Abendrot im Untertaunus, 11.12.2016
 
ABEND-ROT
 
Gott steht im großen Abend-Rot,
es ruht der Tag im stillen Lot,
und schöpft aus jeder Dämmerung
die Kraft zum neuen Morgen-Sprung.
 
Ich hör‘ der guten Geister Lied,
wie’s aus den dunklen Tannen zieht,
ins hohe Himmels-Rot hinauf,
sich einwebt in den Sternen-Lauf.
 
Der schickt den Segens-Wunsch zurück,
beschwört der Erdenmutter Glück,
so bleiben sich die Mächte treu,
so wird im Rhythmus alles neu.
 
Wenn auch der Mensch sich Unheil sät,
und andere bitten im Gebet,
so bleibt das jedem Schicksal gleich,
in diesem und in jenem Reich.
 
Die Sonne geht den gleichen Gang,
durch Abend-Rot und Morgen-Sang,
und bleibt bei Heil und Unheil stur,
das ist die Art der Gott-Natur.
 
Dafür sei unserer Gottheit Dank,
die nie ins Menschendenken sank,
die unbeirrbar sich nur lebt,
dem unbekannten Ziel zustrebt.
 
Wer weise ist, strebt mit ihr mit,
erkennt den wahren Gottes-Schritt.
Kein Paragraph, kein Sakrament,
erhellt und hält die Menschen-Welt.
 
Wer das Natur-Gesetz verlacht,
der hat alsbald sich umgebracht,
dem wird das große Abend-Rot,
zum Gottes-Zeichen für den Tod.