EFEU ZUR BIRKE
 
Deinem weißhäutigen Biegen
musst‘ ich - Du Birke - erliegen -;
ich lieb‘ Deine rankenden Glieder,
meine Seele spiegeln sie wider
 
Will sie umfangen mit Armen,
will sie als Efeu umgarnen,
mit tausend herzförmigen Blättern,
mag ich Dich lustvoll erklettern.
 
An Dir kleben, Dich zu umweben,
das ist mein süchtiges Streben,
Dich gänzlich schützend umhüllen,
das wär‘ mein ganzes Erfüllen.
 
Winden ums Herze zur Krone,
dass dichter am Leibe Dir wohne,
mein immer lebendiges Fühlen,
da Regen und Wind uns umspülen.
 
Lass‘ Sonne wie Monde vergehen,
wenn wir nur zusammenstehen,
was kümmern uns da die Stürme,
und drunten das ekle Gewürme.
 
Wir klimmen Himmeln entgegen,
die Liebe macht uns verwegen,
im lustvoll schäumenden Träumen,
sinnen sich Menschen zu Bäumen.
 
In der keltischen Legende von „Tristan und Isolde“ steht der Efeu als Symbol für die Verbundenheit der beiden Liebenden über den Tod hinaus. Beide wurden an zwei verschiedenen Seiten eines Tempels begraben, es wuchsen Efeustöcke aus Ihren Gräbern welche sich hochranken und dann über dem Dach der Kultstätte vereinten. Das deutsche Wort Efeu geht vermutlich auf den altsächsischen Wortstamm „ebah“ oder „ifig“ zurück, was „Kletterer“ heißt. Auch zu dem Wortstamm „Heu“ von althochdeutsch „ep-höu" oder „ebe-höu“ wurden Verbindungen gesehen, was so viel wie „Kletterlaub“ bedeuten könnte. Der botanische Name Hedera helix leitet sich vermutlich vom griechischen Begriff hédra (Sitz) ab, weil die Pflanze auf dem Baum „sitzt“. Helix kommt vom griechischen „helissein“: winden, drehen. Denn Efeu windet sich um einen Halt herum.
 
Wie kaum eine andere Heilpflanze ist der Efeu mit der europäischen Kulturgeschichte verbunden. Er galt früher als Wahrzeichen des ewigen Lebens, als Symbol für Liebe und Treue. Bei den Ägyptern war er dem Osiris, im antiken Griechenland dem Dionysos geweiht; man verstand ihn als Hinweis auf die Präsenz des Gottes. Im frühen Christentum finden sich Efeuranken auf Sarkophagen, im Mittelalter schmücken sie Kirchen und Kathedralen, in Stein gehauen (Reims, Marburg) oder in Holz geschnitzt (Altenburger Dom).
 
Bereits die Ärzte der Antike nutzten Blätter und Früchte des Efeus als Schmerzmittel oder, in Salben verarbeitet, bei Verbrennungen. Heute kommt ein Extrakt aus den gelappten Blättern zum Einsatz. Er bessert die Beschwerden bei chronisch-entzündlichen Bronchialerkrankungen und bei akuten Entzündungen der Atemwege. Auch bei Keuchhusten wird er zur Linderung eingesetzt. Die für diese Wirkungen hauptverantwortlichen Inhaltsstoffe sind die Saponine mit einem Gehalt von 2,5 bis 5,7 Prozent in den Blättern. Aber auch das Fruchtfleisch der schwarzen Beeren ist giftig. Für Kinder gilt es sogar als besonders toxisch.