Copyright Gerhard Hess / Mai 2021

 
JUDÄO-CHRISTLI. BAUM-IKONE WIRD ZUM FANAL DES DEUTSCHTUMS
 
Der kerndeutsche evangelische Theologe Wilhelm Teudt (1860-1942) war es, der seiner Nation ein großes Geschenk machen wollte, indem er glaubte, ein getreues Abbild der altsächsischen „Irminsul“ wiedergefunden zu haben, was sich jedoch als ein Danergeschenk erwies, ein Geschenk, das für die deutschen Patrioten unheilvoll und schadenstiftend wurde, denn sie wurden dadurch der Lächerlichkeit preisgegeben. Man bedenke es in seiner ganzen abgründigen Konsequenz: Das orientalische, vornehmlich semitische Dattelpalm-Lebensbaum-Idol, als Logo, Inbild, Sinnzeichen der nach Identität ringenden deutschen Patrioten -, welchem Aufrichtigen und Konsequenten, müsste sich bei dieser Vorstellung nicht der Magen herumdrehen ?! Und welch ein Feixen auf der Gegenseite und deren sich neu bestätigte, tröstliche Überzeugung: „Die Deutschen spinnen !“ Es war ein Geistesblitz, aber einer der gründlich daneben ging, Wilhelm Teudt verkündete seinen Anhängern das altorientalischen Dattelpalmen-Idol, den jüdisch-biblisch-christlichen Lebens- und Erkenntnisbaum, als urdeutsche Irminsul. Er erfand sie aus dem gebogenen Baumgebilde im Kreuzabnahme-Relief des Agister-Externsteins im schicksalsschweren Teutoburger Wald. Und der Archäologie- und Urgeschichts-Professor Julius Andree, dem man mehr abwägende Vorsicht als dem Schwärmer W. Teudt hätte zutrauen müssen, stimmte mit ein und die „Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe e. V.“ erwählte als Markenzeichen ihrer Literatur das vermeintliche „Externstein-Irminsul“-Logo  bzw. die Palmette. Teudt, der von Kunst- und Religionsgeschichte zu wenig wusste, aber seine fixe Idee wortreich und hartnäckig unter das Volk seiner Zuhörer zu bringen verstand, vertrat die verhängnisvolle Vorstellung, das Baum-Ikonengebilde im Kreuzabnahmerelief vom Externstein sei ein getreues Abbild der heiligen altsächsischen Iminsul, die als „Allsäule“ - nicht als „Kultbaum“ - beschrieben worden ist. Hätte er nur einmal die damals schon vorhandenen Werke über orientalische Kunst studiert, hätte ihm sofort auffallen müssen, dass es sich bei dem rechtwinklig gebogenen Externstein-Bäumchen, mit den beiden Palmblattwedeln, nur um das orientalisch-altheilige Motiv des Dattelbaum-Lebensbaumes handeln kann. Es schien alles so einleuchtend was man kombinierte und war doch nicht richtig. Aber zumindest die Zeitstellung, wie sie Dr. Herman Gauch vermutete, war korrekt, als er in „Die germanische Odal- oder Allodverfassung“, 1934, S. 66 schrieb: „Und immer wieder erhoben sich und fielen die deutschen Bauern, „lieber tot als Sklave.“ Im Jahre 1114 erhoben sich die im Innern altgläubig gebliebenen Sachsen am Welfesholz und errichteten den irmingleichen Thiodut als Zeichen ihres germanischen Rechtes und Glaubens; aber die christliche Kirche schlug diesen heidnischen Aufstand wieder blutig nieder und machte im folgenden Jahre laut Inschrift zum Zeichen des endlichen Sieges die Grotte des Heiligtums der Eggesternsteine, auf deren Spitze über der Gestirnsbeobachtungswarte einst die hölzerne Irminsäule gestanden hatte und jetzt wieder stehen wird, zur christlichen Kapelle und meißelte davor das Bild ein, auf dem das Christuskreuz die Irminsäule des germanischen Blutes, Rechtes und Glaubens auch bildlich knickte und stürzte.“ Schon damals bezeichneten die Fachleute dieses Gebilde korrekt als „Palmette“. Während der Betrachtung dieser bedauerlichen Fehlgänge, leichtsinniger Trugschlüsse und Albernheiten „treudeutscher“ Autoren, sollte aber auch keinen Augenblick übersehen werden, unter welchen Eindrücken sie zeitlebens standen, nämlich unter einem Übermaß an gegnerischer Bosheit und Häme einer oftmals grundsätzlichen Feindschaft der antideutschen und antigermanischen Schreiber- und Kritikerzunft. Klein und eigentlich ohnmächtig nimmt sich die Gruppe derer aus, die sich für das prodeutsch-germanische Seelenringen entschlossen hatten. Gegen sie stand immer die absolute Majorität der Klerikalen im Verein mit Panbabylonisten, mit ihrer „Ex-oriente-lux“-Predigt, die christlich-bürgerliche Presse und den reichlich vertretenen fremdvölkischen und fremdländischen Kräften im Lande.
 
 
Das geschmähte, abgebogene Palmbaum-Idol vom Kreuzabnahme-Relief am Agister-Externstein.
 
Wilhelm Teudt schreibt in „Germanische Heiligtümer“, 1931, S. 47: „Die Irminsul, deren es im Germanenlande viele gegeben haben wird, und die später auch zur Verwechslung mit germanischen Heldenstandbildern Anlass gab, war ein ,Götzenbild’ oder wie die bessere Überlieferung sagt, ein truncus, eine Holzsäule, die symbolisch als Trägerin des Weltalls gedacht war also ein Sinnbild von tiefer, zurückhaltender religiöser Empfindung und weltweitem religiösen Denken. Wir glauben, dass uns an den Externsteinen innerhalb des Kreuzabnahmebildes ein getreues Abbild dieses Symbols aufbewahrt ist, wovon unten die Rede sein wird.“ Schon der Schluss, dass der lat. Begriff „truncus“ ausschließlich eine Holzsäule meinen müsse, ist falsch, er wurde in lat. Texten auch für Steinschäfte benutzt. Aber ob Holz- oder Steinsäule, wie kommt es, dass Teudt einen um 90° gebogenen Schaft als „Säule“ als Irmensäule zu bezeichnen wagte, ohne, dass sich ihm sofort die Feder sträubte -, keine Säule ist derart zu verbiegen, sie müsste zerbrechen und als Säulenschutt am Boden liegen ! Seine Fixation die Irminsul zu finden - koste es was es wolle - ließen ihn jede Vorsicht über Bord werfen und erzeugte bei ihm einen blinden Fleck der seinen Gedanken jedweden selbstkritischen Impuls verboten. Prof. Dr. Julius Andree (1889-1942), war ein Experte für Urgeschichte an der Universität Halle. Bekannt wurde er durch die damals längst überfällige Ausgrabung an den Externsteinen, welche das „Ahnenerbe e.V.“ ermöglichte. In seiner 1936 veröffentlichten Publikation „Die Externsteine - Eine germanische Kultstätte“, stellte er unter Abb. 42 das aufgerichtete altorientalische Palmbaum-Kultidol im Externstein-Kreuzabnahmerelief mit folgenden Worten vor: „Die Irminsul von dem Kreuzabnahmerelief am Felsen 1 der Externsteine. Die auf dem Relief gebeugte Irminsul ist wieder aufgerichtet.“ - Das offenbare Erkenntnisdefizit neuzeitlicher volkstreuer Gruppen und Organisationen, die den verbogenen orientalischen Externstein-Kultbaum zur deutsch-germanischen Irminsul verdrehen wollen, ist den schwachen und mittelmäßigen Verständlern nur schwer zu vermitteln und durch Erkenntniszugewinn auszugleichen. Denn bei puristisch-reindeutscher Sichtweise muss bereits die Palmettzepter-Nutzung deutscher Christen-Kaiser (als Nachfolger Karls des Heidenmörders) als Verrat an der germanischen Leitkultur gerügt und verworfen werden. Doch wer für eine eigengesetzliche deutsch-germanische und mithin antijudäochristliche Haltung steht, muss auch die Konsequenz mitbringen, sich vom orientalischen Lebensbaumkultidol zu verabschieden. Der sog. „Artgemeinschaft“ beispielsweise fehlt dazu die inellektuelle Kraft. Der tödlich verbogene und wipfellose Palmettbaum ist ein Synonymbild das den geschlagenen Kaiser meinen sollte -; und alle Eingeweihten lachten sich eins über den gelungenen Streich. Und aus ihren Gräbern lachen sie bis heute über deutsche Patrioten, die den verteufelten Kaiserbaum und Dattelpalmbaum als „ihre heilige Irminsul“ verehren. 
 
Die Frage stellt sich, wie Ignoranz und Denkblockaden all der Leute zu erklären sind, die sich unfähig zeigten, die Palmettrippungen an der Externstein-Palmette wahrzunehmen, sowie die stilisierten Fruchtstandsröllchen der Dattelfrüchte, unterhalb der beiden Palmwedelranken. Ich empfinde keinen Triumpf, als einziger diese Sachverhalte durchschaut und benannt zu haben. Im Gegenteil, es irritiert mich zutiefst, da ja nicht nur die Vorkämpfer des Irminsul-Irrtums, vielmehr auch gediegene Leute sich kritiklos vom „Irminsul-Entdeckungsrausch“ enthusiasmieren ließen, wie die Künstler Wolfgang Willrich und Hugo Höppener (Fidus), die mit ihren Bildern an der Fama mitwirkten. Keinem von der „deutschen Zunft“ fiel etwas auf, eben nur den Gegnern von der kirchenchristlichen Frontseite, ohne konkrete kult- und stilgeschichtliche Erläuterungen. Das ist frustrierend. Kein Symbolforscher, wie Herman Wirth, meldete sich zu Wort, in breiter Front wurde Wilhelm Teudts Schnapsidee nachgebetet. Und wie wurde ich wegen meiner Aufklärung gescholten. Den gehässigen Gipfel der Banausenhaftigkeit leistete sich RA Jürgen Rieger, der „Artgemeinschafts“-Führer, welcher sich vernarrt in sein und an sein Externstein-Dattelpalmenkultbild anklammerte, mit dem von ihm geflügelt gemachten Satz, mit welchem er mich zu beschädigen versuchte: „Der will uns unsere Irminsul abnehmen“.
 
