NIXE UND KRAKE
 
Auf großen grünen Ozeanen -
endlos Wasser, ohne Dämme -
zog ein Nixlein seine Bahnen,
tanzte über Wogenkämme.

Freies Kind der Sonnenhelle,
spielte mit den Blasenschäumen,
neckte froh die Meereswelle,
mochte ihren Tag verträumen.

Tief, am Meeresbodengrunde,
rutschte hin ein brauner Krake,
kaum `mal hört’ er frohe Kunde,
dort in seiner dunklen Lake.

Selten fielen scheue Schimmer,
aus den hohen Lichtregionen,
blasses, grünliches Geflimmer,
bis hinab in stumme Zonen.

Einmal wollt’ er sich erkühnen,
stieg auf seinen Rankenfüßen,
hoch hinauf zu Sonnenbühnen,
um den Himmel zu begrüßen.

Er blinzelte im Licht umher,
mit den Augen wie Dukaten -;
schwamm die Nixe übers Meer,
ach -, er wollt’ sie gern erraten.

Dieses bunte, leichte Dinglein,
wie’s dort über Wellen hüpfte,
wie es biegsam im Gebein,
bald nach oben, unten schlüpfte.

Da ergriff dem Herrn der Tiefe,
wilde Liebe nach dem Herzen,
als ob das Leben selber riefe:
Weg, hinweg, aus allen Schwärzen.

Ja, was soll ich Euch berichten,
was man will, ist zu erwerben;
Ihr kennt doch das Liebesdichten;
für die Liebe kann man sterben !

Lange musst’ er sich verbiegen,
bis das Nixlein sich ihm schenkte,
dann war es ein sel’ges Schmiegen
wenn sich Herz in Herz versenkte.

Beide hatten viel zu plauschen,
erzählten sich von ihren Sphären.
Wenn sich Licht und Tiefe tauschen
können sie die Welt erklären !