DAS PENTAGRAMM
 
Mephisto stöhne nicht zum Schein:
„Das Pentagramma macht mir Pein !“
Es sperrte ihm den Schritt ins Haus,
es schließt unholde Geister aus.
 
So war’s den alten Weisen kund,
im weit vernetzten Weisheitsbund,
den schon Pythagoras belehrte,
der früh das Pentagramm verehrte.
 
Das lobten auch die Runenmeister,
wie jener Hlewagast -, so heißt er,
der genial, das Goldhornwunder schuf,
als glaubensstarken Segensruf.
 
In dieser Sternenform schwingt mit
das gute Maß vom Goldenen-Schnitt,
der Menschenleib und Kosmos eint,
das Größte bis zum Kleinsten meint.
 
Der Fünfstern, das geheime Zeichen,
vor dem die Finsterlinge weichen,
wurd‘ starker Frauen Weihe-Wohl,
als „Drudenfuß“, zum Schutzsymbol.
 
Zur Satans-Chiffre hat man es erklärt,
wenn es die Spitze abwärts kehrt -;
Wegweisung sei’s, zur Höllenfahrt,
ein Todes-Zeichen von der bösen Art.
 
Die Ehre die der Fünferspross genoss,
dem zahlenschweren Rätsel-Schloss,
hat jeden Teufel magisch fasziniert,
er hätt‘ sich selber gern damit geziert.
 
Der Erdensatan wirkt in Ost und West,
das Menschenmorden ist sein Fest.
Er malt ein Bild auf seine Fahnen gern:
den roten oder weißen bösen Stern.
 
Ob Pentagramm, ob Pentagon im Grund,
es ändert nichts an unserem Befund:
Das Inbild sprach vom göttlichen Geschäft,
die Teufel haben es nur nachgeäfft !
 
In Meister Goethes „Faust“ wird das Pentagramma als Symbol gegen den Teufel vorgeführt. Als Drudenfuß, Drudenkreuz, Alpfuß, Alpkreuz, Albenkreuz, Alfenfuß ist es im deutschen Brauchtum bekannt. Wir finden es als Schutzsymbol an alten Gebäuden, Bauernhäusern, in der Heraldik und als Knotengeschlinge von Odalrunen. Die Bezeichnungen deuten untrüglich auf die Beziehung des Zeichens zu den Geistern bzw. den Seelen der Verstorbenen hin, deren Anrufung, Schutz und Hilfe man damit erhoffte. Das Pentagramm ist ein sehr altes hochgeachtetes Symbol der Kulturgeschichte, das schon der sumerischen Göttin Inanna/Ischta galt und auch in den babylonischen Mysterien als fünfstrahliger Abendstern-Morgenstern, also der Venus, zum astrologischen Sinnzeichen der großen mütterlichen Göttin Venus wurde (Pentagramma Veneris). Auch die meisten Pflanzen sind im Sinn des Pentagramms gestaltet. Beim Weisheitsbund der Pythagoräer stand es für Glück und Gesundheit und der Suche nach der universalen Wahrheit, ohne die eine dauerhafte seelische Harmonie nicht zu erreichen ist. Die Pythagoräer verwendeten das Pentagramm als geheimes Erkennungszeichen ihrer Mitglieder untereinander. Pythagoras interessierte als esoterischer Mathematiker daran besonders der mathematische Aspekt des Goldenen-Schnittes (lat. Sectio aurea), der darin in größtmöglicher Anzahl enthalten ist, nämlich zehnfach: Jede der fünf Seiten wird durch die beiden anderen zweimal im Goldenen-Schnitt geteilt. Sein bestimmtes Verhältnis zweier Zahlen, meist Längen von Strecken, das in der Kunst und Architektur als ideale Proportion und Inbegriff von Ästhetik und Harmonie angesehen wird. Deswegen hat der Fünfstern auch die einzigartige magische Bedeutung als konzentriertes Symbol der göttlichen Ordnung, der die satanischen Mächte der Unordnung bzw. des Chaos weichen müssen. Da man es in einem Zug zeichnen kann und am Schluss wieder zum Anfang gelangt, galt es auch als Zeichen für den ewigen Kreislauf des Lebens und der Reinkarnation. Auch Abraxas, der Gott mancher Gnostiker, wurde durch ein Pentagramm symbolisiert, weil er die fünf Urkräfte in sich vereint. Seine Zahlenverhältnisse schienen einen weitreichenden Symbolismus zuzulassen. Mit seinen 5 Spitzen entspricht es dem grobvisuellen Erscheinungsbild des Menschenkörpers, zusätzlich ließen die 5 menschlichen Sinne die 5-Zahl zum zahlensymbolischen Begriff für den Menschen (germ. Mannus) werden, wie es auch die germanische Ur-Runen-Reihe des ODING vorführt. Die Rune „Mannus“ steht an 5. Stelle im rechtsbeginnenden deutschen Heilszeichen- und Buchstaben-System. So wie der Mensch, als kleiner Kosmos, aus 4 Elementen, sowie dem Ferment des Zusammenhaltes, nämlich der Quintessenz (lat. „quinta essentia“) geschaffen ist, so besteht auch der Kosmos. Im Fünfstern, mit seiner besonderen Beziehung zum Goldenen-Schnitt, befindet im Inneren ein Fünfeck, in das sich wiederum ein Fünfstern einpasst, der ein Fünfeck in sich trägt. Dieses Modell lässt sich immer weiter verkleinern oder vergrößern, ohne dabei seine Struktur zu verändern und veranschaulicht damit das hermetische Gesetz: Makrokosmos = Mikrokosmos. Dieses Wissen hat zum Beginn des 5. Jahrhunderts der geniale norddeutsche Schöpfer der beiden Goldhörner von Rosengaad-Gallehus in Südjütland, namens Hlewagast, mit seinem Werk vermittelt, wie es uns der kongeniale Mediävist Heinz Klingenberg in seinem Buch „Runenschrift, Schriftdenken, Runeninschriften“ (1973) gezeigt hat. In der Zahlenmythologie der Pythagoräer gebar die weibliche 2 die männliche 3, was in der Vereinigung zur Hochzeitszahl 5 führt. Dieser Umstand wird in den Linien der 5. Mannus-Rune hieroglyphisch verdeutlicht, die - bei Weiterführung ihrer Grundlinien - zum Pentagramm vervollkommnet werden kann. Die Elementenzahl 4 bzw. das Quadrat symbolisieren das irdisch Erschaffene, das körperlich Sichtbargewordene. Um zur makro-mikrokosmischen 5 zu gelangen, bedarf es der Hinzufügung der 1 (4+1=5). Diese 1 wird durch die 1. Rune, dem Odals-Schlingenzeichen repräsentiert, welches den geistig-seelischen Schöpfungsimpuls der göttlichen Ordnung meint. Diese Verhältnisse kann man als ein Symbol der Weltordnung, also der göttlichen Hierarchie verstehen, deren Wirksamkeit das gesamte Universum zusammenhält und fortbestehen lässt. Ein Kommentator schrieb: „Demnach funktioniert die Weltordnung richtig, solange in ihr alles Untergeordnete nicht fremdbeherrscht wird, d.h. dieses sich wiederum dem Ganzen unterordnet, also ohne egoistischen Machtmissbrauch, allein in verantwortungsbewusster Vollmacht.“ Ein schönes Geheimnis der 5-Zahl besteht auch darin, dass in ihr selbst die weiterführende Totalzahl 6, des Hexagramms, enthalten ist, denn ihre Aufsummierung führt zu ihr hin (1+2+3+4+5=6). Der gallogermanische Runenschöpfer - möglicherweise war es der Kimber Erul, im 1. Jahrhundert vor Null - errichtete seinen kosmisch-kalendarischen Runenring des ODING-Wizzod auf der Zahl 6 (24 Runen: 2+4=6), welcher die Gottestriade zugrunde liegt (1+2+3=6).   
 
