DENISE DES DIONYSOS
 
Dionysos, dem Gott des Rausches,
dient’ eine Priesterin, Denise -
am Tempelschrein,
im Pinienhain.

Sie kam um eines frommen Tausches
in dieses heilige Verlies.
Ihr Vater gab sie hin zur Weihe,
zu tilgen eine frühe Schuld -;
um falschen Eid,
zur Jünglingszeit.

So harret sie, die wenig Freie,
in Demut ihres Gottes Huld.
Die Sonne spult’ sich auf und nieder,
der Vogelstrom floss hin und her. -
Sie fand den Sinn,
als Dulderin;

in ihrer Seele klangen keine Lieder,
ihr Frauenherz blieb sternenleer.
Doch Dionysos flucht der Trauer,
er selbst litt am gequälten Leib -;
das blanke Erz
schnitt ihm ins Herz.

Drum wurde er ein Freudenbrauer
für seine Kinder -, Mann und Weib.
Dem Weinstock spendet er die Beeren,
sein Geist flammt in der Traube Saft -;
und urgesund
im Frauenmund.

So folgt des Gottes frohen Lehren,
im Rausch erwacht des Lebens Kraft !
Ein Wanderer kam von fern gezogen,
vom Gottesfatum hingelenkt.

Er sah Denise -,
nach blondem Vlies,

spannt’ sie den braunen Eibenbogen. -
Er fühlt’ den Pfeil im Herz versenkt.
Und sie erkannt’, dass er getroffen;
er staunt’ sie hilfeheischend an. -
Der Herzschlag sprang,
die Seele klang.

Es stieg ein wonnesüßes Hoffen -,
sie beugt’ sich hin und küsst’ den Mann.
Sie führt’ ihn tief ins Heiligtume,
zur Mitte, bei dem goldnen Bronnen.

Bald kam die Nacht,
es bläht’ sich sacht

der Kelch der weißen Lotosblume,
und wiegt’ sich in erträumten Wonnen.
Zwei Körper hielten sich umschlungen,
wie es der Gott des Rausch's verlangt, -
im Tanz der Lust -,
Brust bebt’ an Brust,

vom heil’gen Geiste heiß durchdrungen. -
Dionysos, dir sei gedankt !