RABE UND SCHMETTERLING

Gleich einem Rabe auf dem Ast,
so hielt ich einstmals stille Rast,
bedachte manches, dies und das,
nur nicht die Liebe, Suff und Fraß.

Besann die fernsten fernen Sphären,
wie könnte man die Welt erklären ?
Und was der Kern der Dinge sei -,
war erst das Huhn, war erst das Ei ?

Als ich mich so mit Grübeln quälte,
die Welt gleich einer Zwiebel schälte
und fast schon eine Lösung fand,
da flattert’ was am Wiesenrand.

Ich sah vom höchsten Ast hinab,
ein schimmernd schönes Zippelzapp,
Was dort über die Blumen ging,
ein flatternd leichter Schmetterling.

Wie unverschämt, dacht’ ich empört,
dass mir das Ding die Ruhe stört.
mich fuchst als weiser Philosoph,
jedwede Tändelei und Schwof.

Doch flog ich gnädig mal hinzu,
beschaut’ von nah’ das fremde Du,
und sieh’ doch da, der bunte Leib,
war ein entzückend kleines Weib.

In meiner Seele macht’ es „klack“,
ich kaufte einen gelben Frack,
warf das Studieren über Bord,
zog fort von meinem tristen Ort.

Mein Schmetterling gab neuen Sinn,
wir schwirrten über Wiesen hin.
Wir flogen auch zum Externstein,
zum frohen Liebes-Stelldichein.

Foto: Jurgita hinter den Externsteinen, 2004