   
DER WELTSÄULEN-KULT
 
Die Erde dreht sich um ihre Achse und diese zeigt fast genau auf den Nord- oder Polarstern, welcher dadurch der einzige ruhende Pol am Himmel ist. Er verändert seine Position im Laufe der Nacht nicht, ist immer an gleicher Stelle zu finden. Alle anderen Sterne scheinen um ihn herum zu kreisen. Je weiter man hoch in den Norden kommt, desto steiler steht der Nordstern über dem Haupt des Betrachters, so dass der Eindruck entsteht, man befände sich unter einer Kuppel, die ja auch in irgendeiner Art und Weise gestützt sein müsse. Schon der weise Grieche Platon (428-348 v.0) thematisierte die alten Vorstellungen von der Weltsäule in seinem Werk Politeia („Der Staat“), in dem er über einem idealen Staat diskutieren lässt. An einer Stelle (Buch 10, Kap. XIV) berichtet er von einer Himmelsreise und nennt dabei die Himmelssäule „Spindel der Notwendigkeit“. Es heißt an der Stelle (gekürzt): „Nach vier Tagen kamen wir an eine Stelle, von der aus man ein Licht sah, das sich von der Höhe herab senkrecht wie eine Säule durch den ganzen Himmel und die Erde hinzog. Es glich am meisten dem Regenbogen, war jedoch leuchtender und reiner. Wir standen nun mitten in dem Lichte und sahen, wie vom Himmel aus seine Enden wie die eines Bandes ausgespannt sind. Das Licht verknüpft nämlich die Seiten des Himmels miteinander und hält das ganze Gewölbe zusammen wie der Gürtel den Dreiruderer. Von einem Ende zum anderen erstreckt sich die Spindel der Notwendigkeit vermittelst der sich sämtliche Umdrehungen vollziehen. Die Stange und der Haken der Spindel sind aus Erz, der Wirbel ist aus einer Mischung von Erz und anderen Stoffen...“ Im geozentrischen Weltbild der alten Betrachtungen erschien die Erde als Scheibe, umgeben vom „Großen Wasserkreis“, worüber das glocken- oder zeltförmige Firmament auf einer unerklärlichen Energiesäule befestigt sein müsse. Um 7. Jh. v.0 berichtete der griech. Dichter Hesiod in seiner Theogonie („Götterentstehung“) wie der Titan Atlas vom Göttervater Zeus dazu verurteilt worden ist, „auf einer fernen Insel im Nordmeer den Himmel auf seinen Schultern zu tragen“. Nach Platons Atlantisbericht trüge diese Nordmeerinsel ihren Namen Atlantis von dem Himmelsträger Atlas. Das sog. ägyptische Djed-Pfeiler-Sinnzeichen und Amulett mutet wie ein Säulensinnbild an, wird aber aus zusammengebundenen Pflanzenstengeln gedeutet. Er stammt aus dem prähistorischen Ägypten und stand im Mittelpunkt eines Fruchtbarkeitsritus für die Beständigkeit des Wachstums. Der hebräischen Bibel blieb der Weltsäulen-Begriff nicht ganz unbekannt. In Hiob 9,6 heißt es: „Er [Bibelgott] erschüttert die Erde an ihrem Ort, sodass ihre Säulen erzittern.“ Und in Sure 13,2 heißt es „Allah ist es, der die sieben Himmel erhöht hat ohne Säulen…“ Doch das waren Alltagsfloskeln zum zornmächtigen Bibelgott und keine konkreten Bekundungen zur Nordmeer-Weltsäule.
 
Wie die nordischen Griechen besaßen auch Germanen ihre Vorstellungen von der gewaltigen Weltsäule. Wie erfuhr die Nachwelt davon ? Die fränkischen Hausmeier waren hohe Verwaltungsbeamte im merowingischen Staatsgebilde, die in Ämterfunktionen von quasi unumschränkten Kanzlerschaften hineingediehen, aus deren Machtposition heraus es ihnen gelang, die legitimen Frankenkönige auszuschalten und zu verjagen. Ihre fehlende höhere Legitimation veranlasste sie, sich des romkirchlichen Klerus zu versichern, um mit dem Segen der Kirche als „Herrscher von Gottes Gnaden“, bzw. dem Bibel-Gott dieser Mönche, auftreten zu dürfen. Dieser Umstand ließ sie zu abhängigen, katholisch getriebenen Knechten der Papstkirche in Rom werden. Den machtbesessenen Plänen des Vatikans konnten sie sich nicht entziehen, kamen sie doch ihrem eigenen Expansionsdrang entgegen. In diesem Rahmen müssen die Kriege des Frankenkönigs Karl verstanden werden, dem die Kirche für seine Massenverbrechen an Heiden den Namen „Karl der Große“ (747-814) anhängte und ihn bis auf den Tag als „Heiligen“ führt. Nach einem Reichstag zu Worms begann König Karl im Sommer 772, mit den überlegenen militärischen Kräften eines Großstaates, den Angriff gegen den bäuerlichen Volksstaat der Sachsen. Mit seinen Truppen rückte Karl gegen die Eresburg vor, die auf einem Bergsporn beim heutigen Obermarsberg an der Diemel lag. Er zerstörte sie ebenso wie ein nahes Heiligtum in dem das sächsische Kultidol Irminsul („Säule des Großen“ oder „Große Säule“) stand, bestehend aus einen monumentalen Baumstamm oder einer entsprechenden Steinsäule, denn beides kann der verwendete Begriff „truncus“ bedeuten. Dort erbeuten die Franken einen ungeheuer großen Schatz. Zufolge der fränkischen Reichsannalen hatte Karl beschlossen, „den ungläubigen und vertragsbrüchigen Stamm der Sachsen mit Krieg zu überziehen und ihn so lange fortzusetzen, bis die Sachsen entweder besiegt der christlichen Religion sich unterwerfen oder aber ausgerottet würden“. Karls Sachensenkriege dauerten mit Unterbrechungen bis zum Jahr 804. Die Sachsen kämpften um ihr Leben und ihre Freiheit, Karl, der schon Bretonen, Friesen, Aquitanier, Bayern, Burgunder, Alemannen und Langobarden in sein Reich eingegliedert hatte, kämpfte kirchlich-fanatisch gegen eine ihm verhasste Denkweise, die er in seinem Reich nicht dulden wollte, man könnte sie als „Freiheit der Religion“ bezeichnen. Aber die sächsische Bevölkerung kroch, trotz Landeszerstörung, Massentötungen und Deportationen, nicht zu Kreuze, da befahl Karl im Jahre 782 bei Verden an der Aller eine große Menge sächsischer Geiseln und Gefangener - 4500 an der Zahl - an einem Tag ermorden zu lassen, man nennt die Untat das „Verdener Blutgericht“; sie erinnert stark an das „Blutgericht zu Cannstatt“ des Jahres 746, wo Karls Großonkel Karlmann die bis dato freien Fürsten und Führer der Alemannen umbringen ließ. Beim Volksaufstand der Stellinga (Genossen) in Altsachsen von 841 bis 845 erhoben sich die sächsischen Stände der Frilinge (Freie Bauern) und Laten (an die Scholle gebundene Halbfreie) gegen den mit den Franken zwangsvertraglich gebundenen sächsischen Adelsstand. Das Volk versuchte seine ungeliebten christlichen Zwingherren zu vertreiben. Hauptziel der völkischen und demokratischen Rebellen war die Wiederherstellung ihres ursprünglichen Rechts auf politische Mitbestimmung, welche 50 Jahre zuvor im Zuge der von König/Kaiser Karls zwangschristianisierenden Terrormaßnahmen beseitigt worden war. Der Aufstand erfasste das gesamte Sachsenland und ging daran, den Adelstand und die Christenkirche in Sachsen wieder vollständig zu beseitigen, wobei die gesamten installierten fremdherrschaftlichen Machtstrukturen der Karolinger im eroberten Sachsenland gefährdet waren.
 
Die Völker des Nordens mussten deutlicher als die des Südens den Himmels wie eine um den Nordstern sich drehende Glocke empfinden, wenn sie in die Höhe des Nachthimmels schauten. Die Frage, welche Kraft dieses Himmelsdach erhält, führt zur Erwägung, eine gigantische Säule müsse es im höchsten Norden geben. Was gestützt werden muss kann auch einstürzen. Wie der griech. Geograf Strabon (um 63 v.-23 n.0) von den respektlosen, gewalttätigen Keltenkriegern berichtete, waren diese so völlig furchtlos, dass sie auf die Frage eines des Feldherren Alexander des Großen, was sie am meisten fürchten würden, zur frohgemuten Antwort erhielt, sie hätten „vor nichts Angst, nur davor, dass der Himmel über ihnen einstürzt“. Das Gespräch soll während Alexanders Balkanfeldzug im Jahr 335 v.0 stattgefunden haben. Vom Glauben an die Nordsäule geben die alten Text nicht viel her, die erhalten gebliebenen Bildbelege sind dafür umso deutlicher. Auf einigen chaukischen und altsächsischen Urnenvasenbildern des 3./5. Jhs. ist der Himmel als Zelt oder Kuppel deutbar, der durch eine einfache Säule gestützt wird, aus der die Tiu/Tyr-Rune (8. ODING-Rune) des Himmelsgottes gebildet wurde. Derartige Tympanum-Bilder über romanischen Kirchen-Eingängen, zum Zweck dessen was gedanklich draußen zu bleiben habe, gleichen diesen altgläubigen Anschauungs-Chiffren (z.B. Nikomedeskirche, Hildrizhausen;  Hamersleben, St. Pankratius; Griesheim im Ilmtal. Auch einige altfränkisch-heidnische Grabsteine des alten Friedhofes von Trier thematisieren die Weltsäule, mit Sonnenwirbel-Voluten. Die eddische Literatur schweigt sich darüber aus, sie hat den lektorierenden Filter des hochmittelterlichen isländisch-christlichen Politikers u. Historikers Snorri Sturluson nicht passieren dürfen. Von der Irminsäule der Altsachsen hörten wir nur wegen ihrer Zerstörung durch den Frankenkaiser. Einige weitere Glossen findet man in kirchlichen Texten, wo der Begriff bereits vom neuen christlichen Zeitgeist vereinnahmt wurde, wo von gewaltigen, bedeutenden Männern als „Irminsulen der Christenheit“ die Rede ist.  Die aus dem nordischen Kreis kommenden, über Pannonien nach Italien eingewanderten Langobarden, brachten ihre germanischen Empfindungen, Denkweisen, und konkret ihre Sichtweise auf die Weltsäule, in ihre glutvollen, ornamentalen, überschäumenden, einem Blumenteppich, oder Bilderfesten gleichenden Kunstschöpfungen ein. Ihre erhalten gebliebenen Reliefs sind nicht allein eine Augenweide der Sinne, sie sind auch aufschlussreiche Dokumente der langobardischen Religionsgeschichte. Sie zogen nach Italien, vom Licht Wodan-Odins geleitet, als „ein Volk mit jungen Idealen, von jungfräulicher Kraft“, wie der Italiener Amelio Tagliaferri schrieb, „so übten sie auf die dekadente Kunst, die soziale Fäulnis der in Agonie liegenden spätrömischen Antike einen segensreichen Einfluss aus.“ („Arte Longobarda“, 1961) Im Mittelpunkt stand ihr Lichtglaube, Sonnenglaube und das Heil der Welterhaltung in Gestalt der Weltsäule, die, als sie mit dem byzantinischen Kreuzeskult in Kontakt kamen, in fantasiereichen Formgebungen zum Sonnenkreuz, Sonnenspiralkreuz und Welsäulenkreuz gestaltet worden sind. Diese Entwicklung war zunächst alles andere als ein Bruch mit ihrer altgläubig-wodanischen Religion. Im Gegenteil, schon im bronzezeitlichen Felsbilderfundus Skandinaviens gingen die Vorstellungen von Sonnen- und Weltsäulenkult Hand in Hand. Wir finden dort etliche Bilder, säulen- oder standartenartigen Stangen und Podesten für das Sonnenrad (z.B. Baka-Brastad, Bohuslän/Schweden). Dass die Säule sinnbildlich den Himmel oder die Sonne zu tragen hatte, geht aus den langobardischen, auch westgotisch-iberischen, Reliefs klar hervor. Das Kreuz wurde entschieden nicht als „Galgen- und Marterbaum des Welterlösers“, sondern als lichtvolle Weltstütze des allgemeinen Heiles gesehen. Erst sehr allmählich fruchteten die düsteren klerikalen Ermahnungen dass die Erde ein erlösungsbedürftges „Jammertal“ sei und der Mensch sich dementsprechend reuemütig und depressiv zu verhalten habe. Aus ihrem Wodan wandelten die katholisch Belehrten den Drachenkämpfer „Erzengel Michael“ und aus ihrem Lichtkreuz den grauenhaften „Kruzifixus“. Mit Sicherheit hatten die frühmittelalterlichen Menschen, mögen sie Heiden, Christen oder synkretistische Mischreligiöse gewesen sein, eine völlig andere Auffassung vom Kreuzsymbol als wir heute. Dass es ein uraltes Lichtzeichen war steht fest.
 
