Mörder Thomas Møller-Olsen und Opfer Birna Brjánsdóttir
 
MÄDCHENMORD AUF ISLAND
 
Island ist heute ein glückliches Land,
auf der Insel sind Morde unbekannt.
Sexualdelikte gibt‘s sowieso nicht,
die passen nicht unter des Nordens Licht.
 
Ja, einstmals die Sagas, berichten davon,
man kann es auch lesen im Lexikon,
da gab es auf Island auch Raub wie Mord,
Frauen-Entführung und Königs-Tort.
 
Wikinger waren die Isländer schon,
sie beugten sich nimmer des Haralds Fron.
Doch hat man von Frauenmord nie gehört,
was uns heutzutage so sehr empört.
 
Nun gab es dort aber doch eine Tat,
ganz Island war zunächst ohne Rat,
Birna Brjánsdóttir kam nicht nachhaus,
hunderte Sucher schwärmten da aus.
 
Bald fand man sie am Strande, nackt,
ein Würger hatte das Mädchen gepackt.
Es war ein Fischer aus Grönland her,
der brachte den Grönländern keine Ehr‘.
 
Doch diese trauerten ernsthaft mit,
gedachten der Toten nach ihrer Sitt‘.
Wir schließen uns dem Gedenken an,
es trauert um Birna wer mitfühlen kann.
 
25.01.2017 - Island - In dem Inselstaat, der eine der niedrigsten Kriminalitätsquoten hat, wurde eine 20-Jährige tot aufgefunden, nach der man tagelang gesucht hatte. Es war Mord. In dem Inselstaat Island, in dem etwa 336.000 Einwohner leben, kommen Morde äußerst selten vor. Island hat neben Liechtenstein und Singapur die drittniedrigste Mordrate. In vielen Jahren gab es keinen einzigen Mordfall. Die Bevölkerung wühlte deshalb der Fall der 20-jährigen Birna Brjansdottir aus Reykjavik deshalb besonders auf. Zahlreiche Medien berichteten in den Tagen über den Vorfall und den mysteriösen Tathergang. Die Puzzleteile fügten sich mehr und mehr zusammen. Brjansdottir, die als Verkaufsassistentin in einem Kaufhaus in der Hauptstadt gearbeitet hatte, verschwand in der Nacht auf den 14. Januar. Ihre Mutter rief die Polizei, nachdem die 20-Jährige nach einem Besuch in der Bar „Húrra“ in Reykjavik nicht wieder nachhause zurückgekehrt war und auch nicht zur Arbeit ging. Die Polizei veröffentlichte ein Überwachungsvideo, in dem Brjandottir zum letzten Mal lebend zu sehen ist. Um 5 Uhr morgens lief sie deutlich schwankend den Laugevagur entlang, die Haupt-Einkaufsstraße Reykjaviks. Offenbar hatte sie getrunken. Acht Tage lang suchte die Polizei mit 775 Freiwilligen nach dem rothaarigen Mädchen. Es war die bisher größte Suchaktion in der Geschichte Islands.
 
Ein paar Tage später fand man erst die Schuhe der jungen Frau in dem kleinen Städtchen Hafnafjörður, schließlich ihre nackte Leiche am Strand beim Leuchtturm Selvogsviti, rund 45 Kilometer südlich von Hafnafjörður. In Hafnafjörður hatte die Polizei das letzte Handysignal geortet, bevor sich das Mobilgerät um 5.50 Uhr abgeschaltet hatte. Ein Auto braucht vom Laugavegur, wo das Überwachungsvideo entstand, bis in die kleine Gemeinde etwa 25 Minuten. Das Handy wurde nicht bei der Leiche gefunden. Auf dem Überwachungsvideo wurde um 5.25 Uhr ein roter Kia-Rio gesehen, kurz zuvor war das Mädchen an dieser Stelle vorbeigekommen. Derselbe Wagen tauchte auch auf Überwachungsvideos am Hafen von Hafnafjörður auf, geparkt neben einem Schiff, dem grönländischen Fischtrawler „Polar Nanoq“. Das war gegen 6.10 Uhr. Kurz vorher wurde das Fahrzeug auch an einem Golfplatz gesichtet. Die Überwachungskamera zeigte einen Fahrer, der sich auffällig und verdächtig verhielt. Anschließend muss er zum Hafengelände zurückgefahren sein. Dort nahmen Kameras auf, wie zwei Männer sich miteinander unterhielten. Einer von ihnen ging dann an Bord, der andere verließ gegen 7 Uhr das Gelände und kam gegen 11.30 Uhr zurück. Das Auto hatte inzwischen knapp 300 Kilometer zurückgelegt. Als der Mann wieder im Hafen war, ging er zu dem Bereich, wo die Polizei später die Schuhe von Birna Brjánsdóttir fand. Die Beamten vermuten, er habe dort die Schuhe platzierte, um die Polizei in die Irre zu führen.  Am Nachmittag lief das grönländische Schiff aus.
 
