KEINER KANN AUS SEINER HAUT
 
Keiner kann aus seiner Haut,
wer das lügt, betrügt sein Ich,
unveränderlich gebaut
bleibt sein Wesen wesentlich !
 
Wer aus eigner Haut entfährt,
Selbstbeherrschung sausen lässt,
wird, wie die Erfahrung lehrt,
bald darauf zurückgepresst.
 
Keiner ändert seine Art,
selbst wenn er es heiß gewollt,
weil sein Art-Plan als Diktat,
mit im Strom der Adern rollt.
 
Da ein Schweinetier sich reckt,
kerzengerade aufgericht‘,
sich zur Menschenhöhe streckt,
ließ‘ es doch das Grunzen nicht.
 
Da ein Fuchs sich neu besinnt,
auf der Gänse weißes Kleid,
trotzdem niemals er gewinnt,
deren naive Lauterkeit.
 
Füchse wechseln ihren Balg,
niemals ihren Appetit -,
ändern weder Witz noch Schalk,
auch die Fraßgewohnheit nit !
 
Ist wer innerlich Zigeuner,
ein verfluchter Lumpenhund,
wird aus einem Dieb und Streuner,
nie ein Guter tief im Grund.
 
Im nächsten Leben, bestenfalls,
mag sich eine Seele dreh‘n,
doch wir dreh’n nur Haut und Hals,
solange wir auf Erden geh’n !
 
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Dass wir „nicht aus der Haut können“ oder nur „das Fell ändern“, meint das Gleiche, nämlich, dass die darunter liegende Wesensart nicht veränderbar ist, was die moderne Genwissenschaft in zunehmenden Maße bestätigt. Wir möchten zuweilen aus der Haut fahren, wir können uns den Anschein neuer Häute in Gestalt variabler Gewänder zulegen, doch wir bleiben die Alten, die Gene sind nicht manipulierbar. Der deutsche Volksmund weiß das seit je her:
 
Der Fuchs ändert den Balg
Und bleibt ein Schalk;
Der Wolf ändert das Haar
Und bleibt, wie er war.
Der Fuchs ändert den Balg,
aber nicht den Schalk.
 
Deutsche Sprichwörter
 
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„Du bist am Ende - was du bist.
Setz dir Perücken auf von Millionen Locken,
Setz deinen Fuß auf ellenhohe Socken,
Du bleibst doch immer, was du bist.“
 
Quelle: Goethe, „Faust“ - Der Tragödie erster Teil,
Studierzimmer, Mephistopheles zu Faust.