MEIN WUNDER
 
An Wunder glaube wer da mag,
ich glaubte nie, zu keinem Tag.
Ich glaube ans Naturgesetz,
ich halte „Wunder“ für Geschwätz.
 
Für mich gab es nur eine Sicht:
„Wunder gibts in Wahrheit nicht !“
Wer heut‘ noch wundergläubig ist,
ist wohl ein Närrlein oder Christ.
 
Mein Sinnen geht im Kreis herum,
mir wird im alten Kopf so dumm,
denk‘ ich mein Leben just zurück,
erscheint es wie ein Wunder-Glück.
 
Weiß Gott, ich spreche nicht im Scherz,
ich hing an einen Geist mein Herz.
Ich lobte Wodin, manchmal laut,
manch‘ Zuhörer hat scheel geschaut.
 
Ich bat den Gott den ich geglaubt,
dass er mir Geisteskraft erlaubt,
dass ich sein Runen-Rätsel rat‘,
als Wunschziel meiner Lebens-Tat.
 
Und siehe, was seit tausend Jahr‘
ein unentdeckt‘ Geheimnis war,
das wurde mir geoffenbart,
in wunder-armer Gegenwart.
 
So gibt‘s die Wunder also doch ?
Ich bin mir nicht ganz sicher noch.
Am allermeisten wundert mich
mein eigenes wunderliches Ich.
 
 
Es ist verwunderlich mit mir, dass ich ein Leben lang Geheimnissen nachjage und Irrtümer aufzuklären mich bemühe. Dieser Antrieb bringt mir nichts ein, als die Ablehnung und den Widerstand derer die genau mit diesen bewussten oder unbewussten Täuschungen im Trüben fischen. Die Mythologien der Völker, die Geschichte und die historischen Lügen um meine Nation haben es mir angetan. Das sind meine Forschungsschwerpunkte. Schon als Junge spukte es mir im Kopf herum, ich würde eines Tages ein ganz wunderbares Geheimnis lösen und damit meinen strengen, rügenden Vater beschämen, der als mathematische Koryphäe, mit seinen immer passgerechten lateinischen Zitaten, mir zu zeigen bestrebt war, wie unbedeutend mein Wissen im Vergleich zu dem seinigen war. Dass ich ausgerechnet das mythologische Geheimnis schlechthin - eben das Runen-Geheimnis - lösen würde, indem ich den Sinn der Runenreihe ergründete - ist eigentlich ein Wunder - „mein Wunder“. Bekanntlich bedeutet der Begriff Rune „Geheimnis“. Ich habe dazu keine vorbereitenden Studien mitgebracht, ich bin weder Germanist, Mediävist noch Skandinavist. Mich trieb allein mein Wissenwollen in die Bibliotheken, die Museen und in die Wälder Skandinaviens auf Felsbildjagd. Von der afrikanischen Wüste bis nach Grönland und Island trieb mich meine Abenteuersucht. Doch verlor ich nie die Bedeutung der Heimat und die Ehre meines Volkes aus den Augen. Ich wurde von meiner großen Schwester zum Katholizismus erzogen, machte mich über die Literaturen Friedrich Nietzsches frei davon und wurde - wie ferngelenkt - in die Begegnungen mit etlichen wunderbaren deutschen Frauen und Männern geführt. Immer konnte ich gut zuhören und vergaß in keinem Augenblick, dass ich lernen und ein dankbarer Schüler sein wollte. Schließlich wird Denkarbeit belohnt, ich entschlüsselte das antike Runenprinzip und wies den ariosophischen Irminsul-Enthusiasten nach, dass sie die Dattelbaum-Ikone des Orients „anbeten“. Meine berechtigte Kritik flankierte ich mit der Vorstellung des Besseren, nämlich des Wahren. Ich stellte das deutsch-germanische Neuheidentum erstmalig auf die standfesten Füße einer Realesoterik. Allen Freunde und Gefährten die mich dabei unterstützt haben gilt mein herzlicher Dank -; sie haben es im höheren Sinne nicht für mich, sie haben es für unsere gemeinsame Idee getan. Ganz besonders danke ich meinem treuen Jörg. Was wäre der tapferste Kämpfer ohne seinen Waffenbruder, Ger-Knappen und Schild-Träger ?! Doch so real die Freunde sind, so fast traumhaft fremdbestimmt erscheint mir in der Rückschau mein Weg. Ich schreibe meine Texte, meine Lyrik oftmals wie von oben diktiert nieder. Es scheint in meinem „Es“ etwas zu sein das meinem „Ich“ Weisungen und Wissen erteilt, als würde ein Größerer in mir walten den ich nicht kenne. Aus meinem Kindheitskatholizismus heraus fühlte ich mich religiös geprägt, spontan rief ich als zurückgelangter Heide (Heide heißt Artgläubiger, aus germ. heitr = Art) den alten Volksgott Wodan-Wodin an. Ich bat ihn um Beistand auf dem Weg meiner Wahrheitssuche. Dass meine kindhaften Bitten Erfüllung fanden - auf so vielen Ebenen - sehe ich als ein Wunder an, obgleich ich an Wunder nie glauben mochte. Wer treibt mich, wer vermittelt mir Zusprachen und Einflüsterungen ? Ich weiß es nicht, ich kann mir meine Findungen und Erfolge nicht redlich erklären. Ich empfinde mich fast wie ein Werkzeug in der mir letztlich unbekannten Hand.