MEINE TOTE TOCHTER
 
Meine tote, arme Tochter,
wie könnt‘ ich Worte finden ?
Vermag zu Deinem Los
nichtmal Gedanken binden.
 
Nie hab‘ ich Dich verstanden,
Du bist mir fremd geblieben,
wie oft hab‘ ich versucht,
Dich doch zu lieben.
 
Du warst so seltsam anders,
schienst mir zu wenig offen,
dass wir uns einst verstehen,
das war mein Hoffen.
 
Dann hast Du mich verraten,
mit einem Schelm betrogen,
Du gabst Dich diesem Christen hin,
hast unsern Bund verbogen.
 
Du bist mein Kind geblieben,
mit Zwiespalt, Gram und Sorgen,
dann kam Dein früher Tod
an einem Morgen.
 
Nichts hab‘ ich recht verstanden,
Dein Kommen nicht und Gehen;
was war Dein Lebens-Sinn,
im wirren Wehen ?
 
Es bleibt nur dunkle Trauer,
wir konnten's nie besprechen,
ein Trügebold und Christ,
konnt‘ unsern Ring zerbrechen.
 
Ich sinne nach und sinne,
Gedanken geh‘n im Kreise,
um Schicksal und um Schuld,
in unerlöster Weise.
 
Meine Tochter Siegrun kam am 23. Ostermond 2001, um 7.40 Uhr, auf einem beschrankten Bahnübergang bei Martinstein (Kreis Bad Kreuznach) ums Leben. Ein Bahnwärter hatte versehentlich die Schranken geöffnet und damit den Tod der jungen Mutter zweier Kinder, und die Verkrüppelung eines jungen Mannes verursacht. Der Bahnwärter öffnete nach Durchfahrt eines D-Zuges die Schranken, die wartenden Autos setzten sich in Bewegung, als sie auf dem Bahnübergang anlangten, raste ein Güterzug heran der beide Wagen erfasste und fortschleuderte. Der Zug kam von links, der Kopf meiner Tochter prallte gegen den linken Fensterholm und wurde deformiert. Der Bahnwärter, welcher den Tod verursacht hat, bekam eine unbedeutende Bewährungsstrafe und wird längst nicht mehr an die junge Mutter denken die er auf dem Gewissen hat -, falls er überhaupt eines besitzt ? - „Unser Schwiegersohn“ hatte sich uns Eltern gegenüber nie offen zu verstehen gegeben, dass er ein biblisch-fanatischer Sektenchrist ist, er heuchelte Neutralität in Glaubenssachen, erst als unsere Tochter von ihm schwanger war, setzte er uns die Pistole auf die Brust: „Wenn Ihr nicht zur christlichen Taufe unseres Kindes kommt, seht Ihr uns nie wieder.“ Pfui Teufel, wie diese Christen - mit ihrem orientalisch-römischen Wahn - unser Volk zerrissen haben ! 
 
Dieser religionsgeschichtlich völlig unwissende, christlich-verdummte Kerl hatte mir ein Buch von der Art Werner Kellers „Und die Bibel hat doch Recht“ triumphierend präsentiert, und meinte, mich damit argumentativ überwunden zu haben. Und er war so christnärrisch verbohrt, dass er - zusammen mit seiner geschwängerten Frau - meine einzige kleine Bitte schroff ablehnte, dem erwarteten Enkelkind einen echt deutschen, christfreien Vornamen wenigstens an zweiter oder dritter Stelle geben zu wollen. Nein, das wollten sie nicht. Der verbohrte Sektenchrist hatte sich durchgesetzt. So haben die beiden unser vorheriges gutes Verhältnis leichtfertig getrübt. Meine ausgesprochene Ermahnung, dass es auch nach christlicher Weise ein Gebot der gewissen Rücksichtnahme auf die Eltern gäbe, verhallte. Ich erwähnte wörtlich das sog. „4. Gebot“: „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass du lange lebst und es dir wohl gehe auf Erden.“ Wenige Monate später war meine Tochter Siegrun schrecklicherweise tot. Das was ich wie eine Prophezeiung ausgesprochen hatte, war eingetreten.