Zum ganz realen Teufels-Zeichen wurde das Pentagramm erst durch das russische und US-amerikanische Weltmachtstreben erniedrigt. Auf militärischen Gerätschaften, den Panzern, Flugzeugen und Bomben der bolschewistischen bzw. leninistischen-stalinistischen UdSSR, sowie der plutokratisch-imperialistischen USA war/ist das Pentagramm als roter, oder weißer gefüllter Stern zu sehen. Unter diesen Zeichen sind die größten Menschheitsverbrechen aller Zeiten begangen worden: Wahnsinn der „Proletarischen Weltrevolution“, Inszenierung von Weltkrieg II., Ausrottung der Deutschen aus Osteuropa, Städtebombardierungen, Atombombenabwürfe, weitere Angriffskriege.
 
Die auf zahlenmythischem Wege aus der 5 zu entwickelnde 6, und damit das Hexagramm, ist besonders gut geeignet sowohl die Polaritäten wie auch die Trinitäten der Welt abzubilden. Aus der Bedeutung der 3 schloss man auf ihre Potenzierung (3x3), also der heiligen 9. Im Inneren des Hexagramms ergibt sich ein Hexagon, in dessen Form die Natur z.B. Eiskristalle, Bienenwaben, Basaltsäulen hervorbringt. In der 7 finden sich die 7 Planetengötter (Sonne, Mond und die Planeten Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn)der Wochentage, mit den 7 dazugehörenden Metallen, auch sehr passend die polare Ergänzung der weiblichen 4 mit der männlichen 3. Im runischen ODING-System stehen die 3. Runen für das Element Feuer/Himmelsfeuer und die 4. Rune für das Element Wasser/Pflanzen. 3x4 wiederum ergibt 12, die Monatsanzahl des Sonnenjahres. 3x7 führt zur 21 (Quersumme 3), der magischen Meisterzahl, die schon der altehrwürdige arioindische Veda als Sonnenzahl bezeichnet und die sich aus der Aufsummierung der hexagonalen 6 entwickelt. Im Runen-ODING steht auf Position 21 folgerichtig der Ase, also Wodin-Wodan, der göttliche Weltgeist. Es ist mithin zu erahnen, dass im Welterkennungsmodell der Ahnen, der Alten - von den antiken Weisheitsschulen bis zu denen der germanischen Erilari (Runenmeister) - das Pentagramm als Kernmodell gegolten hat, aus dem die esoterischen Bedeutungen des Hexagramms bis zu den Septennien (Siebener-Rhythmen) der menschlichen Existenz herauszulesen waren. Die „himmlische“ 3 und die „erdhafte“ 4 vereinigen sich zur Totalzahl 7, die jedoch hinter der überragenden Bedeutung der Lichtzahl 9 im germanischen und deutschen Gedankengut zurücktreten musste.