Das Kreuz als römischer Hinrichtungsbalken hätten derart variable künstlerische Verfremdungsformgebungen nicht zugelassen und hätte als himmelsstützende Weltsäule auch nicht gedacht werden können, was von dem hohen, schlanken lebenserhaltenden Fruchtbaum Dattelpalme, im übertragenden Sinne, viel eher vorstellbar war. Die langobardischen und allemannischen Goldblattkreuze des 6./7. Jhs., die man den Toten mit ins Gab legte, beispielsweise, von der gleichschenkligen Form der deutschen Kriegsauszeichnungen „Eisernes Kreuz“ und „Ritterkreuz“, können keine noch so entfernte Assoziation zum röm. Marterinstrument des „Christus“ hervorrufen. Als rein germ. Sonnenkreuze geben sich viele zu erkennen, noch eindeutiger, wenn auf allen vier Schenkeln das Seelenzeichen der Odal-Rune eingeprägt ist und im kreisrunden Zentrum der typische schnauzbärtige Kopf Wodans erscheint, sogar mit seinen beiden Seelenvögeln, wie beispielsweise auf Kreuzfunden von Ulm, Andelfingen, Gammertingen, Lauchheim, Sontheim (siehe W. Müller u. M. Knaut, „Heiden und Christen“, 1987) Auch die sog. „Vortragekreuze“ sind keine kirchenchristliche Erfindung, vielmehr kannte man sie im Heidentum bereits in der nordischen Bronzezeit. Eines davon ist die Sonnenstandarte von Backa-Brastad im Kreis Tanum im schwed. Bohuslän (ich zeige sie später im Bild). Ein weiteres solches Abbild findet sich in Disåsen Brastad. Wie die Felsbilderzeugnisse aufzeigen, wurden derartige Sonnen-Symbole im Kultwagen bei Prozessionen herumgefahren und von rituellen Standartenträgern mitgeführt.
 
 
Aus den langobardischen Kunstäußerungen lesen Kenner der nordischen Symbolsprache die erstaunliche Beharrlichkeit germanisch-religiöser Denkweisen, was auch gutwilligen Leuten, wie beispielsweise Rudolf Kutzli, mit seinem Werk „Langobardische Kunst“, 1974, verschlossen bleiben muss, weil ihnen der Einblick und das Einfühlvermögen in originär germanisch-religiöse Ausdrucksweisen abgeht. Kutzli sieht die ästhetische Schönheit der Flechtbänder und Knotenschnüre nur von außen, begreift aber nicht welchen Wiederhall sie in langobardischen Seelen zum Klingen brachten. Die durchbrochene marmorne Fensterplatte, die Transenne (Gitterfenster) von St. Apollinare nuovo in Ravenna, dokumentiert beispielsweise die heidnisch-dauerhafte Unterströmung in der langobardischen Kunst. Da arrangieren sich Schlingenkreuze, Hakenkreuze, Sonnenradkreuze, mit Ing-Sonnen-Runen (s. Kutzli S. 164). 
 
 
BILDERKLÄRUNG: Bild oben = Nicht weit von der alten langobardischen Herzogsstadt Brecia liegt das Dorf Gussago und das Kirchlein S. Maria Assunta, die beim Volk S. Maria Vecchia, die „Alte“, heißt. Hier steht die große Platte mit dem Bild der germ. Weltsäule. Eine Fülle tiefdeutender Sinnbilder umrankt sie: Das Säulenhaupt krönt die doppelspiralige Chiffre der Sonne oder des Sonnenthrones, wie es schon das bronzzeitliche Sonnensäulen-Felsbild von Kasen/Bohuslän vorführt. Dann sehen wir den Adler der die Schlange schlägt, die Pfauen, Sonnräder, Lichtblumen, zwei Spiralkreuze tragende Gotteslämmer („Agnus Dei“) nähern sich ehrfurchtsvoll, ein Reiter kommt von linker Säulenseite und an ihrem Fuß lagert das schwer deutbare Löwenpaar, welches als unbekannte heidnische Metapher z.B. auf vielen dänischen und schleswig-holsteinischen Taufbeckenbebilderungen auftaucht und auch im außenwandigen Chorabsis-Relief des Speyer-Dombaues II., der unter Kaiser Heinrich IV. seine Vollendung fand. Ebenso zeigt sie der roman. Türsturz der Kirche San Parteo in Lucciana, nahe Mariana/Korsika, wo die beiden Löwen, wie es heißt, den „Baum der Weisheit im Garten Eden“ bewachen. Der Säulen-Baum, mit Dreispross-Spitze, gleicht bei San Parteo der Mann-Runde des jüngeren Futhark. Die Löwen-Metapher ist kulturüberschreitend im alten Ägypten, Mesopotamien und Hellas als Sinnbild der Stärke anzutreffen. Doch schon in griechischer Antike galt Löwenhaftigkeit nicht als eindeutig, vielmehr taugte der Löwe einerseits in den Epen zum Helden-Gleichnis, wurde jedoch in Fabeln des republikanischen Athen auch zum Zwecke der satirischen Herrschaftskritik verwendet. In der hebräischen Bibel ist der Löwe vollends ambivalent. Kein Wunder also, dass im frühen Mittelalter gute und schlechte Löwen oft nebeneinander gestellt werden, wobei sie ab dem 11. Jh. in einem immer positiveren Kontext zu finden waren („Cultural History of Animals“, S. 182f). Sie scheinen also in der gestaltenden Kunst vom Früh- bis ins Hochmittelalter auch als antithetisches Paar des Gegensatzes von „Gut und Böse“ verwendet worden zu sein. - 2. Etage von oben, linkes Bild = Langobard. Relief mit das Sonnenspiralkreuz flankierenden zentrischen Sonnenkreisen; aus „Museo Nazionale di Villa Guinigi, Lucca“, der Zeit: 700-899. Zwei leckende Tiere huldigen dem Lichtgebilde in Kreuzgestalt. Die Lichtkreuzformung, mit den spiraligen Enden an den Kreuzbalken ist eine spezifisch germanische Kreuzversion, die sich in der byzantinischen - so viel ich sehe - nicht findet, wo allein die Kreuzenden ballenartige Verdickungen aufweisen.  - 2. Etage von oben, rechtes Bild = Das Schlingenkreuz wird umschwärmt von Sonnenwirbeln. Die Viererschlinge im Kreuzeszentrum ist altnordisches Sinnbild der Ewigen Wiederkehr. Aufbewahrt wird es in der romanischen Kirche Pieve di San Leolino. - 3. Etage von oben, linkes Bild = Die einstmals farbenfrohe, marmorne sog. Sigwald-Platte (entstanden zwischen 762 und 776) in Cividale/Fiuli, Santa Maria Assunta, Museo Cristiano, Dommuseum. Zu beiden Seiten des Flechtbandkreuzes stehen jeweils sechsstöckige Weltenbaum- und Weltsäulen-Ikonen, wie das im prinzipiellen Schema auf sehr vielen Denkmälern ähnlicher Art arrangiert worden ist. Langobardenkönig Ratchis war Sohn des Herzogs Pemmo von Friaul und dessen Frau Ratperga. Er stiftete zu Ehren seines Vaters, der sich im Krieg gegen einfallende Slawen hervorgetan hatte, einen Altar, mit der Inschrift, dem „berühmten und edlen Pemmo“. Die Sigwaldplatte hatte ihren ursprünglichen Platz in der Kirche S. Giovanni Battista und ist, wie ihre Inschrift ausweist, dem Patriarchen Sigwald, des Mitte 8. Jh., gewidmet. 3. Etage von oben, rechtes Bild = Die Reliefplatte stammt aus Kirche San Salvatore bzw. Museo Cristiano zu Brescia. Sie zeigt innerhalb der Quadranten des Sonnenkreuzes den Lebensbaum, die Achterschleife der Ewigkeit, Gestirnsblumen und die S-Doppelwendel des Sonnenganges. Unten = Vergrößerung der Kapitelle der Sigvald-Platte. Sie sind mit Dreisprossen bzw. Lebensblümchen verziert. Ein Leie würde die beiden Säulen möglicherweise als Kerzenständer fehldeuten. Aber es ist ein stilgeschichtlicher Topos der kirchenchristlichen Ikonographie, das von „Lebensbäumen flankierte Kreuz“ sowie der von „Kreuzen flankierte Lebensbaum“.
 
 
 
