„Schwere Arbeit“ von Heinrich Johann v. Zügel (1850-1941)
 
„BUT UND BODEN“ !
 
Wenn wir die Geschichte lesen,
ging’s, in Schwankungen der Moden -
sei’s nach links, nach rechts gewesen -
immer nur um „Blut und Boden“.
 
Alles andere: „Schall und Rauch“,
buntes, eitles Wortgeplänkel,
Freiheit, Gleichheit, Glaube auch -,
  ist's nur Menschenhirn-Gedenkel ?
 
Was ist Denken, was ist Sinnen,
was sind all’ die Glaubenslehren,
die sich durch die Zeiten spinnen
  und die Bücherstapel mehren ?
 
Was sind Menschen-Energien,
von Konzepten und Programmen,
allerschlau'sten Ideologien ?
Nur mehr Fünkchen oder Flammen !
 
Sind ein Nichts, trotz ihrem Wirken,
nicht zu greifen, nur zu spüren,
in den Wirklichkeits-Bezirken,
die zu „Blut und Boden“ führen.
 
Auch Geld ist ohne Eigenwert,
ist ein Mittel nur zum Zwecke,
selbst dann wenn es sich vermehrt
und verdickt die Wohlstandsdecke.
 
Immer, immer geht’s ums „Blut“,
um das Wohl von Mensch und Masse,
des Lebens-Heil als höchstes Gut,
dass das Volk Gesundheit fasse !
 
Immer, immer geht’s um „Boden“,
Lebensraum mit Heimatrecht --;
um's Äcker ernten, Neuland roden,
um Bodenraub und Kriegsgefecht.
 
Ohne „Boden“ kein Gedeihen,
ohne „Blut“ kein eig'nes Werden -;
Zukunft gibt’s nur mit den Zweien,
so heißt alles Sein auf Erden.
 
Begriffserklärung: „Blut und Boden" ist hier mitnichten im chauvinistischen Sinne bzw. NS-Sinne gemeint. Der Begriff ist seit dem Ende des Weltkrieg II., nach der Auslöschung des deutschen Strebens nach „Blut und Boden“, ein höchst belasteter Gedankenkomplex geworden. Trotzdem kommt man nicht umhin, die lebensreale Wichtigkeit dieser allgemein menschlichen Antriebe zu überdenken, wie es die Außenpolitik auch heutiger Staaten aufzeigt. Die derzeitigen Spannungen zwischen Russland und der Ukraine und jenen zwischen China und den USA, wegen Inseln im Chinesischen Meer, beruhen hauptsächlich auf dem herkömmlichen - kaum zu überwindenden - strategischen „Blut und Boden“-Denken.