Der Frauenmörder (im Film: B.J. Whishaw) bei der Parfümherstellung
 
„DAS PARFÜM“
 
Patrick Süskind schrieb einen Roman,
ein irres Thema, eigentlich nichts dran.
Es geht um eine Geistesquellung,
nämlich die Parfüm-Herstellung.
 
Ganz blödsinnig sind die Visionen,
der Duftherstellung durch Personen,
denn auch die wunderschönste Frau
riecht als Erschlagene eher mau.
 
Der lockend feine Frauen-Duft
erblüht für keinen mörderischen Schuft,
er schwebt nur kurz im Liebesrausch,
als süßdurchtränkter Wattebausch.
 
Süskinds Thema ist ein Gleichnis,
so eine Art Symbol-Erschleichnis.
Damit hat der Autor entschleiert,
womit man unsere Welt anmeiert.
 
Es will die Welt betrogen werden,
ein bisschen Weiberduft auf Erden
macht ihre Menschheit gleich verrückt,
die Kerle toll und Frauen mitverzückt.
 
Dazu mimt Patrick Süskind den Elias:
Vom Frauenmörder zum Messias
stilisiert er einen räudigen Schurken,
mit feinster aller Schnüffel-Gurken.
 
Darf man’s als Parodie begreifen,
meint „Das Parfüm“ ganz ohne Schleifen,
das Narrenspiel um „Christi Wiederkehr“
und jene ganze Kirchenchristenlehr‘ ?
 
Der Menge reicht ein törichtes Gerücht
das Liebesschmus + Gotteslohn verspricht
und schon verlässt sie der Verstand,
das hat auch Süskind gut erkannt.
 
Patrick Süskind (1949-) ist ein Schriftsteller und Drehbuchautor. Sein im Jahre 1985 veröffentlichter und bislang einziger Roman „Das Parfüm“ erlangte weltliterarische Bedeutung. Patrick Süskind wuchs in dem bayerischen Dorf Holzhausen auf. Auch sein Vater war Schriftsteller und Mitarbeiter der alliierten Lizenzzeitung „Süddeutsche“. P. Süskind ist Abkömmling von Johann Albrecht Bengel (1687-1752), einem schwäbisch-lutherischen Theologen und einem Hauptvertreter des deutschen Pietismus. Er ist einer der Begründer der Textkritik des sog. „Neuen Testaments“. Er kam dabei zu dem in der Textkritik noch immer angewendeten Grundsatz, dass die „schwierigere Lesart der leichteren vorzuziehen sei“. Dieser Grundsatz basiert auf der Erkenntnis, dass wenn Kopisten ihre Texte bewusst veränderten, dies in der Regel passierte, weil sie versuchten, den Text zu verbessern oder zu harmonisieren. Um den älteren und damit möglicherweise originaleren Text erkennen zu können, ist die „schwierigere“ Lesart in der Regel vorzuziehen. Er glaubte an die buchstäbliche „göttlich inspirierte Wahrheit“ der jüdischen „Bibel“. Noch lange nach seinem Tod wirkten seine überspitzt-christlichen Gedanken in Württemberg fort. So glaubte man in seinen Schüler- und Anhängerkreisen, dass die persönliche Wiederkunft Christi im Jahre 1836 erfolgen würde. Als es zu Anfang des 19. Jahrhunderts zu Missernten kam, glaubten die hyperreligiösen Schwaben die Welt ginge unter und sie wollten das Ereignis möglichst nahe am sog. „Heiligen Land“ Palästina erleben und erleiden, das aber die Türken besetzt hielten. Alternativ dazu wanderten viele Schwaben 1816/17 in den südrussischen Kaukasus aus, um näher dran zu sein (Kaukasiendeutsche). Aber der Christus/Messias kam 1836 natürlich nicht. 
 
Süskinds Roman handelt vom Lebenslauf von Jean-Baptiste Grenouille (deutsch: ‚Frosch‘), eines mit phänomenalem Geruchssinn ausgestatteten pariserischen Gossenkindes das zum Parfümeur aufsteigt. Er soll ein Superparfüm hergestellt haben, aus den Hautausdünstungen erschlagener schöner Frauen, welches jeden der es riecht glückselig, friedlich und liebesbereit stimmen würde. Sein krönendes Parfüm verschafft ihm unbegrenzte Macht, die Menschen liegen ihm zu Füßen, er erscheint als Engel oder als Messias. Schließlich wandert er nach der Heimatstadt Paris zurück, wo er vom Großmarktgesindel aufgefressen wird, weil es von seiner durch das betörende Parfüm geglaubten engelhaften Schönheit verzückt ist. Hat P. Süskind damit eine karmische Schuld abgeglichen, nämlich die theologischen Verstiegenheiten seines Ahnen parodistisch relativiert ? Mit ein bisschen Dunst eines faulen Zaubers lässt sich die tumbe Menge mittels christlich-religiöser geschickt vorgetragener Dummheiten einfangen, genau wie das Publikum den mehrfachen Frauenmörder Grenouille als Heilsbringer anhimmelte. Aus dem Pariser-Frosch wurde per Taschenspielertrick ebenso der Messias wie aus dem galiläischen Zimmermann der „Gottessohn“ und „Welterlöser“ erlogen worden ist. Mit bisher weltweit mehr als 20 Millionen verkauften Exemplaren ist der Roman einer der größten Bucherfolge unter den deutschsprachigen Romanen des 20. Jahrhunderts. Die Filmrechte verkaufte Süskind 2001 an den befreundeten Bernd Eichinger, dessen Produktion „Das Parfüm - Die Geschichte eines Mörders“ sehr erfolgreich war. Die Hauptrolle wird von dem Engländer Benjamin John Whishaw gespielt.