BILDERKLÄRUNG: Oben = Zwei bronzezeitliche sog. Plattenfibeln, also Gewandspangen, aus Bohuslän/Schweden (Nat.-Hist.-Mus. Stockholm). Meine Quelle dazu ist Oscar Montelius, „Bohusländsklar Fornsaker“, 1877, Bihang, S. 6, Fig. 8. Auf diesen sehr alten Funden ist nicht nur der jährliche Sonnenweg dargestellt, sondern auch Sonnen- bzw. Sonnenweg-Spiral-Stützen bzw. nach nordischen Denkkategorien, Formen von Irminsulen -, nicht anders wie sie noch in den mittelalterlichen Darstellungen germ. Sakralkunst auftauchen. - Zweite Etage von oben = Sonnenrelief in der westgotischen Kirche Santa Maria” im nordspanischen Quintanilla de la Viñas (Burgos). Rechts unterhalb der von Genien getragenen Sonnen-Chiffre ist der Sonnenstuhl zu sehen, auf dem die Sonne des Mittags, auf dem Gipfel ihrer Bahn, kurzzeitig ausruhen kann. Er hat noch die gleiche Form wie der Sonnenthron auf den bronzezeitlichen Fibeln. - Dritte Etage von oben, links = Westgotischer Altarstein mit Löwenrelief im Musum von Oviedo, Asturien, im Norden Spaniens. Zwei Löwen und zwei Lebensbäumchen flankieren einen schlichen Kreuz- und Ringstab der auf seiner Spitze die rautenförmige Sonnenrune (Ing- ) zu tragen scheint. - Dritte Etage von oben, rechts = Über dem mehrstöckigen Palm-Lebensbäumchen prangen zwei 8-strahlige Sterne. Darüber erhebt sich die eigentümliche westgotische 6-strahlige Kreuzform; sie erscheint auf Reliefs u. Münzen. Das Relief gehört zum Museo-Provincial von Olivenza, Provinz Badajoz (Südwestspanien). - Vierte Etage von oben = Türsturz der Kirche San Parteo bei Lucciana (Korsika); die romanische Kirche wird auf das 7. Jh. geschätzt. Zwei Löwen verneigen sich vor einem Säulenstamm der in drei Blättern endet, welche der Lebensrune () gleichen. Die Insel war ein von Wandalen und Ostgoten begehrtes Objekt. Im Jahr 469 gewannen die Wandalen Geiserichs für 65 Jahre die Herrschaft und nutzten die korsischen Wälder zum Bau ihrer Flotten. - Fünfte Etage von oben =  Bogenfeld vom Kloster Hamersleben (Lkr. Börde) in Sachsen-Anhalt. Zwei Löwen beschützen die Weltsäule. Ähnliche Funde gibt es auch aus Innergermanien. Die Scheibenfibel von Dittigheim, bei Tauberbischofsheim (aus 5./6. Jh.) stammt aus einem wohl alemannischen Frauengrab; sie zeigt zwei Löwen recht u. links vom Lebensbaum, der eher einer Säule gleicht (Landesmus. Württemb, Stuttgart, Inv.-Nr. F 95, 115.) Die Missionierung des Landes, nach der fränkischen Okkupation, gestaltete sich schwierig und die endgültige zwangsweise Durchsetzung des Christentums als langwierig. Zäh hielt das Volk an seinem angestammten Glauben fest. Im letzten Viertel des 7. Jhs. kamen die drei irischen Missionare Kilian, Kolonat und Totnan in Würzburg an. Auch im herzoglichen Haus fand der übereifrige Kilian Anlass zur Kritik. Der damalige Herzog Gozbert hatte Geilana zur Ehefrau. Als der Herzog auf einem Kriegszug abwesend war, nahm sie die Gelegenheit wahr und ließ Kilian mit seinen Gefährten im Jahr 689 hinrichten und unter einem Pferdestall verscharren.
 
Wie aus Artefakten und alten Texten hervorgeht, ist die steinzeitalte Mystik des Kreuzes, wohlgemerkt des Sonnenkreuzes, von der Großkirche im Duktus ihrer Predigten unerträglich simplifiziert worden. Die Kirchenchristen haben das unermüdliche Streben der Gnostiker nach einer höheren Wahrheit, ihre Sucherreligion, nicht verstanden und sogar als Gefahr angesehen. So wurden die Dokumente gnostischer Spiritualität und die Zeugnisse der liturgischen Handlungen der Gnostiker unterdrückt und diffamiert“, schreiben Gerd Lüdeman u. Martina Janßen, in „Unterdrückte Gebete - Gnostische Spiritualität im frühen Christentum“, 1997, S. 88. Was unter dem Studium der Quellen immer deutlicher hervortritt, ist das Vorhandensein einer germanischen Gnosis, nämlich einer wodinischen Sucherreligion. Das Gegenteil dazu ist die Buch- bzw. Verordnungsreligion, die genau vorschreibt was zu glauben sei, und wer davon abweicht fällt der Verketzerung und dem Scheiterhaufen anheim. Die vatikanische Großkirche konnte, aufgrund ihrer hierarchisch-diktatorischen Organisation, Glaubensartikel - ob belegbar und vernünftig oder unvernünftig-absurd - dem Glaubensvolk diktieren. Die Masse musste folgen, wenn auch einige wenige Kleriker nicht ganz auf Linie zu bringen waren. Prinzipiell anders die freie heidnische und synkretistische Gnosis, sie rang um die Wahrheiten, auch um jene Frage der Weltdachstütze.
 
 
BILDERKLÄRUNG: Oben = Das Welt- oder Sonnen-Säulen-Motiv auf dem Felsbildstein der Region Kasen, Tanumshede, Bohuslän, wie er auf das Azimut des höchsten Sonnenstandes, also dem Sonnenaufgang zur Sommersonnenwende, ausgerichtet ist. Rechts daneben, das bronzezeitliche Felsbild in meiner fotografischen Nachtaufnahme. Auf einer massiven Doppelstütze, die am Fuße durch eine gepickte Linie verbunden ist, liegt der Doppelwendel des jährlichen Sonnenweges auf. Rechts unten, also vor der Säule, liegt der getötete Opferstier, mit den Hinterbeinen auf einem Opferpodest, oder ist es eine Opferwanne ? - Zweite Etage von oben, 1. + 2. Bild = Der synkretistische heidnisch-christliche Cross Slab (Kreuzpfeiler), nahe Cliffony, Sligo/Irland verdeutlicht wie kaum ein zweites Zeugnis, wie das bereits verchristlichte Kreuz noch als Weltstütze gedacht und interpretiert worden ist. Das Erkennungszeichen der Weltsäule, die Sonnenweg-Doppelspirale, wurde dem Kreuz, wie ein heidnischer Glorienschein, übergehängt. 5 Malkreuze bzw. Gabe-Runen, das zentrale dreikreisige Sonnenzeichen und das Hakenkreuz verstärken den solaren Charkater. Etliche weitere irische Kreuzsteine künden den kirchenchristlichen Verfälschungsprozess um das altgläubige Kreuzsymbol: Graveslab von Clonmacnoise, mit Sonnenwirbel in Kreuzmitte. Und ähnlich der cross-slab at Gallen Priory. - Zweite Etage von oben, 3. Bild = Sonnen-Standarte, mein Abrieb des bronzezeitl. Felsbildes von Backa-Brastad, Nähe von Lysekil, Bohuslän, Schweden. - Zweite Etage von oben, 4. Bild = In Sackrau bei Breslau, Schlesien wurden mehrere ähnliche Kettenanhänger (aus um 300 n.0) und Fibeln gefunden, welche Weltstützen/Irminsulen mit Doppelspiralen zeigen. - Unten, 1. Bild von links = Die uns bekannte doppelspiralige Irminsul-Ikonographie findet sich in Zeitz (südli. Leipzig), auf den beiden westlichen Säulenköpfen der Krypta des Doms St. Peter und St. Paul, Sie ist heute in die Schlossanlage der Moritzburg integriert. Diese frühromanische Krypta gehört zu den ältesten in Mitteldeutschland, ihre Säulen stammen zweifellos noch vom ottonischen ersten Dom aus 9. Jh. - Unten, 2. Bild von links = Die Michaelskirche in Fulda ließ Abt Egil im karolingischen Baustil von 820-822 erbauen. Er war Schüler seines Onkels, dem Abt Sturm/Sturmi. Der wiederum ist schon seit Knabentagen von dem rigiden Angelsachsen Winfried Bonifatius zum eifernden Fanatiker der blutigen Sachsenmission erzogen worden. Im Jahr 779 begleitete Abt Sturm „Karl den Großen“ auf einem Feldzug nach Sachsen. Bei dieser Gelegenheit wird er sich die noch erhaltenen Trümmerstücke der Irminsul angeeignet haben, die König Karl acht Jahre zuvor (772) bei Obermarsberg zerstören ließ. Sturm erkrankte auf diesem Feldzug und starb bald darauf. Sein Schüler und Verehrer Eigil ließ die Irminsul als Mittelsäule der Krypta einbauen; sie gilt als ältester erhaltener Bauteil, der auf das Jahr 820 zurückgeht. In der „Vita Aegil Abbatis“ des Mönchs Brun Candidus findet sich eine zeitgenössische Deutung der Bausymbolik, die sich auf Hrabanus Maurus (780-856) berief, dem Mönch und Abt des Klosters Fulda. Es heißt darin, dass die Mittelsäule - mit ionisierendem Kapitell - unter der Michaelskirche, „Jesus Christus“ symbolisiere. Weniger theatralisch ging es wohl nicht, als das verhasste heidnische Hauptheiligtum in dieser Art und Weise „entdämonisiert“ und „bekehrt“ werden sollte. - Unten, 3. Bild = Die Scheibenfibel aus Heithabu/Schleswig zeigt aus dem 8. Jh. das filigran durchgearbeitete Irminsul-Bild. Die Doppelspiralsäule, unter dem Himmels-Bogen, führt das bäuerlich-schlichte kosmische Schema vor. Die Gestirne sind mittels Bändern am Firmament  befestigt, damit sie ihren immerwährenden gleichen Weg zu gehen gezwungen sind.
 
