ENGEL-GEDANKEN

Ein Engel sitzt auf freiem Feld,
und denkt sich die verkehrte Welt,
er malt sich selbst die Schöpfung aus,
denn Gottes Werk ist ja ein Graus.

Die Lahmen müssten fliegen lernen,
nah' müssten uns die teuren, fernen,
die Dinge die wir wünschen, sein
und litten nie am Zipperlein.

Hier, unterm weiten Himmelszelt,
wär' eitler Friede in der Welt;
es gäbe wenig Wohnungsbrüche,
und keine seichten Pfaffensprüche.

Die Renten würden kräftig steigen,
die Preise doch nach unten zeigen;
Benzin wär' teurer nicht als Wasser,
und Moslems wären keine Hasser.

Die USA würden sich wandeln,
und über Giftausstoß verhandeln;
sie planten niemand zu bekriegen,
vor massenmörderischen Siegen.

Jäger würden nicht mehr schießen,
im Sommer würd' kein Regen fließen,
die Winter würden mollig warm,
kein Energiepreis macht' uns arm.

Aus wär’ die Flut der Asylanten,
wir hätten reiche Erb-Verwandten,
die Banken zahlten kräftig Zinsen,
Vermögen ging’ nicht in die Binsen.

Der Euro wär' nur Fantasie,
wir hätten Deutschmark-Ökonomie
und hart verdientes Steuergeld,
würd’ wandern nicht in alle Welt.

Doch halt, wenn alles anders wär'
dann gäb's auch keine Engel mehr !
Als dies' der Engel still bedacht',
hat er ins Fäustchen sich gelacht.

In einer Welt die wir erschufen,
würde kein Mensch nach Engeln rufen.
Da kam der Engel zu dem Schluss,
dass es so ist wie es sein muss !