„Die Wanderhure“ immer ein bisschen angeschmutzt….
 
Der Schmarrn vom Schmutz
 
 Seit einiger Zeit kam es in Mode
bei den Herren Filme-Machern,
dreh‘n sie Mittelalter-Filme,
gibt es um den Schmutz kein Schachern.
 
Schmutz wird reichlich aufgepudert,
aufgestrichen in Gesichter,
denn man meint den blanken Unsinn,
damals gäb‘ es nur Gelichter.
 
Doch die Reinlichkeit war damals
auf den Wangen und den Händen
mindestens so gut wie heute,
bei hohen wie bei nied'ren Ständen.
 
Allüberall gab‘s reine Seen,
klare Bäche, breite Flüsse,
jeder nutzte sie zur Wohltat
und zum Säubern, ihre Güsse.
 
Germanien war das Land der Bäder,
ja, sogar des Bade-Kultes,
Badezuber-Dienste bot man
in den Zelten jeden Dultes (Marktes).
 
Eitele Gecken war’n die Männer,
pflegten peinlich die Frisuren,
und noch reinlicher die Weiber,
von den Nonnen bis zu Huren.
 
Der Mittelalterschmutz in Filmen,
ist nur ‘ne Regisseur-Marotte -;
jede Zeit hat ihre Spleene,
die man pflegt zum eigenen Spotte !
 
„Die Wanderhure“ ist ein Fernsehfim von Regisseur Hansjörg Thurn aus dem Jahr 2010. Das Drehbuch schrieb Gabriele Kister nach dem gleichnamigen Roman von Iny Lorentz. Die Erstausstrahlung erfolgte am 5. Oktober 2010 in Sat.1 und dem ORF. 2012 folgten die Fortsetzungen „Die Rache der Wanderhure“ und „Das Vermächtnis der Wanderhure“. - In der DVD „Die Rache der Wanderhure“, 2012, „Making off“, Hansjörg Thurn, zum Aufpudern und Aufstreichen von „Schmutz“, also dunklen Farben, in Gesichter, Hände usw. der Schauspieler: „Um das Mittelalter spürbar zu machen, versuchen wir bisschen den Dreck des Mittelalters auch spüren zu lassen.“
 
„Die Wanderhure“ und die beide Folgefilme sind Bände des Autorenpaares Iny Klocke und Elmar Wohlrath aus dem Jahr 2004. Die Handlung des ersten Bandes spielt in Süddeutschland zu Anfang des 15. Jhs. (1410): Der begüterte Handelsherr und Witwer Matthias Schärer aus Konstanz will seine schöne und brave junge Tochter Marie dem Magister Ruppertus Splendidus, einem heimtückischen Advokaten und unehelichen Sohn eines Ritters, zur Frau geben. Ruppertus Splendidus aber lässt Marie unmittelbar nach der Verlobung zu unrecht beschuldigen, sie habe schon mit mehreren Männern geschlafen und sei daher nicht mehr die ihm im Ehevertrag zugesicherte Jungfrau. Im Rahmen der Anschuldigungen wird Marie vergewaltigt, unschuldig verurteilt, ausgepeitscht und aus der Stadt verbannt. Ruppertus Splendidus lässt sich als Entschädigung für das angeblich falsche Eheversprechen das gesamte Eigentum von Matthis Schärer übereignen und sperrt Schärer heimlich ein, wo der Kaufmann an gesundheitlichen Problemen stirbt; den Toten lässt er heimlich begraben. Nur Maries einstiger Kinderfreund Michel Adler, der in sie verliebt ist, macht sich aus Konstanz auf, um der Verbannten zu helfen, verliert aber sogleich ihre Spur. Die schwer verletzte Marie wird von einer umherziehenden Hurengruppe, die sich, wie damals üblich, mittels gelber Streifen an den Röcken, erkennbar machen, gesundgepflegt und erklärt sich mangels andere Überlebenschancen, ebenfalls zu diesem Gewerbe bereit. Ihr Lebensziel wird die Rache an Ruppertus Splendidus und den Männern, die sie vergewaltigt haben. Als Prostituierte lernt sie unter anderem zwei Ritter kennen und gelangt an Dokumente, die Ruppertus Splendidus des Verrats, der Urkundenfälschung und anderer Verbrechen überführen. Zunächst nutzt sie die Unterlagen aber nicht, weil sie annimmt, dass sie aufgrund ihres gesellschaftlichen Status als Prostituierte keine Chance gegen den geachteten Advokaten hätte. Als ein Mann Prostituierte für das vom Kaiser einberufene „Konzil zu Konstanz“ anwirbt und ihnen versichert, sie stünden während des Konzils unter Schutz vor gerichtlicher Verfolgung, kehrt Marie nach fünf Jahren zurück aus der Verbannung. In Konstanz trifft sie Michel Adler wieder, dem in der Zwischenzeit als Soldat ein gesellschaftlicher Aufstieg gelungen ist. Michel liebt Marie noch immer, sie aber will zunächst nichts von ihm wissen, weil sie meint, er sehe auf sie herab. Mit seiner Hilfe und der eines der ihr bekannten Ritter gelingt es ihr jedoch schließlich, die Schuld von Ruppertus Splendidus vor dem Kaiser persönlich nachzuweisen. Der Advokat und seine Handlanger werden hingerichtet, Marie von ihren Sünden freigesprochen, finanziell entschädigt und mit Michel verheiratet und Michel eine Anstellung als Burgvogt zugesprochen.
 
