GUTE ALTE ZEIT
 
Wo man hinhört, Wut und Brass,
Deutschenhass und Fremdenhass !
Was ist mit unserem Land passiert,
dass heute so viel Hass grassiert ?
 
Einstmals, in meiner Schülerzeit,
erschien die Welt noch ganz gescheit,
am schönen Bild die einzigen Kratzer,
waren die „Amis“, die Besatzer.
 
Kaum war ein Fremdling im Gefild‘,
kein „Kümmeltürk“ im Straßenbild.
Nur ein „Spaghetti“, leicht gebräunt,
war mein geschätzter Jugendfreud.
 
„Zigeuner“ kannte man vom Schnitzel,
den „Negerkuss“ als Gaumenkitzel,
von übler Wirtschaft nur die Polen
und dass sie Schlesien uns gestohlen.
 
Ein „Grüner Junge“ war kein „Linker“,
ein Linker galt als echter Stinker,
und Deutschenhass war völlig fremd,
wir waren deutsch, ganz ungehemmt.
 
Die Menschen hatten kleine Sorgen,
man hoffte auf den bessren Morgen,
man hatte die Verwandtschaft lieb,
die uns vom Krieg noch übrig blieb.
 
Auf die „Nazis“ schimpfte keiner,
natürlich gab es ein paar Greiner,
doch sah man Schuld auf allen Seiten,
mir scheint‘s, es waren weise Zeiten.
 
Den Fremdenhass gab es noch nicht,
denn Fremdheit hatte kein Gewicht.
Man war im Krieg den Gegnern feind,
man hoffte, dass der Frieden eint.
 
Dann erst begannen Hass und Hetze,
unausgewog‘nes Wut-Geschwätze:
Deutschenhass zeugt Fremdenhass,
im innerdeutschen Aderlass.
 
Wer Frieden will, muss Frieden geben,
darf nicht totale Macht anstreben,
muss fremde Meinung gelten lassen,
sonst endet nie das üble Hassen !
 
PS: „Amis“, „Kümmeltürken“, Spaghettis“, „Zigeuner“ und „Neger“ galten nicht als diskriminierende Begriffe, sondern als wertfreie Bezeichnungen von Fremdlingen die so gut wie unbekannt waren und im städtischen Straßenbild nur selten auftauchten.
 
Bild: Deutschland in den 50iger Jahren