JUNG UND DUMM
 
Ich war so jung, naiv und dumm,
und hofft’, dass ich in Himmel kumm,
war wie im Glauben festgebannt
mit meiner Kerze in der Hand.
 
Wie leicht sind Kinder zu verblöden,
wenn aus der Eltern Geistes-Öden
kein Lichtimpuls die Köpfe hellt,
dann bleibt es düster auf der Welt !
 
Da quatschen Leute geistlos, frei,
das „Mittelalter“ sei vorbei, 
doch wer den Säugling taufen lässt,
ihn schon in falsche Formen presst !
 
Mir fiel es schwer mich zu befrei’n,
man stopfte schon uns Kinderlein
den kruden Bibel-Schmus ins Hirn
und tausend Kreuzchen auf die Stirn.
 
Meine Eltern war’n nicht fromm,
nie „Grüß Gott“ und nie „Schalom“,
hört’ ich je aus ihrem Mund,
sie waren taff und geistgesund.
 
Aber doch die große Schwester,
streng katholisch, umso fester -;
fast schon heilig war das Clärchen,
wie aus ’nem Jesuiten-Märchen.
 
Ein edler Gutmensch erster Güte,
der Nächstenliebe stets versprühte;
ein Vorbild aller Christen-Frauen,
um’s Erbe wollt' sie mich beklauen.
 
Schon recht früh roch ich den Braten,
die Differenz von Wort’ und Taten,
der Christen-Leute Lügen-Litanei
und's weniger schöne Konterfei !
 
 
PS: Meine extrem katholisch-fromme Schwester Cläre, von der Wiesbadener Bonifatius-Gemeinde, versuchte mich um mein gesamtes verbliebenes elterliches Erbe von über 100.000 DM zu betrügen, was ihr zum Teil auch gelang.