aus: „The Viking“, Gemeinschaftswerk von Wissenschaftlern und Fachleuten aus vielen Ländern, unter Leitung von Bertil Almgren von der Universität Uppsala, 1967, ISBN 91-46-19959-4