Im ersten Teil findern sich lobenswert-realistische, zeitgerechte Darstellungen, mit hervorragenden schauspielerischen Leistungen, bei guter Kameraführung. In den beiden Folgefilmen schimmert jedoch das sich verstärkende Schema der bekannten linksverquasten Multiverkulti-Indoktrination durch. Ausgerechnet muss ein heilkundiger Mongole das Leben des Michel Adler retten, im deutschen Reichsgebiet des 14./15 Jahrhundets. Man fühlt die links-ideologische Belehrungsabsicht die dahinter steht und ist verstimmt. Der Mongole vertritt hier die Stelle des Political-correctness-Alibi-Negers in den vorbildgebenden US-Filmen. Im Tartarenlager liebt der blonde Mongolen-Khan eine Negerin, welche der Marie die niedrigsten Arbeiten auferlegt. Bunt soll es zugehen im neudeutschen Mulikultiland BRD, auch im Unterhaltungsfilm.
 
Regisseur: Hansjörg Thurn; Mitwirkende sind: Alexandra Neldel als Marie Schärer, Bert Tischendorf als Michel Adler, Götz Otto als Kaiser Sigismund, Adele Neuhauser als Burgherrin, Nadja Becker als Maries Freundin, Daniel Rösner als Kamerad von Michel Adler, Julian Weigand als Ruppertus Splendidus, Miguel Herz-Kestranek als Tuchhändler Schärer.
 
Traditioneller deutscher Badekult
 
Leukerbad im Wallis; Gemälde von Hans Bock d. Ä., 1597
 
Weil man gemeinhin vom „dunklen Mittelalter“ gewohnt ist zu hören, entwickelte sich in den Köpfen von manchen Halbgebildeten die irrige Vorstellung, die Deutschen hätten sich im Mittelalter weniger reinlich gehalten als heutzutage. Die deutschen Badestuben, entwickelt aus der germanischen Tradition des sittsamen gemeinsamen Badens beiderlei Geschlechter, dienten nie allein der Körperreinigung, sie entwickelten sich zu Unterhaltungs- und Vergnügungsstätten (ca. 13./14. Jh.). Man traf sich, um sich kurzweilig auszutauschen, Neuigkeiten zu hören und weiterzugeben und einfach unter Seinesgleichen zu sein. Es wurde auch gegessen, getrunken und musiziert. Je nach Wannengröße badete man zu zweit oder mit bis zu fünfzehn Personen beiderlei Geschlechts in großen Wannen. Das Wasser wurde in einem holzbetriebenen Glühofen erhitzt, der außerdem für heißen Dampf sorgte, ähnlich wie im heutigen Dampfbad bzw. der Sauna. Daneben dienten die mittelalterlichen Badestuben auch der Gesundheitsförderung. So wurden den Bädern zu Behandlung von Hautkrankheiten unter anderem Kräuter und wohlriechende Essenzen beigemischt. Das Setzten von Blutegeln gehörte ebenso zum Angebot wie Salben gegen Kopf- und Zahnschmerzen und sogar kleine chirurgische Eingriffe wurden hier durchgeführt. Die Bedürfnisse der Badegäste nach gaumenerfreuenden und, in Grenzen der Sittsamkeit, geistanregenden Getränken, sinnlichen Abenteuern und Glücksspielen, riefen bald die immer verbitterten und alle kirchenfreien Volksfreuden hassenden Kirchenpersonen auf den Plan, die daraufhin ein Verbot für das gemeinsame Baden von Männern und Frauen erließ (ca. 15. Jh.). Nach der Entdeckung Amerikas kam die Lustseuche, die  Syphilis, nach Europa. Sie ist schuld, dass das Badeleben, mit seiner engen Kontaktpflege, als Gefahr erkannt wurde und die deutsche Badekultur darunter zu leiden begann. Der Kirche kam das sehr gelegen, sie argumentierte falsch, die Krankheit käme vom lustvollen Baden selbst, denn der Auslöser, das Bakterium Treponema pallidum, war ja zunächst völlig unbekannt. Anstelle der bis dahin üblichen Körperhygiene entstanden neue Praktiken: Der Körper wurde trocken abgerieben, parfümiert und gepudert und nur noch Teilwaschungen, wie z.B. von Gesicht und Händen, praktiziert. Im ganzen Abendland wurden die öffentlichen Bäder von der leibverdammenden Kirche verdammt und bis zum Ende des 16. Jahrhunderts nach und nach geschlossen. Fast zwei Jahrhunderte lang geriet das gemeinsame Badevergnügen in Vergessenheit. Erst das Zeitalter der Aufklärung, Mitte des 18. Jahrhunderts, und dem Trend „Zurück zur Natur“, brachte eine Rückbesinnung in der Gesellschaft. Es entstanden wieder öffentliche und private Bäder. Wer sich kein eigenes Bad leisten konnte, ließ sich ab und zu eine Badewanne mit heißem Wasser per Karren ins Haus liefern. In Hamburg eröffnete 1855 die erste Bade- und Waschanstalt Deutschlands. Mit 65 Badewannen und 56 Waschtischen bot sie gerade der ärmeren Bevölkerung die Möglichkeit zur Körperpflege. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts entstanden dann zahlreiche Badeanstalten, die vor allem hygienischen Zwecken dienten, aber auch dazu dienten, schwimmen zu lernen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden Kurorte mit Thermalbädern. Diese hatten das Image von Sanatorien für kranke Menschen. Die Kirche wetterte unbelehrbar weiter gegen das Baden, besonders gegen das gemeinsame Baden von Weiblein und Männlein und gegen die freizügigere Badebekleidung. Erst der NS-Staat, das sog. „Dritte Reich“, brachte den Durchbruch und den Boom des Badesportes, ohne religiöse Vorurteile und Prüderie, als ein die Gesundheit erhaltendes, allgemeines Volksvergnügen.