Ein Schelm ?
 
Der „Befreiungs“-Apostel
 
Richard Karl Freiherr von Weizsäcker (1920-2015) war als CDU-Politiker zeitweise Regierender Bürgermeister von Berlin und Bundespräsident. Er entstammte der schwäbischen Sippschaft Weizäcker, die von König Wilhelm II. in den Adelsstand erhoben worden sind. Sein Vater war Leiter der politischen Abteilung des Auswärtigen Amtes und wurde 1938 zum Staatssekretär unter Reichsaußenminister Joachim von Ribbentrop. Während sein Vater deutscher Gesandte in der Schweiz war, leitete er die Hitlerjugend an der dortigen deutschen Schule. Er selbst hat dieses Kapitel in seinen Memoiren „Vier Zeiten“ verschwiegen. Er war Fähnleinführer der Hitlerjugend im „Jungbann 37“ in Berlin Wilmersdorf-Zehlendorf und erfüllte die Prüfungen nationalsozialistischer Begabtenförderung. Nach Schulabschluss reiste Weizsäcker nach England und Frankreich, um Philosophie und Geschichte zu hören. Es folgten der Reichsarbeitsdienst und dann der Fronteinsatz im Polen- und Russlandfeldzug. Im Juli 1941 wurde er zum ersten Mal verwundet, erhielt das „Eiserne Kreuz 2. Klasse“. Er nahm an der Schacht um Moskau teil und stand mit seiner Einheit 35 km vor der sowjetischen Metropole. Ende Januar 1943 wurde sein Regiment wieder an die Ostfront verlegt, und ab Februar 1943 nahm es an der Leningrader Blockade teil. Er erhielt das „Eiserne Kreuz 1. Klasse“. Als „Hauptmann der Reserve“ besuchte er 1944 seinen Vater (Botschafter beim „Heiligen Stuhl“) in Rom. Er hatte Verbindungen zu den verräterischen „Widerstandsgruppen“ gegen die Reichsführung. Schließlich beging er Fahnenflucht indem er sich nach Lindau absetzte und geriet nie in Gefangenschaft.
 
Nach Kriegsende nahm Weizäcker das Jura-Studium auf, mit Nebenfach Geschichte. 1955 erfolgte die Promotion zum Dr jur. Während der sog. „Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse“ war Weizsäcker Hilfsverteidiger seines Vaters, des Staatssekretärs und SS-Brigadeführers Ernst v. Weizäcker, der wegen Mitwirkung bei Deportationen angeklagt worden war und zu einer fünfjährigen Haftstrafe verurteilt wurde. R. v. Weizsäcker bezeichnete das Urteil immer als „historisch und moralisch ungerecht“. Ab 1954 war Weizsäcker Mitglied der CDU. Von 1966 bis zu seiner Wahl zum Bundespräsidenten 1984 war er Mitglied des Bundesvorstandes. Auch war er „Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentages“. Er erlangte hohe Anerkennung im In- und Ausland mit seiner Rede vom 8. Mai 1985, in der er den schlimmsten Unheilstermin der deutschen Geschichte als „Tag der Befreiung“ bezeichnete, was die Bundesbürger zutiefst erschreckte, denn sein Zusatz „vom menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft“ blieb nicht haften. Der Tag, die Wochen und Monate der von Weizsäcker als „Befreiung“ bezeichneten unmittelbaren Nachkriegsphase war für Millionen von Deutschen eine Befreiung vom Leben und vom Besitz. Und nicht nur das, es war eine Zeitstrecke in der hunderttausende deutscher Menschen zu Tode vergewaltigt und zu Tode gefoltert worden sind. Diese ohne jegliche Gegenwehr beginnenden biologische und kulturelle Vernichtung der deutschen Nation - mit tausenden von Selbstmorden, kalter Bücherverbrennungen, Berufsverboten, Zensuren, Kulturgut- und Landdiebstählen, Ausraubungen und Menschenvertreibungen - „Befreiung“ zu bezeichnen ist die größte und abartigste Geschmacklosigkeit der an Geschmacklosigkeiten reichen Nachkriegsära. R. v. Weizsäcker stellte das Wort in einen Nachsatz-Kontext, doch dieser blieb nicht im Bewusstsein der Öffentlichkeit. Den allerwenigsten Menschen ist er bekannt, auch die Medien haben ihn nicht vertieft. - In der Zeitung „Zeit“ übte R. v. Weizsäcker 1992 schwere Kritik an den deutschen Parteien, deren Einflussnahme sich auf die gesamte Gesellschaft ausgeweitet habe. Sie seien längst zu einem sechsten Verfassungsorgan geworden, aber, im Gegensatz zu den anderen, keiner Kontrolle unterworfen. Weiterhin führte er aus, dass das vorrangige Ziel der Parteien sei, die nächste Wahl zu gewinnen und nicht langfristig Probleme dieses Landes zu lösen. Sie nähmen temporäre Stimmungen im Volk in ihre Partei- und Wahlprogramme auf, um bei der nächsten Bundestagswahl möglichst viele Stimmen zu erhalten.
 
R. VON WEIZSÄCKER
 
Er stammte ab aus hohem Haus,
von bläulichem Geblüt,
zur Welt kam er in einem Schloss,
hat bald auch Geist versprüht.
 
Er hat doch bestens funktioniert:
HJ, RA und Wehrmacht,
am Ende stand die Fahnenflucht,
wer hätte das gedacht ?!
 
Er klüngelte mit dem Widerstand,
doch aber nur ganz kurz,
und brauchte darum nach dem Krieg
auch keinen Lendenschurz.
 
Er war so frei und christenfromm,
als Vorbild-Demokrat,
und wirkte für die Ce-De-Uh
mit Ratschlag und mit Tat.
 
War er denn nur ein Karrierist,
mit Fähnchen stets im Wind,
wie es die Herrn mit weißem Hemd
in aller Regel sind ?
 
Er war auch Kirch’tags-Präsident,
ward Chef der Be-eR-De,
dann kam der Tag des 8. Mai,
mit Richards Dreh und Schmäh.
 
Was er da sagte schien gemein,
voll böser Niedertracht,
doch wer den Satz zu Ende liest,
weiß wie er es gedacht‘.
 
Erinnerlich blieb nur der Kern,
scheinbar als Lügenwort:
„Die Sieger machten Deutsche frei,
mit Lug und Bombenmord.“
 
So hat’s Weizsäcker nicht gemeint,
doch bleibt der Vorwurf steh’n -;
ein Präsident bedenk‘ sehr gut
mit Worten umzugeh‘n !