VOM HASSEN
 
 
Gehasst wie der Teufel wird einer nur,
nicht weil er als Tölpel zur Hölle fuhr;
gehasst wurde über den Tod hinaus,
niemals die nichtige, niedere Laus.
 
Gehasst wird allein der strahlende Held,
dess‘ Glanz ins dämonische Dunkel grellt.
Nie endet der Höllen Hass und Gehetz‘,
so lautet ein uraltes Seelen-Gesetz.
 
Aus Pfützen blinzeln die Kröten hinauf,
Nachtgetier stört sich am Sonnenlauf -,
und spiegelt sich der im Kloaken-Loch,
triumphierend die Kröte darüber kroch.
 
Gift wird gespritzt, von unten nach oben,
die Lichten lieben das Lichte zu loben,
sie lachen verächtlich hinab in die Gruft,
bedauern im tiefsten Herzen den Schuft.
 
Hass ernährt sich aus nagendem Neid,
aus siecher Seele und dürftigem Kleid;
er gedeiht so oft zum erbärmlichen Stolz,
 wächst wie ein Pilz auf faulendem Holz.
 
Drum sehet, ihr Heilen, dass ihr nie hasst,
wenn ihr den Schelm an der Gurgel fasst,
 Schmutz wird sorglich beiseite gefegt,
ohne, dass höhnendes Hassen sich regt.
 
Bild: Vorstellung aus Goethes „Faust“, Teil I. - „Prolog im Himmel - Gott und Teufel“ (Sammelbild der „Liebig-Erzeugnisse)
 
Der Herr zu Mephisto:
 
„Du darfst auch da nur frei erscheinen;
Ich habe deinesgleichen nie gehasst.
Von allen Geistern die verneinen,
Ist mir der Schalk am wenigsten zur Last.
Des Menschen Tätigkeit kann allzu leicht erschlaffen,
Er liebt sich bald die unbedingte Ruh‘;
Drum geb‘ ich gern ihm den Gesellen zu,
Der reizt und wirkt und muss als Teufel schaffen.
Doch ihr, die echten Göttersöhne,
Erfreut euch der lebendig reichen Schöne !
Das Werdende, das ewig wirkt und lebt,
Umfass euch mit der Liebe holden Schranken,
Und was in schwankender Erscheinung schwebt,
Befestiget mit dauernden Gedanken.“