Die Hure-Babylon des Malers Ulrich Leive
 
 
WIE KOMMT ES,
 
dass Menschen ihr Heil nicht erkennen,
aus Oasen hinaus in die Wüsten rennen ?
Von den seligen Inseln zieh‘n sie hinaus,
aus Thule-Atlantis, dem Elternhaus.
 
Sie laufen die Straßen zur Hölle hinab,
in der irren Sehnsucht zum Massengrab,
in den Ohren den stampfenden Jubelton:
„Lasst uns trinken und tanzen in Babylon.“
 
In Babylon kennt keiner ein Gesicht,
dort wurde Wüstes mit Wirrwarr gemischt,
Irrsal und Wirrsal, wie Ginnungagap
und Tohuwabohu im Teufels-Trapp.
 
Keiner durchschaut weder Liebe noch List,
da keiner wie Bruder und Schwester ist,
umstellt von Masken die keiner begreift,
kein Spiegelbild jemals die Seelen streift.
 
Im Trubel der Massen ist jeder allein,
drum trinken sie roten betäubenden Wein,
und in den Herzen verstummt der Schrei,
danach, dass nur einer ein Gleichnis sei.
 
Im Grausen der Seelen reift die Gewalt,
was im Inneren krampft nach außen krallt.
Ins trostlos Fremde geh‘n Stoß und Schlag,
denn als Sitte für alle gilt kein Vertrag.
 
So verschieden die Arten, so ist ihr Gesetz,
dem Nächsten gilt‘s nur als Papier-Gefetz‘.
Es wachsen Psychosen, Selbstmord und Mord,
in Babylon gibt's keinen sicheren Port.
 
In der „Offenbarung des Johannes“ des „NT“, einem aus iranischer Gnosis stammenden frühchristlich angepassten Text des 1./2. Jh. n.0, wird die „Hure Babylon“ verflucht. Es handelt sich um die Abscheubekundung gegen die negative Macht, die moralische Verderbtheit der chaotischen Welt- und Herrschaftsstadt an sich, wofür „Babylon“ als Synonym verwendet wurde und für jede andere Großstadt der Welt gleiche Gültigkeit besitzt, mit der Anonymität ihrer formlosen Massenmenschen, insbesondere wenn es sich um multiethnischen Massen handelt. Mit der zwangsläufigen Folge dieser Zusammenballung sich nicht mehr verstehender, lustgieriger Massen geht der Anstieg von Missverständnissen und mithin steigender Kriminalität einher, denn einem „Fremden“ gegenüber fallen aus soziopsychologischen Gründen die Schranken des Anstandes und der Gesittung leichter. Der eigenen Art gegenüber, dem Spiegelbild seiner selbst, werden intuitiv größere Rücksichten entgegengebracht, als dem Unbekannten, dem Fremden. Jeder Täter der sich zu einem Übergriff bereitmacht, verfremdet zunächst in seiner Positionierung sein Opfer: Er ordnet es ein, als von anderem Glauben, anderer Spezies, anderer Hautfarbe, anderer Ideologie, anderer Nationalität. So bezeichneten soldatische US-Mörder und -Vergewaltiger die Orientalen - z.B. in Afghanistan und dem  Irak - pauschal als „Lumpenköpfe“; ein „Lumpenkopf“ ist gewissermaßen entmenscht, ihm darf man Unmenschliches antun. Die multikulturelle Großstadt ist somit voller potentieller Opfer für potentielle Täter. Die lehrreiche Legende von Babylon spricht darüber hinaus von der „babylonischen Sprachverwirrung“, dem „sich nicht mehr verstehen der Stadtbewohner“, dem „Verlassen ihres begonnenen Werkes“ und letztlich der Selbstauflösung der Vielvölkernation. Der Mitmensch dessen Sprache man nicht versteht, der sich nicht verständlich auszudrücken vermag, gilt persé als zweitrangig, gewissermaßen als Hinterwäldner. So galten den Griechen und Römern die Fremdsprachler als verachtenswerte „Blabla-Sprecher“ bzw. als „Barbaren“. Es heißt im Text der „Offenbarung“ von der „Hure Babylon“ in der bildreichen Verfluchung des babylonischen Multikult-Experimentes (Offb. 17,1-6;18,1-2.10):
 
„Und es kam einer von den sieben Engeln, die die sieben Schalen hatten, redete mit mir und sprach zu mir: Komm, ich will dir zeigen das Urteil der großen Hure, die da an vielen Wassern sitzt; Mit welcher gehuret haben die Könige auf Erden, und die da wohnen auf Erden, trunken worden sind von dem Wein ihrer Hurerei. Und er brachte mich im Geist in die Wüste. Und ich sah ein Weib sitzen auf einem scharlachfarben Tier, das war voll Namen der Lästerung, und hatte sieben Häupter und zehn Hörner. Und das Weib hatte einen güldenen Becher in der Hand, voll Gräuels und Unsauberkeit ihrer Hurerei, Und an ihrer Stirn geschrieben einen Namen, ein Geheimnis: Die große Babylon, die Mutter der Hurerei und aller Gräuel auf Erden. Und ich sah das Weib trunken von dem Blut der Heiligen und von dem Blut der Zeugen Jesu. Und darnach sah ich einen andern Engel niederfahren vom Himmel, der hatte eine große Macht, und die Erde ward erleuchtet von seiner Klarheit; Und schrie aus Macht mit großer Stimme und sprach: Sie ist gefallen, sie ist gefallen, Babylon, die große, und eine Behausung der Teufel worden und ein Behältnis aller unreiner Geister. Weh, weh, die große Stadt Babylon, die starke Stadt ! Auf eine Stunde ist dein Gericht kommen.“
 
Mit der „Hure Babylon“ ist gemeint die Willfährigkeit, die Verfügbarkeit einer großstädtischen Masse, welche jedem Herrscher als Machtinstrument ebenso zur Verfügung steht, wie sie den Anfechtungen der materiellen und sexuellen Lüsternheit ebenso kaum Widerstand entgegenzusetzen fähig ist. Die Masse Mensch besteht nur bedingt aus einer Menge Individuen, vielmehr nimmt sie - wie die Geschichte hinlänglich erkennen lässt - ein neues gefährliches, nicht selten asoziales Massenmensch-Bewusstsein an, was sich beim Terrorismus der „G20“-Gegner Anfang Juli 2017 wieder einmal bestätigte. Der Evolutionsbiologe Prof. Dr. Ulrich Kutschera von der Universität Kassel erklärte in einem Interview auf der Internetseite kath.net, dass es beispielsweise bei heterosexuellen leiblichen Eltern eine „instinktive Inzucht-Abscheu“ gegenüber ihren Kindern gebe, bei Adoptivfamilien hingegen nicht.“ So fragt er in dem Interview unter anderem: „Warum sollte ein 40-jähriger Homo-Mann nicht z. B. den 15-jährigen Adoptivling begehren ? Sollte das Adoptionsrecht für Mann-Mann- bzw. Frau-Frau-Erotikvereinigungen kommen, sehe ich staatlich geförderte Pädophilie und schwersten Kindesmissbrauch auf uns zukommen.“ Denkbar ist, dass es ebenso bei anderen Übergriffformen aussieht, wo eine „instinktive Verletzungsabscheu“ innerhalb gleichartiger Gruppen anzunehmen ist, denn je fremder sich Menschen sind, umso geringer werden die instinktiven Hemmschwellen und umso ungezügelter gehen sie miteinander um, umso krimineller wird eine babylonische Vielvölker-Gesellschaft vor ihrem Zusammenbruch.