Abb. 1 + 2
Abb. 3 + 4
Abb. 5 + 6
Abb. 7
Abb. 8
 
Wir müssen uns zuerst darüber im Klaren sein, was die mittelalterlichen Auftragsarbeiter an Kirchenbauten bewog, diese auf uns gekommene Bildersprache auf den Tympana (Giebelfelder über Kircheneingängen), Kapitellen (Säulenhäuptern) und Außenbebilderungen von Taufbecken zu gebrauchen. Wenn es sich nicht um die repräsenatativen Eingangsfronten von Großkirchen u. Domen handelte, zeigten die einfachen Tympana der Stadt- und Dorfkirchen den darunter eintretenden Gläubigen, welches Ideengut draußen, vor den geweihten Hallen, zu bleiben hätte, auf den Kapitellen, was dazu verurteilt sei, die geweihten Hallen knechtisch zu tragen und auf den Taufbecken, welchen Ideen die Täuflinge abzuschwören, und weniger drastisch, zu welchen sie hinzufinden haben, bevor sie in den Genuss kirchlicher Weihen gelangen. - BILDERKLÄRUNG: Es gibt einige, man könnte sie als Schlüsselbilder bezeichnen, die uns die Wege der Erkenntnis weisen. Eines davon ist das Relief im Nordtympanum der Kirche zu Falslev, auf der Südseite des Mariager-Fjords, Nordjütland. Zwei als heidnisch gestempelte Tiere - Löwe und Bär - beten die den Himmelsbogen stützende Weltsäule an, also die welche die Altsachsen „Irminsul“ benannten. Um es deutlich genug zu machen, legte der Steinmetz noch die Doppelspirale des Sonnenweges über den Himmelsbogen. Ich schoss das Foto im Jahr 1987 (Abb. 1 +2). Die berühmten sandsteinernen Halbsäulen und Kapitelle u.a. des Südportals von St. Mary and St. David's in Kilpeck (Herefordshire, England) zeigen auf rechter Seite den argen Heiden, wie ihm zwei Dattelpalm-Lebensbäumchen aus dem großen Maul fahren. Nach dem rechten schnappt ein Schlangenkiefer (Abb. 3). Aus den Dattelbaum-Idolen sprießt die typische Dattelfruchtstand-Dolde. Der Bau wurde ca. 1140 errichtet. Die Aussage den sog. „Grünen Mann“ betreffend ist eindeutig. Diese Bezeichnung hat man für die verketzernden Darstellungen der kirchenchristlichen Bauornamentik gewählt, wenn es sich um floristisch geprägte Köpfe und Gestalten handelt, mit denen heidnisch-naturverehrende Vorstellungen und Personen in die Betrachtung der Lächerlichkeit und der Verketzerung gestellt werden sollten. Der Christianismus verstand sich als die einzige legitime  Buchreligion, die den vorangegangenen Naturreligionen überlegen sei. Alle Betonung des Natürlichen war der Kirche verhasst, dagegen wetzte sie ihre geistigen und realen Stoßwaffen. Ein „Grüner Mann“ besonderer Art erscheint auch auf dem Doppellöwen-Relief des Taufsteins der romanischen Kirche von Vive (Nordjütland). Auf einem der Löwen - so lautet die offizielle Erklärung - „sitzt relativ weit hinten ein Grüner Mann - er hat die Beine eines Reiters, die nach oben statt in einen Körper in ein Arkanthusblatt auslaufen. Die Rückseite des Taufsteins zeigt eine dreimal gebogene Schlange, die Kopf und Zunge gegen den Kopf des Löwen richtet. Diese Symbolik bedeutet die Bedrohung des Löwen, der die Tugend symbolisiert, durch die Schlange (das Urvieh, der Leviatan)“. Die Erklärung kann nicht zutreffen. Denn zumindest der Löwe dem der „Arkantusblatt-Mann“ aufreitet ist damit als „heidnisch-böse“ identifiziert. Das Taufbecken der ehemaligen Stiftskirche St. Bonifatius in Freckenhorst (Münsterland), aus 1129, zeigt Lebensbäumchen und beide Löwen ins Unterirdische verbannt, aus dem sie nach oben gegen den thronenden Christus drohen. Auf dem romanischen Taufstein der Marienkirche von Hürup, nahe Flensburg, wendet sich das kreuztragende Schaf (Agnus Dei) vom dreisprossigen Lebensbäumchen ab, um so seine Verachtung anzudeuten. Das Relief der Granittaufe von der Munkbrarup-Kirke St. Laurentius (um 1200 erbaut), zeigt vor einem Lebensbaum den Löwen, auf welchen Männer von vorn und von hinten mit Schwertern einstechen (Abb. 4). Die Taufe der schleswigschen Havetoft-Kirche zeigt im Sockel die Lebensblume (sog. „Lilie“), die Verkleinerungsform des Dattelpalm-Lebensbaumes (Abb. 5). Ich stellte sie nur als Vergleichsbild ein, zum nebenstehenden Weltsäulen-Bild im Sockel (Abb. 6) der 3,5 km südl. vom Stadtkern Randers liegenden Kristrup-Kirche. Dass die sog. „Lilie“ - als Dreispross oder als Sechsspross (mit 3 Wurzelsprossen) aus der gleichen ikonographisch-idolistischen Tradition der orientalischen Dattelpalmen-Vergötzung hervorgegangen ist - was ein hinreichendes Beweismaterial belegt - war der Mittelalterkirche nicht bewusst und ist kunstgeschichtlichen Leien bis heute unbekannt. Naheliegend ist anzunehmen, dass im germanisch bestimmten nachrömischen Europa dieses Signum schnellen, weiten Anklang fand, weil in ihm das Sinnzeichen der vollgültigen Algiz-Rune () zu verstehen war. Welcher ambivalente Sinninhalt der sog. „heraldischen Lilie“ kirchlicher- und weltlicherseits zugemessen wurde, ist unstrittig: 1.) Sie gehört, mit Baum und Brunnen, zu den marianischen Symbolen der Reinheit. 2.) In Zepterform, auf Wappen, Fahnen, Siegeln ist sie ein Herrschaftszeichen weltlicher und geistlicher Macht. Das Weltsäulen-Irminsul-Bildnis ist von der vereinfachten ikonographischen Art, ohne jegliche Palmetten-Indizien. Das Taufsteinrelief zeigt einen heidnischen Priester mit den beiden typischen Gürtelstolen. Um die Bildaussage noch verächtlicher zu gestalten, koten die Löwen - in Form kleiner, runder Ballen - den heidn. Würdenträger an (Abb. 6). Die Taufstein-Löwen der dänischen Pederstup-Kirche (40 km westl. v. Randers, Nordjütland) krallen mit ihren Tatzen zur Brust des Menschen den sie flankieren und in die Ohren reden, der linke mit mächtiger Tatze, der rechte mit verkümmertem Pfötchen. Die nordjütländische Malling-Kirke führt auf ihrem Taufstein die heidnischen Doppellöwen vor, mit den Palmblatt-Schwanzenden. Ihr Tatzen sind unvermögend zart, also ungefährlich (Abb. 7). Warum sind wir sicher, heidnische Löwen-Formen vor uns zu haben ? Weil die Kirchenkunst eine große Menge Reliefs hinterließ die florale Formen, Palmettenranken, das Dreiblatt, den Dreispross aus den Mündern heidnischer Köpfe hervortreten ließ. Es gibt eine Vielzahl von solchen Doppellöwen auf den alten ostjütländischen Taufsteinen, so wie in Højslev, Øster-Alling, in der Storarden-Kirche bei Aalborg. Ebenso kommen diese Doppellöwen auf südjütländischen Taufsteinen vor und ostholsteinischen. Es ist erwogen worden - ich schließe mich an - darin ein heidnisch-dioskurisches Motiv zu sehen. Die Hauptproduktionsstätte dieser Steine soll die schwedische Insel Gotland gewesen sein. Auf dem mehrfach vorkommenden Taufstein-Typus der Malling-Kirke Jylland, Dänemark, münden beide Löwenkörper, mit Lebensbaum-Schanzquasten, in einem einzigen Kopf. Dann gibt es das Löwen-Tympanon der Todbjerk-Kirche, etwas nörd. vom dän. Aarhus. Die Schwänze der Löwen enden in Palmwedeln. Alle diese vielen Löwen-Taufen in Jütland haben mit der biblischen Legende von „Daniel in der Löwengrube“ rein nichts zu tun, denn teils beißen sie oder fressen menschliche Gestalten, wie z.B. auf der Taufe der Näsbyhoved Broby Kirche. Hier trägt der „böse Löwe“ den Palmettenschanz und ein stattlicher Palm-Lebensbaum steht hinter ihm. Wenige sind als aggressive „heidnisch-bösartige“ Wesen gekennzeichnet. Manche beten nur Säulen an, oder bewachen sie und sind somit in ihrem dergestalten Gestus einwandfrei als nichtchristliche Metaphern aufzufassen. Der dänische Autor Sören Kaspersen hat sich an dem Thema versucht in „Jyske fonte med modstillede løver“ (2016), wo er zu den „Doppellöwen mit gemeinsamen Kopf“ (z.B. Abb. 7), die typischen kirchenchristlichen Erlärungsversuche abgibt, wie sie sich im engen kirchenkristlichen Denkkorsett des vorgeschriebenen Gedankenrahmens bewegen. Ganz an der Wahrheit kommt er nicht vorbei, wenn er das antithetische Löwenmotiv erkennend, jedoch auf den kirchlichen „Erlöser“ beziehend, meint, dass „Christus in seinen beiden Naturen gesehen und weiter als die zwei Naturen, die jeden getauften Menschen in einer Gesellschaft charakterisieren, in der zwei Körper, das Regnum und das Sacerdotium, in Ecclesia miteinander verbunden … Und als Führer dieser Gesellschaft ist nicht zuletzt der gesalbte Regent durch seine beiden Naturen Christus ähnlich.“ Dass die beiden Löwen ein Gegensatzpaar darstellen, dämmert jedem der sich einen Überblick dieses Kunst- und Symbolgattung verschafft hat. Die Weltpolarität wird damit ins Bild gesetzt, aber nicht die kirchlich gelehrte, vielmehr die altheidnische Schau davon. Das wird sehr klar verdeutlicht im Tympanum des Nordportals der Dallerup-Kirche, Sorring, Nordjütland (Abb. 8), wo die beiden Löwen anhand ihrer Schwanzenden als „Guter“ und „Nichtguter“ erkennbar werden. Der rechtsseitige trägt den Palmwedelschweif, der ihn als der „böse“ markiert und der linke, mit natürlichem Schwanz, muss folglich der „Gute“ sein. Seine Bestialität wird zusätzlich durch seinen erigierten Penis unterstrichen. Diese Doppellöwenmotive mögen zur byzantinischen Kunst gehört haben, schon zur hethitischen und mesopotamischen und mykenischen, von deren Semantik wir kein sicheres Wissen haben. Aber die hier im norddeutschen, jütländischen und skandinavischen Raum vorliegenden Zeugnisse der kirchlichen Missionspropaganda beweisen sehr alte germanisch-religiöse Verständnisse, um die heid. Göttersöhne der Dioskuren auf, die im germ. Wortschatz als „Alken“ (10. ODING-Rune), zum arteigenen Glaubensumfang gehört haben. Im Eigentlichen sind die Doppellöwen eine Versinnbildlichung der großen, allgegenwärtig fühlbaren Weltpolarität, welche die Chinesen mit ihrem Yin und Yang umschrieben haben. Ihr kirchenchristlicher Import in den Norden ist ausgeschlossen, die Löwen-Metapher wurde durch missionarische Schmähung bekämpft, also muss sie bereits zur vorchristlichen Zeit Eingang gefunden haben.
 
Der Löwenkult, der auf verständlicher Bewunderung für das majestätische, königlich wirkende Tier beruht, ist steinzeitalt. Der Löwe ist ein Sinnbild der Kraft und, dass es zwei Hauptkräfte in unserer Erdenwelt gibt, die zuweilen gegeneinander wirken, um dadurch das Gleichgewicht zu erhalten, ist ein allgemein menschlicher Erfahrungs- und Einsichtswert. Das Bild der Matapher von den beiden Löwen, zwischen denen auch jeder einzelne, um Klarheit ringende Mensch steht, findet sich schon bei den Hethitern. Die Monumentalskulpturen von Karkemisch, einer Stadt unweit der syrischen Grenze (türk. Provinz Gaziantep), die im 14.Jh. v.0 ins Hethiterreich eingegliedet wurde, thematisieren die beiden Löwen zwischen denen ein Schutzgeist oder Mensch platziert ist. Und einer der südanatolisch-nordsyrischen Nachfolgestaaten des Hethiterreiches war das aramäische Sam’al/Zincirli, mit seinen Basalt-Löwenskulpturen des Burgtores, aus dem 8. Jh. v.0 (Pergamon-Mus., Berlin). Sie tragen die eingravierte Doppelaxt (2. ODING-Rune), das Sinnzeichen der polaren göttlichen Macht, auf den Schulterseiten. Der exzessive Löwensymbolismus der westindogerm. Hethiter macht nachdenklich. Könnte es sein, dass sich im mitteleuropäischen Herkunftsgebiet der Hethiter eine Löwenverehrung seit der Steinzeit tradiert hatte ?  Die im Hohlenstein-Stadel im Lonetal der Schwäbischen Alp gefundene ca. 30 cm hohe Löwenmensch-Figur ist die älteste Tier-Mensch-Figur der Welt, 35.000 bis 41.000 Jahre alt. Sie stammt also aus der jungpaläolithischen Kultur des Aurignacien, die zwar Anatolien nicht erreichte, doch aus der u.a. die Hethiter wie die Germanen kamen.
 
