Jakob Waser, 68 Jahre
 
TATTOOS ?
 
Wie kann man nur so töricht sein,
sich seinen Leib vergiften,
durch Malerei auf seiner Haut
mit bunten Nadelstiften ?
 
Die Haut ist doch ein Tastorgan,
das soll man nicht verschmieren
die „Dritte Niere“ heißt man sie !
Und Nieren tätowieren ?!
 
Wie soll‘n Schadstoffe aus der Haut,
wie könnten Häute schwitzen,
wenn sie so arg beschädigt sind
mit diesem irren Ritzen ?
 
Es stechen Tätowierer doch
nicht selten giftige Tinten,
da nutzt man sogar Autolacke,
ob vorn, intim, ob hinten.
 
Die Leiber werden giftverseucht,
egal mit welchen Lacken,
die brave Leber schafft es nicht,
zu tilgen alle Schlacken.
 
So holen sich den Krebs ins Haus,
die Körperbilder-Schwärmer,
die körpereigene Abwehr wird
darunter immer ärmer.
 
Sind sie krank, so wundert sie’s:
„Woher nur kam mein Leiden -,
ich bin so regenbogen-bunt,
bin ich nicht zu beneiden ?!“
 
Die Buntheit ist kein Argument,
da lacht der Sensenmann:
„Je mehr mir so ein Kerl gefällt,
je früher kommt er dran !“
 
Jakob Waser ist volltätowiert und 68 Jahre alt. Seine fortgeschrittene innere Vergiftung kann man an seinem Gesicht ablesen. Seine Leber ist völlig überfrachtet, der Tod steht ihm förmlich ins Gesicht geschrieben. Zu seinem 40. Geburtstag wollte der Mann etwas verändern in seinem Leben und kam auf die schwachsinnige Idee, sich das erste Tattoo stechen zu lassen. Er war Hochseematrose, wodurch er täglich - bei viel Bewegung - die sauerstoffreiche, gesunde Seeluft einatmete. Jakob Wasers Körper funktionierte bis dahin unter besten Bedingungen, was ihm jetzt noch zugute kommt, trotz der langsam über die Jahre gewachsenen Bildüberdeckung seiner bemitleidenswerten Hautoberfläche. Natürlich hält er seine Körperbemalung für ein Kunstwerk und ist sowas wie stolz darauf. Worauf sollte er auch sonst „stolz“ sein ?! Je schlichter die Menschen geistig sind und je einfallsloser, umso mehr konzentrieren sie sich auf die Äußerlichkeiten. Und wer nicht einmal über eigene Ansehnlichkeiten verfügt, der meint, er müsse sie künstlich herbeiführen, eben durch eine bunte Hautvergiftung, sprich Tattoo.
 
Die Prozedur des Stechens ist an gewissen Hautpartien alles andere als angenehm, im Gegenteil, Jakob W. erzählt, dass er dafür „höllische Schmerzen“ auf sich genommen habe. Der Mann macht aus seiner Macke eine Art Heldenepos: „Die erste Tätowierung war ein Versuch, ich ahnte noch nicht, ob und wie ich weitermachen würde. Aber eines, das merkte ich da bereits: Dass es mir bei weitem nicht nur um die Optik ging, sondern mindestens genauso um den Schmerz, den man aushalten muss und der einen Bewusstwerdungs-Prozess anschiebt: Nein, ich laufe nicht weg - ich stelle mich. - Am großen Zeh war der Schmerz besonders schlimm, bis ins Gehirn hat es gezogen. Auch die Knie-Innenseiten waren heftig. Manche Sitzungen haben länger als zehn Stunden gedauert. Besonders große Tattoos waren hinterher wie flächige Wunden.“
 
Dass Komplikationen auftreten können, ignoriert er. Tätowierte erkranken an schwarzem Hautkrebs, wenn sich Tattoo-Farben in den Lymphknoten sammeln. Das erschwert die genaue Diagnose, denn es sieht so aus, als hätte der Krebs bereits die Lymphknoten befallen. Eine Studie italienischer Forscher kommt zu dem Schluss, dass die meisten jungen Leutchen keine Ahnung von den potenziellen Gesundheitsrisiken aus dem Tattoostudio haben. Am häufigsten kommen Infektionen vor, die auf mangelnde Hygiene der Nadeln beim Stechen zurückgehen. Auch Entzündungsreaktionen werden bei sensibler Haut immer wieder beobachtet. Sie können selbst bei Henna-Tattoos auftreten, warnen die Forscher. Vor allem die Einstichstellen neigen dazu, zu bluten und dann bilden sich harte Krusten, die eintrocknen und brechen. Jakob berichtet: „In Goa hab ich Leute gesehen, bei denen haben die tätowierten Stellen sich entzündet und geeitert. Zum Glück ist so etwas bei mir nie passiert. Wundsalbe auf das frisch gestochene Tattoo und Frischhaltefolie drüber, das hilft. Drei bis vier Tage blieb die jeweils drauf.“ Seit acht Jahren ist der Ex-Matrose nun volltätowiert, die Handrücken waren das Schlusslicht. Hoffentlich hält sein armer farbgeschundener Körper noch eine Weile aus !
 
Dass für die Tattoo-Industrie direkt und indirekt Werbung betrieben werden darf, im Netz, in Magazinen und im Fernsehen, ist bezeichnend für unser BRD-Land, in dem so viel Vernünftiges und Gesundmachendes verboten ist, aber ALLES erlaubt ist, was kaputt macht. Man kann mit seinem Körper tun und lassen was man will. Aber wenn eine offensichtliche Neurose, wie die Tattoo-Körperbeklexung, ohne Widerspruch in Zeitschriften glorifiziert wird, ist das eigentlich eine unstatthafte Werbung für die Krankmachindustrie.