Kurz darauf flogen Einheiten der Elitepolizei „Viking Squad“ dem Trawler „Polar Nanoq“ mit dem Helikopter hinterher und gingen an Bord. Nach einer Befragung der Mannschaft musste das Schiff umdrehen und nach Reykjavik zurückkehren, es wurden zwei verdächtige Männer aus Grönland verhaftet, der 25jährige Thomas Møller-Olsen und Nikolaj Olsen. Sie hatten das Auto, den roten Kia, gemietet. Ersterer hat laut „Iceland Magazine“ eine kriminelle Vorgeschichte - er war wegen Drogenhandels in Grönland inhaftiert. Drogen beziehungsweise Haschisch im Wert von zwei Millionen Euro wurden auch an Bord des Schiffs gefunden. Im Inneren des Fahrzeugs fand die Polizei Blutspuren von dem vermissten Mädchen. Die Männer hatten versucht, es vor der Rückgabe an die Verleihfirma am Samstag zu reinigen, schreibt „Iceland Magazine“. Die Polizei ist sich sicher, dass die 20-Jährige im Auto getötet und später irgendwo ins Meer geworfen wurde. Birna ertrank im vier Grad kalten Wasser des Nordatlantiks. Die beiden Männer beteuerten zunächst ihre Unschuld.
 
Dann stellte es sich heraus, dass der Grönländer Thomas Møller-Olsen für den Mord an Birna Brjansdottir und Schmuggel von 20 Kilo Hasch verantwortlich ist. Thomas M. soll bereits in Grönland eine Frau vergewaltigt haben und ist wegen Drogenbesitzes vorbestraft. Das Bezirksgericht von Reykjanes verurteilte den Täter zu 19 Jahren Gefängnis. Die Verhandlung wurde für den Angeklagten von einem Dolmetscher ins Dänische übersetzt. Olsen wurde ebenfalls zu einer Schmerzensgeldzahlung von 21 oder 29 Mio. Kronen an Birnas Eltern verurteilt, außerdem muss er die Kosten des Prozesses tragen. Die Höhe des Schmerzensgeldes wird unterschiedlich angegeben. In Island steht auf Mord lebenslängliche Haftstrafe. Drogenschmuggel wird mit bis zu 12 Jahren Haft geahndet. Im Urteil wird Olsen zur Last gelegt, dass er Birna in einem roten Mietwagen der Marke Kia Rio am Hafen von Hafnafjörður aufgegriffen habe, sie mehrfach ins Gesicht und auf den Kopf geschlagen, sowie am Genick gepackt und stark geschüttelt haben, bevor er sie ins Meer warf, wo sie ertrank. Die Leiche wies eine gebrochene Nase und Spuren von schwerer Gewaltanwendung am Kopf und im Gesicht auf. Ob der Grönländer unsittliche Handlungen an dem Mädchen vornahm ist nicht verlautbart worden. Olsen wurde - wie erwähnt - zu einer Schmerzensgeldzahlung von 21 Mio. ISK (Isländische Kronen) an Birnas Eltern verurteilt, was etwa 175.000 EUR entspricht, außerdem muss er die Kosten des Prozesses tragen, sowie eine Kostenerstattung für die Beerdigung, berichtet die Zeitung „RÚV“. Staatsanwältin Kolbrún Benediktsdóttir legte dem Gericht neben einer Fülle von Beweisen auch ein psychologisches Gutachten vor. Keines dieser Details ist veröffentlicht worden.
 
Ein gewaltiger Trauermarsch für Birna fand in Reykjavik statt. Er begann an der Stelle an der Einkaufsstraße Laugavegur, wo das Mädchen zuletzt lebend gesehen wurde. Kerzen wurden an der dortigen Hausnummer 31 abgestellt, es gab eine Schweigeminute. Dem Trauermarsch voran gingen zwei Männer und eine Frau, der Bewegung „Bikers Against Child Abuse International“ (BACA). Sie trugen Fackeln in der Hand. Ihnen folgten Tausende Menschen durch die Straßen der Stadt. Auf YouTube ist ein Video zu finden, in dem auch Bewohner der grönländischen Hauptstadt vor dem isländischen Konsulat Nuuk der gemordeten Birna Brjánsdóttir gedenken. Trotz  minus 17 Grad Celsius sollen rund 300 Menschen gekommen sein.