HL. PALMBAUM UND LÖWE - DIE METAPHERN DER MACHT
 
Der Löwe war immer eines der gebräuchlichsten Sinnbilder der Macht, so schrieb die schottische Königin Maria Stuart am 7. August 1568 an Englands Königin Elisabeth im Verlauf ihres Briefes den Satz: „Sei’s also, zum großen Löwen will ich Euch annehmen, doch wollet mich anerkennen als zweiten Löwen dieser selbigen Rasse.“ Das förmliche Bildmotiv zweier lagernder Löwen zwischen denen eine Gestalt steht, ist sehr alt, ohne dass man deren exakte Bedeutung bestimmen kann, galten sie zweifellos in irgendeiner Art und Weise als Demonstration von Kraft und Macht. Da liegt beispielsweise ein unfertiges Hethiter-Monument aus dem 13. Jh. v.0 bei dem Dorf Fasıllar im zentralanatolischen Lykaonien (heute Türkei). Die Statue, aus einem einzelnen Basaltblock herausgehauen, von einer Höhe von 8 m, einer Breite von fast 3 m, einem Gewicht von ca. 70 Tonnen, stellt zwei hethitische Gottheiten - Wettergott Tarunna und ein Berggott - sowie im unteren Bereich ein Löwenpaar dar. Tarunna ist vergleichbar mit dem gemeingerm. Þunaraz bzw. Donar/Thor. Eine Kopie des Monuments wurde in Ankara im Park des Anatol.-Zivilisations-Mus. errichet. Aus der Fundstätte Karkamış, im Süden Anatoliens, im Grenzbereich von Syrien, stammen mehrere Monumente von Doppellöwen die eine Mytengestalt oder einen Menschen zwischen sich haben. Dazu bringe ich die folgenden Bilder Abb. 1 und 2. - Karkamış war schon vor dem 2. Jahrtausend v.0 eine wichtige Siedlung. Es blieb im 15./14. Jh. unter indogerm. Mitanni-Hurri Herrschaft und wurde unter König Suppiluliuma I. (ca. 1.330 v.0) ein Vasallenreich der Hethiter. Nach dem Zusammenbruch des Hethititerreiches, um 1180 v.0., überdauerte Karkamış als eines von mehreren kleineren neo-hethitischen Königreichen in Südostanatolien und Nordsyrien. Alle monumentalen Funde stammen aus der neo-hethitischen Zeit. Seinen Höhepunkt erreichte der Staat im 9. Jh. v.0. Er wurde 717 v.0 vom assyrischen König Sargon II. erobert.
 
Abb. 1 - 2 - 3 (oben beginnend)
   Abb. 4
Abb. 5
 
Aus späthethitischer Phase (ca. 720 v.0), aus Karatepe stammt die Reliefplatte (North Gate - West Wall“), wo ein Mensch zwischen zwei freundlichen Löwen steht die er an den Tatzen hält und die ihrerseits die Vordertatzen auf seine Schultern legen. Die Hauptgöttin der wichtigen Handelsstadt Karkemiš war Kubaba/Kybele. Inschriften der Stadt bezeichnen sie als „Königin der Stadt. Als die große Göttermutter fand sie weite Verbreitung. Ihr Motiv des Löwengespanns taucht noch in der germ. Edda auf, wo es heißt, dass die Liebesgöttin Freya in einem von Katzen gezogenen Wagen reist. Der Thronsitz der Kybele wird von zwei Löwen bewacht. Die Göttin ist gleichzusetzen mit der sumerischen Inanna und akkadischen Ishtar, deren Attribute Taube, Specht und der Huluppu-Baum ist und die Schlange die in seinen Wurzeln haust. Auch die Doppelaxt, eine typische Symbolwaffe archaischer Mutter- und Vatergottheiten, sie versinnbildlicht die Fähigkeit, Leben zu geben und zu nehmen. So wie es der keltische Gott Dagda mit seiner Keule vornimmt. Uralt sind Idee und Kult der Großen Mutter. Artefakte der Jungsteinzeit aus Çatalhöyük, auf der Hochebene Anatoliens, werden auf die Zeit zwischen 6.500-5.600 v.0 datiert. Hier fanden sich Tonstatuetten, darunter die sog. „Venus von Çatalhöyük“, die eine überfette, gebärende Frau auf dem Thron darstellt, der von zwei Leoparden flankiert wird. Der Typus der unförmig dicken Fruchtbarkeitsgöttin ist auch aus Europa in Gestalt der „Venus von Willenberg“ (Niederösterreich) und der „Venus von Hohle Fels“ (Schwäbische Alb) bekannt, Schöpfungen die um 40.000/35.000 Jahre alt sind. BILDERKLÄRUNG: Von oben, Abb. 1 + 2 = hethitsche Doppellöwen aus Karkamış. - Abb. 3 = Zum georgischen Türsturz von Hiza-Bavra schreibt Ursula M. Lücke, in „Kreuzstein & Reliquienschrein Zur Ikonographie christlicher Steinmetz- und Edelmatallarbeiten im nahem Osten und fernen Europa“ (2013), S. 45: „Die Mittelfigur HerrIn der Tiere wird im christlichen Kontext zu Daniel in der Löwengrube. Aus der ambivalenten und unpersönlichen HerrIn ist ein individueller und männlicher Daniel geworden.“ Die Kirche hat sich zwar manche altheidnischen Gedankenmuster und Vorstellungsbilder angeeignet, sie aber entstellt und entartet, in ihren eigenen Konzeptrahmen eingewoben. Wenn wir das Urverständnis wiedergewinnen wollen, bedarf es intensiver Aufklärungsarbeiten. - Abb. 4 = zeigt die Mutter der Tiere, die Lebensgöttin auf einer bötischen Amphora aus dem griech. Theben, 700 v.0. Hier sind die beiden Löwen, aus uralten sumerischen und hethitschen Überlieferungstraditionen, zu den aussagestarken Begleitern der Erdmutter geworden. Leben und Tod drückt sich in ihnen aus: der rechte Löwe (von der Göttin aus gesehen) ist der des Lebens, sein Schwanz kreiselt nach oben, doch der linke Löwe ist der des Todes, mit nach unten geringeltem Schwanz. Doch schon auf einem minoischen Goldring (vor 1.500 v.0) wird die barbusige Göttin von zwei Löwen umstanden. - Abb. 5 = Doch die Lebensmutter mit dem Löwenpaar ist schon eindeutig minoisch. Die kretisch-minoische Kunst Kretas herrschte von ca. 2.900-1.600 v.0. Die mykenische Kunst Kretas und des griechischen Festlandes wird von etwa 1.600-1.100 v.0, auf Kreta bis ca. 1.200 v.0 datiert. In den Schachtgräbern von Mykene, das im 14./13. Jh. v.0 seine Blütezeit hatte, entdeckte der deutsche Archäologe Heinrich Schliemann die Zeugnisse dieser aus dem Norden eingewanderten indogerm. Kultur, wie das Löwentor des 13. Jhs. v.0 und die goldenen Siegelringe mit Weltsäulendarstellungen. Die Zeit um 1.500 v.0 erlebte den Aufstieg des mykenischen Reiches und das Ende der minoischen Hochkultur. Etliche dieser Ringe wurden in mykenischen Kriegergräbern gefunden, sind aber minoischer Herkunft, stammen also aus Kriegsbeuten, oder zeugen von der Übernahme altreligiöser minoischer Konzepte durch die Mykener. Abb. 5 zweites Bild ist aus Nadine Becker, „Die goldenen Siegelringe der ägäischen Bronzezeit“, 2018, Abb. R 24, auch ihr A 182 zeigt die minoische Lebensmutter auf dem Berg, von zwei Löwen flankiert.
 
 
  Abb. 1
Abb. 2
 
BILDERKLÄRUNG: Die beiden oberen Bildstreifen gehören zum dänischen Taufstein von Sønder-Broby, einer Kirchspielsgemeinde auf der Insel Fyn. Die dortige Taufsteinbebilderung zeigt den, aus kirchlicher Sicht, stumpfsinnig hockenden, schnauzbärtigen Heidenmenschen und daneben den Heidenkopf, aus dessen Mund die Palmettenranken herausdünsten. Damit kann allein der heidnische Naturkult gemeint sein. Im weiteren Bilderfries ist der gute Christ zu sehen, der mit dem Beil den Lebensbaum bedoht, während er hinterrücks vom Heidenlöwen angegangen wird. -  Abb. 2. = Der Døbefunten (Taufstein) von Vester-Torslev Nørrehaldherred stellt besonders auffällig die Unterschiedlichkeit der beiden Löwen heraus. Bei meinem Studium einer größeren Anzahl nordischer Taufsteine, von denen ich einige Dutzend selbst aufsuchte und von etlichen auch Papierhandabriebe herstellte, erkannte ich oftmals die nicht zu übersehenden Hinweise auf die ausdrückliche Differenz der beiden Löwen. Dieses nordjütländische Taufsteinbild markiert den rechten Löwen als kopflos, also geist-seelenlos, was seinen heidnischen Symbolcharakter kennzeichnet. Obendrein steht er nur auf dem linken, also falschem, Vorderbein. Ich maße mir nicht an, die ganze Symbolik durchschauen und erklären zu können; aber was wir wahrnehmen ist schon weitreichend. Die hochmittelalterliche Kirchenikonographie machte einen Unterschied zwischen den beiden Löwen und den beiden Bäumen, welche inmitten des legendären Paradiesgartens gewachsen wären (EU-Genesis 2,9; 2,17), nämlich dem „Baum der Erkenntnis von Gut und Böse“ und dem „Baum des Lebens“. In diese Texte ist sehr viel verquaste, sich tiefsinng gebende Symbolik, hineingedeutet worden. Selbst Fachwissenschaftler, wie der evangelische Alttestamentler Andreas Schüle, bekennt seine exegetische Ratlosigkeit der Erzählung gegenüber: Die beiden Bäume seien „ein letztlich nicht lösbares Rätsel“ („Die Urgeschichte - Genesis 1-11“, 2009, S. 62) Wie auch immer die alten Kirchenlehrer und die hochmittelalterlichen Kirchenscholastiker die beiden Pardies-Bäume gedeutet und auf ihren Tympana und Taufbecken verbildlicht haben wollten, sie machten in jedem Fall einen Unterschied zwischen dem wild-rankenden Lebensbaum und der Lebensblume, die sie „Lilie“ nannten. Das bringt das Taufsteinbild von Nørrehaldherred zum Ausdruck: Der Schwanz des kopflosen Löwen endet im Palmbaum-Symbol, während der Schwanz des „guten“ Löwen in der „Lilie“ der Reinheit und des Glaubens ausläuft. Und beide sind letztlich kreuzweise verbunden, so wie Gut und Böse, Erlöser und Versucher (Satan) - nach des Bibelgottes Verfügung - zur Weltrealtiät gehören. Die stilisierte Kunigunden-Statue im Turm-Doppelfenster der spätromanischen Kunigundenkapelle bei Burgerroth, Lkr. Würburg, erbaut ums Jahr 1230, hält in ihrer Hand die „Lilie“ über dem Herzen, denn die „heilige Kunigunde“ hatte einen mariengleichen Ruf als „Königin und Jungfrau“. Ebenso der Steinsarkophag der kindlich-reinen hl. Regiswindis in gleichnamiger Kapelle zu Lauffen am Neckar. Er wurde 1227 angefertigt und trägt auf seiner Vorderseite das Kreuz auf einem Stufenpodest, auf seiner Rückseite die „Lilie“ auf gleichem Stufenpodest. Wir erinnen uns des Elstertrebnitz-Tympanums, wo ein „Heiliger“ die „Lilie“ seinem Bibelgott entgegen hält.
 
