DIE SPRACHE DER NASEN
 
Ist‘s nicht so, bei Licht besehen,
dass die Nas‘ den Menschen macht,
erst die hochgereckte Nase
führt‘ ihn aus der Urzeit Nacht.
 
Trug er einstmals doch die Schnauze,
mittendrin im Affen-Kopf.
Seine Schnauze wurde spitzer,
länger seines Kopfes Schopf.
 
Die Haare wichen aus der Wange,
feiner wurde die Gestalt,
es hob die Stirn sich zu den Sternen,
wie der Gedanken Allgewalt.
 
Die Nase war des Menschen Steuer,
sie führt‘ voran, sie zeigt hinauf,
das Augenpaar folgt ihrer Weisung,
bis zu des Geistes Himmels-Tauf‘.
 
Die Nase blieb des Menschen Zeichen,
sie wurde sein Charakter-Bild,
und wer ihn deuten will der schaue
die Nase als sein Wappen-Schild.
 
Magst Du Menschen-Art ergründen,
studier’ der Nasen Formen-Sprach‘;
wird Dir die Deutung gut gelingen,
weißt Du den ganzen Mensch‘ hernach.
 
Die Nase als Spiegel der Seele ist von vielen nachdenklichen Menschen der Vergangenheit untersucht und beschrieben worden
(z.B. Ernst Issberner-Haldane - 1886-1966). Aber auch moderne Wissenschaftler der britischen Northumbria University bestätigen derartige Vermutungen. Egal ob Augen, Lippen oder die Nase, das Gesicht lässt sich lesen wie Linien auf der Hand und verrät dabei so manches über des Menschen Persönlichkeit. Die Hormone und Gene, die für unsere Körperformen verantwortlich sind, prägen ebenso des Menschen Charakter-Eigenschaften.
 
Was sagt die Form einer Nase über den Charakter aus ? Der Naseweis ist ein findiger, vorwitziger Mensch. Der ostisch geprägte Stupsnasige wirkt naiv und deshalb ungefährlich. Die recht Kleinnasigen nehmen wir intellektuell zunächst nicht ernst. Der Schnüffelnasige, mit langem, spitze Riecher, wirkt bedrohlich, weil er anscheinend in uns einzudringen und uns auszukundschaften versucht. Der dinarisch Hakennasige wirkt kühn, angriffsgeistig, zupackend. Es scheint, dass solch ein Mensch nach seinen Mitmenschen hacken könnte, gleich einem Adler oder Habicht. So fordert uns der Adlernasige Respekt ab. Der Bananen- oder Gurkennasige, mit verdickter Nasenspitze, vermittelt uns den Eindruck der Genusssüchtigkeit. Menschen mit feingegliederter Nase halten wir intuitiv für sensibel, also seelisch fein geartet. Der Dick- oder Kolbennasige wirkt primitiv. Der mit gebogener Spitznase wirkt wie ein Kleinlichkeitskrämer, wie ein Korinthenkacker. Eine Boxer- oder Knubbelnase erweckt spontan den Eindruck der Proletenhaftigkeit. Hochgeistige Neigungen erwarten wir - wohl mitunter zu Unrecht - nicht von solchen Nasenträgern. Die gerade oder sog. deutsche Nase vermittelt uns den Eindruck der Geradlinigkeit und charakterlichen Ausgewogenheit.