 
BILDERKLÄRUNG: Abb. 1 = Aus der Fundstätte eines Tempels vom neuhethitisch-aramäischen Karkamış, im Süden Anatoliens des Grenzbereichs von Syrien, stammt die Bildplatte zweier stiermenschlicher Schutzwesen die ein Palmett-Zepter halten (86,6 x 62,9 cm). Zeitstellung: 900-700 v.0. Es fanden sich zwei weitere Fragmente dieser Art (Mus. für Anatol. Zivilisation, Ankara). - Abb. 2 = Eine Darstellung von 1106, aus der Chronik des Ekkehard von Aura, zeigt Kaiser Heinrich V. während der Übergabe seiner Reichsinsignien durch die Hand des hier nicht sichtbaren Vaters Heinrich IV.. Das „Lilienzepter“ gehörte schon zu den kaiserlichen Würdezeichen. Der prächtige Palmbaum - den zwei Löwen flankieren die je ein Kamel schlagen - auf dem Krönngsmantel der „deutsch-röm.“ Kaiser wurde im Jahr 1133/34 für den Normannenfürsten Roger II. von Sizilien geschaffen. Er war der Großvater des Staufer-Kaisers Friedrich II. (1194-1250), der ab 1225 auch den Titel „König von Jerusalem“ trug. Über Roger II. Tochter und Erbin Konstanze, die im Jahre 1186 Kaiser Heinrich VI. heiratete (1165-1197), gelangte der Palmbaum-Krönungsmantel zum sog. „röm-dt. Kaisertum. Heinrich VI. trägt auf der Zeichnung von 1196 des „Liber ad honorem Augusti“ des Chronisten und Klerikers Petrus de Ebulo, den grünen Palmbaum, mit dreistöckigem Palmwedelwipfel in seiner linken Hand. - Abb. 3 = Rudolf von Rheinfelden (auch Rudolf v. Schwaben (1025-1080) war zunächst Anhänger König Heinrichs IV., seines Schwagers, ging aber im Verlauf des Investiturstreites in Opposition zum König, wurde zum Gegenkönig gewählt, kämpfte gegen Heinrich und verlor in der Schlacht von Hohenmölen sein Leben. Auf seiner Grabplatte steht der kirchenchristliche Sermon geschrieben: „…Dort wo die Seinen siegten, fiel er, heiliges Opfer des Krieges. Der Tod ward ihm Leben: für die Kirche sank er dahin.“ Darin kam seine Nähe zur kirchenmachtstärkenden „päpstlichen Reformidee“ zum Ausdruck. Er war mehrfach in Verschwörungen zur Entmachtung Heinrich IV. verwickelt. Er versuchte sogar Heinrichs bannlösenden „Gang nach Canossa“ zu verhindern, indem er veranlasste, die schwäbischen u. burgundischen Pässe zu sperren. Seine ursprünglich vergoldete Grabplatte (so wichtig galt der Kirche ihr geplanter pfaffenhöriger Kaiser für Deutschland) steht im Merseburger Dom. Sein darauf gezeigtes sog. „Lilienzepter“ weist die typischen Palmblattrippungen auf, wie sie auch der Palmett-Idolbaum vom Agister-Externstein besitzt.
 
ZUSAMMENFASSUNG
 
Die im Ursprung voneinander unabhängigen Vorstellungsbilder und Begriffe der „Himmelssäule“ und des „Lebensbaumes“ bzw. „Heiligen Baumes“, unterlagen im Vorderen Orient sehr früh einem sakral-künstlerischen Gestaltungsimpuls, welcher Mischformen hervorbrachte, aus leicht nachvollziehbarem Anlass. Die Anschaulichkeit des schlanken und himmelhohen Stammes der Dattelpalme verführte zur Verknüpfung von Himmelsäule und Hl. Baum. Wie mir der Sumerologe Josef Bauer, vom Institut für Orientalistik/Würzburg, mit Schreiben vom 19.01.1985 mitteilte, was ebenso aus Heinz Genges Arbeit „Lebensbaum“, in „Acta Orientalia 33“ (1971) hervorging, ist die Feststellung, dass der Begriff „Lebensbaum“ in den Keilschrifttexten nicht nachzuweisen ist, was jedoch der Realität der Dattelpalme als Lebensbaum bzw. Überlebensbaum für die frühen Siedlungen Mesopotamiens nicht infrage stellen kann. In die künstlerischen Produkte des hl. Baumes und der Baumsäule, als deren Naturvorbild ganz überwiegend die Dattelpalme diente, mischte man zuweilen Formen des Lotus mit hinein, weil der, dem ägyptischen Mythus folgend, als Auferstehungs- und Verjüngungssymbol galt, also im Totenkult eine bedeutende Rolle spielte. Bei solchen Mischformen, von Palmbaum und Lotusblüte, musste folglich die erhoffte Heiligkeit noch effektiver sein. „Der sakrale Baum stellt eines der verbreitesten Motive der vorderasiatischen Bildkunst dar, das sicher seit frühdynastischer Zeit belegt und durch alle  Epochen bis in die romanische Kunst zu verfolgen ist“, so Paul Kübel in „Metamorophosen der Paradieserzählung“, 2007, S. 98. Heinz Genge, hat in „Nordsyrisch-südanatolische Reliefs“ (1979) ein reiches Bildmaterial auch zu den Doppellöwen vorgelegt (Abb. 84, 101, 103) und das Löwentor der hethitischen Hauptstadt Hattuscha im anatolischen Hochland, das der indogermanisch-hethitische Fürst Labarna (1.565-1.540 v.0) erbauen ließ, sprechen für sich. Die Errichtung des Löwentores von Mykene geschah im 13. Jh. v.0. Beide Völker, Hethiter und Griechen waren urstammverwandt, ihre Sprache gehörte, wie Germanisch, Keltisch, Italisch, Griechisch, zum westindogermanischen Zweig der sog. Kentumsprachen (Satemsprachen = östli. Zweig). Daraus wäre der Schluss zu ziehen, die Hethiter als Auswanderer aus dem Westen, zumindest aus dem Donauraum nach Anatolien, anzunehmnen. Ebenso wie die Griechen. Homers auffällige Betonungen des „blonden Menelaos“, des „blonden Odysseus“, der „blauäugigen Tocher des Zeus“ (Athene), verraten woher die Achäer der mykenischen Kultur (ab ca. 1.680) ursprünglich kamen. Das Blauauge ist bekanntlich eine Entpigmentierungsmutation die allein im UV-lichtdefizitären Norden geschieht. Mit der „Dorische Südwanderung“ (ab ca. 1.200 v.0) erhielt das frühe Griechenland eine weitere Blutauffrischung aus dem höheren Norden. Ganz selbstverständlich hat auch das alte Palmen- und Kulturland Ägypten seinen Beitrag zur künstlerischen Verklärung des Fruchtbaumes Dattelpalme geleistet. Auch in fantasievoller Verquickung mit den Naturvorlagen von Lotus, Papyrus und den recht unsicheren Namen Winde oder Lilie (siehe dazu Heinrich Schäfer „Von ägyptischer Kunst“, 1918/63, S. 21). Die künstlerische Vermischung von pflanzlichen Bildstrukturen des Lotos und der Dattelpalme ist z.B. beim kleinen Papyrusglätter des Tutanchamun (Ägypt. Mus. Kairo, EJ 62095) zu sehen, oder bei der elfenbeinernen Schmuckkasten-Zier des gleichen Herrschers (1342-1323 v.0), sowie seinem Prunkdolch, auf dessen Schneide und Scheide sich integrierte Lotosdolden und Dattelbaum-Voluten mischen (Ägypt. Mus. JE 61584, Fundnr. 256 dd); Formungen die man als „Lilienmotiv“ vereinfacht. Und schon aus frühestem Beginn ägyptischer Geschichte stammt die Schiefertafel mit der säulenartigen, himmelhoch erscheinenden Palme, zwischen den flankierenden, viel kleineren Giraffen, und den vier, sich herumgruppierenden Löwen (Tafel, 4 bei H. Schäfer, aufbewahrt in Paris, Louvre, E11052). Wie uralt muss dieser Topos sein ?!
 
Die Erkennungskriterien der Dattelpalmen-Details an profanen Zierformen und sakralen Idolen sind die 1.) die typischen Palmwedel-Rippungen, 2.) Spitzwinkel-Kragen, aus denen die Palmblatt-Voluten nach beiden Seiten herausschwingen, 3.) der darüber befindliche Mitteltrieb oder die Palmblatt-Fächerkrone, sowie 4.) die beiden kleinen nach unten gerollten Schneckchen, welche die herunterhängenden Dattelfruchtpergel versinnbildlichen sollen. Alle diese Erkennungszeichen sind am Agister-Externstein-Idol vorhanden, bis auf den Mittelspross bzw. den Palmwipfel-Blätterstrauß. Die letztgenannten Merkmale fehlen, wie ich ausführte, weil den Auftraggebern des Kreuztriumph-Reliefs, das verbogene Palmettenidol-Bäumchen, als der getötete und mithin vermehrungsunfähige „Kaiserbaum“ galt. Es handelte sich um ein im mönchischen Sinne zeichensetzendes Propagandabild.
 
Während der so zu beschreibende Hl. Baum zweifellos ein Gedanken- und Kunstprodukt des Orients war, darf im Gegensatz dazu - unter einer gewissen Bedingung - die Weltsäule wohl eher als originär nordisch-europäisches Sinnzeichen verstanden werden, wie ich sie anhand mehrerer Nachweise erklären konnte. Die von der frühen Christenmission nach Germanien gebrachte Idee  vom Hl. Baum/Lebensbaum, hat sich, wie es ebenso das Kreuzzeichen erfuhr, synkretistisch zu Mischformen von Weltsäule und Lebensbaum aus- und umgestaltet, was insbesondere, unter byzantinisch-christlichem Einfluss, für die Fülle der langobardischen Kreationen zutrifft. Wer die von mir aufgezeigten Erkennungsmerkmale beachtet, wird in allen Formvariationen den Dattelbaum-Charakter von Weltsäulen-Formungen, zu unterscheiden verstehen. Letztere sind erkennbar an ihren Doppelwirbeln, in gegenläufigen und S-Formen, welche den Sonnenlauf verdeutlichen wollen. Ich komme auf die Bedingung zurück, mit dem ich den „nordischen“ Weltsäulenkult relativierte. Die Frühgriechen kannten ihn, die ionische Säulenordnung wird aus ihm ihren Urimpuls erhalten haben, Platon (428-348 v.0) berichtete vom Weltsäulenkult in seiner Politeia (Tim. 20d ff), die Atlanter auf Atlantis hätten ihn geübt, „jenseits der „Säulen des Herakles“, also, bei nüchterner Betrachtung, irgendwo in Nordeuropa. Die Germanen der skandinavischen Bronzezeit hinterließen Belege für ihren Weltsäulenkult, aber die megalithischen Seefahrerkulturen Sardiniens und Maltas kannten ihn auch, wie ihre Hinterlassenschaften es uns glaubhaft machen.
 
 
BILDERKLÄRUNG: Über zweitausend Jahre - von der mittelmeerischen minoisch-mykenischen Epoche 1.500/1.000 v.0 bis ins nordeuropäische Hochmittelalter 11./12. Jh. n.0 - Kontinuität ikonographischer Formen und Bilder. Abb. 1 oben links = Bild eines goldenen bronzezeitlich-mykenischen Siegelrings. Antithetische Löwen sind mit der Weltsäule fest verbunden, wohl im Sinne vom polaren Weltsystem. - Abb. 2 unten links = Bronzezeitlicher goldener Siegelring mit antithetischen Sphingen, die Palmbaum-Idolsäule bewachend oder anbetend. - Abb. 3 oben rechts = Kircheneingangs-Tympanon von Kistrup-Kirke, Jütland, Dänemark. Weltsäulenanbetung zweier Löwen. - Abb. 4 Unten rechts = Kircheneingangs-Tympanon von Vindblæs-Kirke, Gjerlev-Herred, Nordost-Jütland, Dänemark. Palmbaumanbetung dämonisch-heidnischer Tiere, auch als Einflüsterer rechts und links des Heiden-Kopfes.
 
 
BILDERKLÄRUNG: Abb. 1 aus: Alessandra Gilibert, „Die nordsyrische Sphinx“, 2010, Abb. 20, Text S. 88: „Ein nordsyrisches Elfenbein der „Flame and Frond School“ lieferte der Brunnen AJ in Nimrud/Irak. … Ihre Außenseiten sind mit zwei antithetisch an einem Baum gruppierten Sphingen versehen, deren Frisur mit hohem Stirnband sie als weiblich charakterisiert. Die Schale diente zweifellos rituellen Zwecken und zeigt, dass zumindest ein Teil der Objekte mit Sphingen aus dem Brunnen einst Verwendung im kultischen Bereich fand.“ - Abb. 2 - Noch einmal, die bereits gezeigte Verzierung auf einem Elfenbeindöschen aus Nimrud/Kalchu, mit Lebensbaum-Idol, nach dem Naturvorbild der Dattelpalme (aus ca. 8. Jh. v.0). Die Ruinen von Nimrud liegen 30 km südsüdöstlich von Mossul im heutigen Irak am mittleren Tigris.
 
Welche Feststellungen wurden getroffen:
 
1.)        Der Nachweis für einen altgläubigen Welt- bzw. Himmelssäulenkult, der in ikonograhischer Sinnverknüpfung mit dem scheinbar-sichtbaren Spiralweg der Sonne steht, ist erbracht. Das Charateristikum ist die Kombination von Stüzpfeiler-Sicherheit und Sonnen-Heil.
 
 
2.)        Der schlanke, säulengleiche Stamm des nahrhaften vorderasiatischen Fruchtbaumes Dattelpalme wurde bei den dortigen Kulturen zum hl. Baum und Königsbaum; im übertragenen Sinne zum Lebensbaum sowie zur Himmelsstütze. Die Traditionen des hl. Dattelpalmbaumes übernahmen - unterschiedlichen Umfanges - europäische Neuankömmlinge im Orient und die entstehenden nördlichen und westlichen Anrainerkulturen unseres Betrachtungsgebietes.
 
3.)        Die orientalischen Idolbilder des hl. Baumes nahmen bereits die Römer auf und verwendeten sie in ihrer Zier- und Schmuckkunst. Die geistigen biblich-hebräisch-christlichen Vorstellungen von „Lebensbaum“ und „Erkenntnisbaum“ brachte die christliche Mission zu den nördlichen Völkern. Im Verlauf der Kreuzzüge (11./13. Jh.) in den Nahen Osten, auf denen westeuropäischen Fürsten und Ritter die stattlichen Palmen selbst in Augenschein genommen hatten, gelangten Palmett-Bilder, auch als sog. „heraldische Lilien“ in die Wappen der herrschenden weltlichen und kirchlichen Kreise. Kaiser Heinrich V. (1081-1125) trug das „Lilienzepter“
 
4.)        Durch den immer aggessiver und erfolgreicher auftretenden Islam, der das christliche byzantinische Reich Stück für Stück eroberte, wie er sich vorher ganz Nordafrika und fast ganz Iberien unterworfen hatte, erwuchs in den westeuropäischen Gesellschaften der Eindruck einer Gefahr, welche nur durch Verstärkung christlicher Frömmigkeit gebannt werden könne, was folgerichtig in die Phase der Kreuzzüge einmündete. Diese Frömmigkeitswelle im Volk stärkte diejenigen Kleriker welche auf Machterweiterung bedacht waren, was im sog. „Investiturstreit“ (es ging um Ämterbesetzung von Klerikern im Reich) einen gewaltigen Riss in die deutsche Gesellschaft brachte. Besonders der nichtadelige Papst Gregor VII., der 1073 ins Amt kam, welchen selbst seine Mitarbeiter „heiliger Satan“ und „Höllenbrand“ hießen, widersetzte sich dem Kaiser, wollte das Papsttum über das Königtum stellen und löste mit dieser Agenda die sog. „gregorianische Reform“ im 11./12. Jh. aus. Papst Gregor VII. drohte König Heinrich IV. mit seinen Instrumenten der Exkommunikation und der Bannflüche, die den Verlust der Königswürde heraufbeschworen. Die gregorianischen Mönche begannen ihren Kampf gegen den Staat, die Staatsbehörden und das kaisertreue Rittertum, die sie als neuheidnisch brandmarkten. Zahlreiche deutsche und oberitalienische Bischöfe unterstützten die gregorianischen Forderungungen, indem sie sich Machtzuwachs versprachen. Gregor VII. belegte im Zuge des Streites Heinrich IV. und seine zumeist deutschritterlichen Anhänger mit etlichen „Bann“-Attacken, was die politische Ordnung im Reich massiv untergrub. Herr Heinrich wehrte sich und schrieb dem Papst Sätze wie diesen: „So steige du denn, der du durch diesen Fluch und das Urteil aller unserer Bischöfe und unser eigenes verdammt bist, herab, verlasse den apostolischen Stuhl, den du dir angemaßt hast. … und gewannst dir dabei die Zustimmung aus dem Munde des Pöbels.… Ich, Heinrich, durch die Gnade Gottes König, sage dir zusammen mit allen meinen Bischöfen: Steige herab, steige herab!“ Jahrzentelange deutsche Bürgerkriege waren die verheerenden Folgen. Der Berliner Historiker, Honorarprofessor Albert von Hofmann (1867-1940), schreibt in „Politische Geschichte der Deutschen“, 1922, S. 247: „Es war römische Politik, die damals den ersten dreißigjährigen Krieg - von 1076 bis 1106 - über unser Deutschland gebracht hat“ und S. 290: „Heinrich IV. hat die Ansprüche des Papsttums zurückgewiesen; er hat sich das Investiturrecht nicht nehmen lassen und er hat ferner den Großen des Reichs, die dabei im trüben fischten, die Spitze geboten bis zuletzt. Die Koalition von Kirche und Partikularismus ist hydragleich gegen ihn dieselbe geblieben dreißig Jahre hindurch. Keinem unserer Könige ist ein so schwerer Lebenskampf beschieden gewesen wie Heinrich IV.“ Nachfolger von Heinrich IV. wurde sein Sohn, Heinrich V., der von 1111 bis 1125 sein Amt ausübte. Auch er forderte vom neuen Papst Paschalis II. das in Frage gestellte Investiturrecht und seine Kaiserkrönung. Als man ihm das in Rom verweigerte, obwohl er sich kurz vorher dem Papst gedemütigt hatte, nahm ihn Heinrich in der Peterskirche, mitsamt seinen 13 Kardinälen, gefangen und erzwang zunächst die Erfüllung seiner Wünsche. Danach tobte die Christenheit der Gregorianer von Palästina bis nach Iberien in maßloser Entrüstung über die deutschen Barbaren. Und als im Jahre 1115 Kaiser Heinrich V. in der „Schlacht am Welfesholz“ seine große Niederlage erlitt, sahen sich die Gregorianer aus Himmelshöhen bestätigt in ihren antikaiserlichen-antiheidnischen Kampfanstrengungen. So kam in ihren Kreisen die Idee auf, ein grandioses Siegesmal auf den altheidnischen Agister-Externstein schlagen zu lassen. Sie glaubten, der pastfeindliche Kaiser sei endgültig in den Staub getreten worden, doch sie irrten sich, Herr Heinrich war zäher als sie vermuten konnten. Der  Bürgerkriegskonflikt währte eigentlich noch bis zum „Wormser Konkordat“ von 1122. Festzuhalten ist, dass es fürderhin im „Hl. Röm. Reich dt. Nation“ Befürworter und Gegner von weltlichen Herrschaften gab, wobei als weltlich auch jene angesehen worden sind, die nicht unberirrbar dem Papst ergeben waren. Dort wo man die weltliche Macht vehement ablehnte, wurde das Symbol der Macht, die „heraldische Lilie“, als satanisches Zeichen geschmäht, aber dort wo man damit keine Probleme empfand, verblieben Lebensbäumchen und Lebensblumen („Lilien“) unangegriffen. Man sah dort in ihnen harmlose Bedeutungen von Reinheit, Auferstehungshoffnungen, den biblischen Lebens- oder Erkenntnisbaum oder den paradiesischen Zustand im verlorenen, glücklichen Ureinst.
 
5.)     Diese Zerrissenheit unter den Deutschen, die ja seit Urgedenken immer alles so streng und unverzeihlich betrachten, kam es zum „größten Krieg“ seit Menschengedenken, wie man sagte, nämlich zur Schlacht am Welfesholz, am 11. Februar 1115. Die Schlacht ging für den Kaiser verloren, der es gewagt hatte, seine Hand an den „heiligen Papst“ zu legen. Etliche Kleriker, Äbte, Weltgeistliche kämpften auf Seiten der Kaisergegner. Besonders beachtenswert war die Rache des sächsischen Bischofs Reinhard von Halberstadt, er verweigerte den gefallenen Feinden aus dem kaiserlichen Heer ein christliches Begräbnis, womit, nach damaligem Verständnis, „ihre Seelen auf ewig verdammt blieben“. Kaiser Heinrich konnte den Norden und Osten des Reiches nie mehr betreten. Nach dieser vermeintlich totalen Vernichtung des Herrschers und „Papstfeindes“ ließen die jubelnden gregorianischen Benediktinermönche vom „Paderborner Abdinghof“ das Triumpfbild über den neuheidnischen Herrn in den altheidnischen Agister-Externstein hauen. Der tödlich verbogene und wipfellose Palmettbaum ist ein Synonymbild das den geschlagenen Kaiser meinen sollte -; und alle Eingeweihten lachten sich eins über den gelungenen Streich. Und aus ihren Gräbern lachen sie bis heute über deutsche Patrioten, die den verteufelten Kaiserbaum und Dattelpalmbaum als „ihre heilige Irminsul“ verehren.